#CFCBVB: Late to the party (wegen eines Vortrags, konnte deshalb bislang nur einzelne Szenen sehen), aber wegen vieler Fragen ein paar Einschätzungen zur Situation rund um den Handelfmeter für Chelsea. (1/10)
Zum Handspiel selbst: Bei der UEFA geht es, was die unnatürliche Vergrößerung des Körpers betrifft, noch etwas strenger zu als in der Bundesliga. Wolf dreht sich zwar mit dem Körper weg, hält den Unterarm aber mit geöffneter Hand in die Flugbahn des Balles. (2/10)
Damit hält er den Ball auf. Nicht das erste Mal, dass Wolf auf diese Weise den Ball stoppt, der von außen hereingegeben wird, und dadurch einen Strafstoß verursacht. Aus meiner Sicht eine mindestens vertretbare Entscheidung. (3/10)
Bei der Strafstoßausführung wird es nun kompliziert. Dass Havertz seinen Anlauf unterbricht und dann fortsetzt, ist erlaubt. Bei der Ausführung sind mehrere Spieler beider Teams zu früh im Strafraum bzw. im Teilkreis, darunter auch Özcan (Screenshot von @DaleJohnsonESPN). (4/10)
Der Ball geht an den Pfosten, Özcan schlägt ihn weg. Makkelie lässt weiterspielen, der VAR schaltet sich ein. Er teilt Makkelie mit, dass ein Spieler, der zu früh in den Teilkreis gelaufen ist (Özcan), den zurückspringenden Ball geklärt hat. Makkelie lässt wiederholen. (5/10)
Im Handbuch des IFAB steht, wann der VAR eingreift, wenn Spieler beim Strafstoß zu früh vorlaufen. Relevant ist hier die grün markierte Stelle: wenn ein zu früh vorgelaufener Verteidiger einen Angreifer hindert, den Ball zu spielen, und so ein mögliches Tor verhindert. (6/10)
Das hat Özcan aber nicht getan. In seiner Nähe war nur Havertz, der den vom Pfosten zurückspringenden Ball aber nicht mehr spielen durfte, weil sonst eine Doppelberührung vorgelegen hätte (nach dem Pfostenschuss hatte kein anderer Spieler den Ball berührt). (7/10)
Mit anderen Worten: Wolf hat zwar aus dem zu frühen Vorlaufen in den Teilkreis einen Vorteil gezogen, aber keinen Angreifer daran gehindert, den Ball aufs Tor zu bringen. Nach dem IFAB-Handbuch gab es also eigentlich keinen Anlass zum Eingreifen. (8/10)
Rein regeltechnisch ist die Wiederholung zwar trotzdem korrekt: Wenn Spieler beider Teams zu früh in den Strafraum oder den Teilkreis laufen, ist eine Wiederholung vorgesehen. Dabei ist es übrigens unerheblich, welcher Spieler zuerst zu früh im Strafraum war. (9/10)
Dennoch war ein VAR-Eingriff hier aus den genannten Gründen nicht geboten. Hätte Makkelie aus dem Spiel heraus eine Wiederholung angeordnet, wäre das nicht zu beanstanden gewesen (selbst wenn so etwas in der Praxis nur selten vorkommt.) (10/10)
Korrektur zu Tweet 8: Özcan, nicht Wolf. Danke an @Luddevig für den Hinweis!
DFB-Lehrwart Lutz Wagner sieht es genauso. kicker.de/940989/artikel…
Wagner macht auch deutlich, warum Özcan die Chelsea-Spieler, die dem Ball am nächsten waren, in keinem Fall um einen legalen Torabschluss gebracht hat: Sie waren ebenfalls zu früh in den Strafraum gelaufen.
Im Grunde genommen hätte überhaupt kein Spieler von Chelsea in der Nähe des Strafraums den Ball nach dem Abpraller legal spielen können. Sie waren alle mindestens mit dem Fuß auf der Strafraum- oder Teilkreislinie. Und der Rest war zu weit weg.
Und weil die Frage ebenfalls häufiger kam: Ein Einspruch des BVB wäre zwecklos, siehe Screenshot (Auszug aus dem VAR-Protokoll im Regelwerk).

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Feb 25
#TSGBVB (50.): Schiedsrichter entscheidet: Foul von Can an Akpoguma außerhalb des Strafraums, daher Freistoß TSG. VAR überprüft, ob Kontakt innerhalb des Strafraums. Stellt fest: So ist es. Folge somit eigentlich: Mitteilung an den Referee, dass es Strafstoß geben muss. (1/9)
Da innerhalb/außerhalb eine faktische Entscheidung ist, bedarf es eigentlich keines On-Field-Reviews. Da die Entscheidung nun aber Strafstoß lautet, wird (erst jetzt) auch überprüft, ob es klar und offensichtlich falsch war, den Einsatz von Can als Foulspiel zu bewerten. (2/9)
Das bejaht der VAR, deshalb empfiehlt er ein On-Field-Review. Nach dem Review entscheidet der Referee: Der VAR hat Recht, es ist kein Foul und damit kein Strafstoß. Am Ende eines On-Field-Reviews muss aber immer auch die richtige Spelfortsetzung stehen. (3/9)
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Feb 25
#F95EBS: Die Torlinientechnik gibt es in der 2. Liga definitiv nicht, auch nicht nach dem Anbieterwechsel von Hawk Eye zu Vieww. Den Zweitligisten ist das zu teuer.
Tor/kein Tor ist eine Schwarz-weiß-Entscheidung (wie Ball innerhalb/außerhalb oder eine Abseitsstellung). (1/4)
Dennoch gilt auch hier: Eingriff nur, wenn keine Zweifel bestehen. Mein persönlicher Eindruck ist: Der Ball ist vollständig hinter der Torlinie. Aber ich verstehe auch jeden, der bei dieser Auflösung und der nicht zu 100 Prozent akkuraten Perspektive sagt: Ich habe Zweifel. (2/4)
Zum 3:1 für Fortuna: Den Linien und dem Lot zufolge ist es gleiche Höhe, also kein Abseits. Können beim Anlegen Fehler passieren? Ja. In England etwa hat man sich deshalb kürzlich von einem VAR getrennt. Auch bei St. Pauli – Hannover ist unlängst etwas falsch gelaufen. (3/4)
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Feb 23
Wir haben uns zum Thema Sanktionen für Äußerungen nach dem Spiel schlau gemacht. Anlass war die Geldstrafe für Nagelsmann (50.000 Euro) aufgrund seiner Äußerungen in der Mixed Zone über das Schiedsrichterteam um Tobias Welz (»weichgespültes Pack«). (1/X)
sueddeutsche.de/sport/nagelsma…
Grundsätzlich ist es so: Rot und Gelb-Rot ziehen eine automatische Sperre nach sich. Hätte Nagelsmann sich also während des Spiels (oder nach dem Schlusspfiff, aber noch auf dem Spielfeld) so geäußert, dann wäre er, eine Rote Karte vorausgesetzt, gesperrt worden. (2/4)
Bei Äußerungen nach dem Spiel dagegen ist der Spielraum für Kontrollausschuss und Sportgericht größer. Sie können Milderungsgründe geltend machen. Etwa, dass der Betreffende sportgerichtlich noch nicht in Erscheinung getreten ist. Oder dass er um Entschuldigung gebeten hat. (3/4)
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Feb 21
#SGENAP (58., Feldverweis): Kolo Muani ist in Ballbesitz und lässt einen Gegner aussteigen, legt sich den Ball dann aber einen Tick zu weit vor. Als Anguissa naht und ins Tackling geht, erreicht Kolo Muani den Ball so gerade eben mit der Sohle. (1/5)
Die Sohle ist dadurch offen, Anguissa spielt ebenfalls den Ball, dann trifft ihn Kolo Muani mit eben dieser offenen Sohle auf dem Sprunggelenk, wobei das Bein anfangs fast gestreckt ist. Die Intensität ist hoch. (2/5)
Durch die Dynamik steht Kolo Muani noch für einen Moment auf dem Sprunggelenk, versucht aber, den Druck herauszunehmen. Schiedsrichter Soares Dias beobachtet der Zweikampf aus nächster Nähe und in einer Ruheposition. Das ist ideal. (3/5)
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Feb 18
#BMGFCB (8., Rot für Upamecano): Polarisierende Entscheidung, sicherlich mehr, als wenn auf Weiterspielen erkannt worden wäre. Wie schon bei Sky ausgeführt: Der Impuls gegen die Schulter von Pléa ist gering, dass er Pléa eintscheidend aus dem Tritt bringt, sehr zweifelhaft. (1/4)
Diesen Kontakt als Stoßen oder Halten zu bewerten, ist sehr hart, zu hart, auch wenn Pléa mit einigem Tempo unterwegs ist. Dass er ins Straucheln kommt und mit Verzögerung fällt, ist auch angesichts seiner Robustheit fragwürdig. Weiterspielen wäre die beste Entscheidung. (2/4)
Hätte der VAR eingreifen müssen? Nach UEFA-Maßstäben nicht: Eine Intervention soll in solchen Situationen nur erfolgen, wenn entweder klar der Ball gespielt wurde oder gar kein Kontakt vorlag. Das ist die Definition einer klaren und offensichtlichen Fehlentscheidung. (3/4)
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Dec 20, 2022
Bei @TheIFAB gibt es nun »Football Rules – Simplified Laws of the Game«. Das Regelwerk in besser verständlicher, weniger technischer Sprache und in gestraffter Form, mit einem Fokus auf das Wichtigste. Bislang in Englisch, weitere Sprachen folgen. (1/5)
footballrules.com
Der Aufbau ist anders als im Regelwerk. Nicht von Regel 1 bis 17, sondern nach Kategorien: Hardware (Spielfeld, Tore, Ball), Beteiligte (Spieler, Trainer, Schiri), Spielereignisse (z. B. Eckstoß, Auswechslungen), Verstöße & Sanktionen (z. B. Fouls, Strafstöße), Technik. (2/5)
Alternativ kann man sich das Ganze auch in einer Sortierung von A bis Z anzeigen lassen.
Zielgruppe sind weniger die Unparteiischen als vielmehr Spieler, Zuschauer, Fans, Medien, Laien. Die Strukur ist klar und übersichtlich, es gibt viele »What happens if ...«-Beispiele. (3/5)
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