Ah ja, bestimmte Zahlungsmethoden werden für Menschen mit Schulden nicht nutzbar sein.
Na, liebe @spdbt, @GrueneBundestag und @fdpbt, dann erzähl ich euch mal, wie ich in Verschuldung geraten bin. Schnallt euch an.
Ich war Mitte Zwanzig und gerade von zuhause ausgezogen. Früher ging nicht, weil meine Mutter lange ohne mein Einkommen aufgeschmissen gewesen wäre.
Keine Schuld meiner Mutter. Es war halt so.
Ich arbeitete in einem Callcenter, das NKL-Lose verkaufte. Es ging mir ganz gut. /1
Ich lernte zu dieser Zeit, dass Telefonverkauf stark unseriös ist. Man setzt Leute am Telefon unter Druck, um ihnen Produkte anzudrehen, die sie nicht brauchen. Lasst euch nichts erzählen. Um gute Argumente für den Verkauf geht es nicht.
Ich sah darin damals aber kein Problem. /2
"Sind ja alle erwachsen." Das redete ich mir ein.
Datensätze waren in der Fimra immer ein Problem. Wir mussten sehr oft dieselben Leute abtelefonieren. Ihr fragt euch, warum ihr manchmal über drei, vier Wochen ständig von [setze Marke ein] angerufen werdet? Weil neue /3
Datensätze teuer sind.
Es ging aber trotzdem. Ich war kein übermäßiges Verkaufstalent, aber hatte mein Auskommen.
Bis neue Datensätze immer seltener kamen. Und vor allem noch ein ganz besonderes Schmankerl mitbrachten.
Die neuen Datensätze waren ausschließlich Menschen aus /4
Altenheimen. An einem Tag verkaufte ich fast ein Los an eine wahrscheinlich demente ältere Dame. Generell waren viele Menschen am Telefon denen man einen Grad an Verwirrtheit anmerkte.
Meine moralische Rechtfertigung "Sind ja alle erwachsen" geriet ins Wanken. Ich zweifelte. /4
Seit diesem Tag machte ich keine Abschlüsse mehr. Ich war auch nicht der einzige, dem es so ging. Der Chef, ein reicher Erbe, der selbst noch nue gearbeitet hatte, rief uns alle zum regelmäßigen Runtermachen ins Büro.
Ich begab mich auf die Suche nach einer anderen Stelle. /5
Es war allerdings nicht so einfach, zu dieser Zeit.
Wie auch immer, die Ereignisse sollten sich eh bald überschlagen
Es war ein April oder Mai. Und es kam kein Gehalt. Der Chef sprach von Verzögerungen. Wir arbeiteten weiter. Nach fast einem Monat leben von Rücklagen und /6
Dispo wurde ich krank. Fieber, Husten, Schnupfen - normalerweise nach wenigen Tagen kuriert.
Diesmal nicht. Es zog sich über Wochen. Chef stattete mir einen Besuch ab, ob ich auch wirklich krank sei. Rechtlich schwierig. Wusste ich damals nicht.
Gehalt kam weiterhin nicht. /7
Ich entschied mich für den Rechtsweg. Imagine: ich wollte nur mein Gehalt für den Monat, in dem ich noch gesund gearbeitet hatte. Noch bevor ich mir einen Anwalt gesucht hatte, wurde ich gekündigt. Es fehlten inzwischen drei Monate Gehalt. Bei der damals noch recht neuen Arge /8
wusste man nicht, was zu tun war. Das System sah die Situation, dass jemand einfach sein Gehalt nicht bekam, offenbar nicht vor. Nach langem Ringen erhielt ich ein zinsloses Darlehen.
Es war aber nicht viel. Unter Hartz IV. Ich musste weiter von Dispo und Kreditkarte zehren. /9
Monate später: Die Klage gegen das Unternehmen lief auf einen Vergleich hinaus. Man solle mir meine fehlenden Gehälter + eine kleine Summe Abfindung zahlen.
Der Sieg war wertlos. Das Unternehmen meldete kurz darauf Insolvenz an. In der Masse war nicht mal genug für /10
die ganzen fehlenden Gehälter. Ich bekam nur einen Bruchteil von dem Geld, das mir zustand. Nach Monaten auf Pump blieb ich damit auf Schulden sitzen.
Das Unternehmen, für das ich danach tätig war, sollte ein ähnlich fragwürdiges Verhältnis zu Lohnzahlungen haben.
Man zahlte /11
gern mal nur die Hälfte. Ich geriet mit meinen Schulden in Verzug. Inkasso folgte, weil die Bank sich nicht einigen wollte. Entsprechend ist die SCHUFA.
Bei @SCHUFAHoldingAG geht es übrigens nicht um Fairness oder Gerechtigkeit. Es geht um Interessen. Und zwar um Interessen /12
von Starken mit Lobbymacht, welche sie über Schwächere durchsetzen.
Ich bin unverschuldet in Schulden geraten.
Jetzt sollen Menschen wie ich schwieriger Zugang zum 49-Euro-Ticket bekommen.
Die zu stemmenden Kosten steigen und steigen. Die Einkommen steigen nicht. Die geleistete Produktivität bleibt bei den oberen 10.000 hängen.
Da Miete und Energie keine flexiblen Kosten sind, bleibt nur ein flexibler Posten: die Ernährung. Andere gesunde Dinge, wie Sport muss /2
sich leisten können. Stichwort Teilhabe. Es ist also kein Wunder, dass sich Ärmere schlechter ernähren und wenig Sport treiben. Sie "entscheiden" das nicht, die Strukturen diktieren es ihnen (Ernährungstipps über die günstige dünne Tomatensuppe spart ihre euch bitte, danke). /3
Derzeit agitiert die Mittelstands-Union das so genannte Whistleblower-Gesetz, nach welchem Mitarbeiter, die Gesetzesverstöße über ein relativ kompliziertes behördliches Meldeverfahren dem Staat mitteilen, juristisch geschützt sein sollen.
Ein 🧵
Wenn ein Mitarbeiter mitbekommt, dass ein Unternehmen gegen deutsches oder EU-Recht verstößt und das ordnungsgemäß meldet, soll er keine Repressionen deswegen erfahren.
Normalerweise wird eine Art verdrehtes Vertrauensverhältnis erwartet. /2
Das ging bisher so weit, das sogar klare Rechtsverstöße nicht ohne Garantie auf Anonymität des Melders mitgeteilt werden konnten. Das neue Modell ist aber immer noch hochkompliziert. So muss der Melder eine bestimmte Plattform ansteuern und erstmal den genauen Rechtsverstoß /3
Eine häufige Rechtfertigung für meist vulgärliberal eingestellte Unternehmer, warum man keine Azubis einstellen könne, ist die Bildungspolitik.
Azubis könnten angeblich nicht mehr rechnen oder korrekte Rechtschreibung. Der Dreisatz als Paradedisziplin gilt als verstorben. /1
Das ist inhaltlich nicht mal ganz falsch. Wir alle kennen die Probleme in der Bildungspolitik. Es zeigt aber auch, die Risse in der wahlweise konservativen oder vulgärliberalen Ideologie.
Riss 1: man erwartet, dass der Staat Personaldienstleister ist. Daraus will man /2
angebliche Selbstverständlichkeiten ableiten. Aus der Sicht des Unternehmers ist ein Angestellter, der Rechtschreibung, Rechnen und Englisch kann nicht mit besonderen Fähigkeiten gesegnet, die man entsprechend vergüten müsste. Es wird erwartet, dass der Staat Menschen mit /3
Einige haben es schon mitbekommen: Die rechtsradikale Troll-Bubble, die aus dem Drachengame kommt, hat Olafs "alte" Tweets durchforstet. "Alt" steht deshalb in Anführungszeichen, weil die letzten gerade mal ein halbes Jahr alt sind. Ein 🧵 /1
Vorab: Privataccount, Privatmeinung. Diese Info geht in alle Richtungen dieser Debatte. Ich äußere mich nicht als Mitglied der Bewegung.
Olaf hat in diesen Tweets rechtsradikale Äußerungen gemacht. Er hetzte gegen Flüchtlinge und Transmenschen und hieß den Mord an Walter /2
Lübke gut. Zudem hat er Tattoos, die auf rechtsradikale Organisationen hinweisen. Tattoos. Das macht man nicht mal eben. Und es zeigt, dass er eben mehr ist, als nur ein Internetkrieger mit großer Klappe, wie es so viele da draußen gibt (und die schon schlimm genug sind). /3
Eine kleine Zusammenfassung meines Gamingjahrs.
Ein 🧵
Begonnen habe ich mit dem Nachholen eines Klassikers: Dark Souls. Das hat mich gleich mal in den Sog der Soulsgames gezogen. Trotz kryptischem Storytelling, Dark Souls hat eine fantastische Atmosphäre.
Und ist gar nicht so schwer, wie alle sagen.
Es folgte im März Elden Ring. Mein Gott, welche Kulisse, welch Kampfsystem, welch Soundtrack! Leyendell ist eines der besten Gebiete der Gaminggeschichte für mich.
Und eine Open World, die bis zum Ende immer wieder neue fantastische Kulissen hervorholt!
In rechten, bürgerlichen Kreisen wird gern argumentiert, Arbeitslose sollten den "Leistungsträgern" gegenüber dankbar sein, weil diese "ihre" Sozialleistungen bezahlen.
Das ist Unsinn. Denn nicht nur Arbeitslose profitieren von einem stabilen Sozialstaat. /2
Das Offensichtliche zuerst: Die "Leistungsträger" profitieren natürlich auch von sozialen Sicherungssystemen. Sollte Leistungsträger Lukas krank werden oder seine Arbeit verlieren, ist auch er abgesichert. Aber der Profit geht noch darüber hinaus.
Eine stabile soziale /3