Eine aktuelle Studie von Wirth & Löhn stellt die Hypothese auf, dass die orthostatische Intoleranz, also die Verstärkung von Symptomen in aufrechter Position, bei #LongCovid auf eine
💠 schlechte Blutversorgung der großen Venen, der sog. Kapazitätsgefäße,
zurückgehen könnte.
Man geht bisher allgemein davon aus, dass die orthostatische Intoleranz, manchmal einhergehend mit niedrigem Blutdruck und schnellem Herzschlag, durch eine verminderte Durchblutung des Gehirns verursacht wird.
Die Hirndurchblutung ist auf die Funktion des gesamten Blutkreislaufs angewiesen. Für die Kreislaufregulation wiederum sind u. a. die großen Venen wichtig. Bedarfsabhängig können sie viel Blut aufnehmen, so erklärt sich auch dass sie als „Kapazitätsgefäße“ bezeichnet werden.
Und da ihre Gefäßwände so dick sind, dass sie nicht ausreichend aus dem Inneren heraus mit Sauerstoff versorgt werden können, haben sie ihre eigenen kleinen Blutgefäße, die sog. Vasa vasorum, also „Gefäße der Gefäße“.
Sind diese kleinen gefäßversorgenden Blutleiter durch Probleme mit der Mikrozirkulation, wie sie bei COVID zu finden sind, beeinträchtigt, können die Venen möglicherweise nicht mehr gut ihre Weite regulieren und dehnen sich mehr als erwünscht.
Das Blut „versackt“ quasi und wird nicht ausreichend zurück zum Herzen gepumpt, besonders in aufrechter Position. Die Herzleistung sinkt und der Sympathikus wird stimuliert, was wiederum dazu führt, dass Gefäße von Hirn und Muskeln sich verengen. Ein Teufelskreis.
Das ist in etwa die Theorie. Es wird auch noch angemerkt, dass auch steife und enge Gefäße denselben Effekt haben könnten. Bei #MECFS zum Beispiel, wo OI fast immer vorkommt, findet sich häufig ein vermindertes Blutvolumen und ein kleiner linker Herzvorhof.
Eine Messung der Größenveränderung der Venen beim Wechsel vom Liegen zum Stehen sowohl bei #pwLC als auch bei gesunden Kontrollen könnte Aufschluss darüber geben, inwiefern diese Zusammenhänge eine praktische Bedeutung haben.
In einigen kleineren Studien wurde bereits eine Fehlfunktion der Vasa vasorum bei #LongCovid postuliert.
Die Autoren hoffen entsprechend dieser theoretischen Überlegungen, dass Medikamente, die die Mikrozirkulation verbessern, bei Long Covid hilfreich sein könnten.
Ärzt*innen glauben häufig, dass Untersuchungen nur Sinn machen, wenn sich aus Ergebnissen eine therapeutische Konsequenz ergibt.
Ich sehe den Punkt und habe aus diesem Grund auf eine #MCAS-Diagnostik (Mastzellaktivierungssyndrom für die Uneingeweihten) verzichtet. Antihistaminika kann ich ohne auffälliges Testergebnis probieren, zumal die Untersuchungsergebnisse offenbar nicht immer ganz eindeutig sind.
Es gibt hier in der Bubble Unklarheit darüber, was psychosomatische Krankheit eigentlich ist.
Daher ein Faden. 🧵
[Einschränkung: Ich beziehe mich hier vor allem auf den Teil der Psychosomatik, der sich mit sog. „funktionellen Körperbeschwerden“ beschäftigt.]
Was denkt man, wenn man das Wort „Psychosomatik“ hört? Man hat sofort die Assoziation, dass die Seele krank macht, oder? Logisch und plausibel. Jeder weiß dass Psyche und Körper nicht getrennt zu betrachten sind.
Aber jetzt kommt’s: Warum gilt dann das Ausbrechen einer schweren Erkrankung nach einem belastenden Lebensereignis nicht als psychosomatisches Problem?
Das liegt daran, dass die Lehre der Psychosomatik ganz andere Konzepte hat, als man dem Namen nach vermuten würde.
An uns Patient*innen (#MECFS) wurde der Auftrag herangetragen, als Expert*innen in eigener Sache Ärzt*innen unsere Erkrankung möglichst einfach zu erklären (*). Ich fange mal mit der
💠orthostatischen Intoleranz (OI)
an. Über das faszinierende Phänomen gibt es viel zu sagen.
Wie ist die OI definiert? Allgemein versteht man darunter die Verschlechterung von Symptomen in aufrechter Position. Sie kommt in den drei gängigsten #MECFS-Kriterien (CCC, ICC, SEID) vor, ist aber in keiner von ihnen Voraussetzung für die Diagnose.