Die Bio- & "Ohne Gentechnik"-Branche lobbyiert gerade massiv gegen eine wissenschaftsbasierte Reform des EU-#Gentechnik-Rechts. Man hat mit der Angst vor Gentechnik in den letzten Jahren gut verdient und sorgt sich nun um das Geschäftsmodell.
Worum geht es? 🧵/13
Die @EU_Commission erarbeitet derzeit einen Gesetzentwurf für eine Reform der sog. Freisetzungsrichtlinie, die auf europ. Ebene den Anbau von genetisch veränderten Pflanzen regelt. Die aktuelle Richtlinie ist im Kern 30 Jahre alt und nicht mehr geeignet, eine Reihe von
"Neuen genomischen Techniken" (NGTs), die in den letzten 20 (!) Jahren entstanden sind, adäquat zu regulieren. Dazu zählt auch die mittlerweile recht populäre "Genschere" #CRISPR. Während Gentechnik bei Pflanzen früher bisher vor allem genutzt wurde,
um Gene aus anderen Organismen wie Bakterien zu übertragen, geht es bei den NGTs um kleine genetische Veränderungen an vorhandenen Genen in den Pflanzen, kurz: es geht um das gezielte Auslösen von Mutationen, wie sie auch spontan ständig entstehen.
Bisher wird bspw. die Mutationsrate absichtlich durch Chemikalien oder ionisierende Strahlung erhöht, um zufällig viele Mutationen auszulösen und dann hinterher solche Pflanzen zu selektieren, die dadurch verbesserte Merkmale aufweisen. Mit den NGTs können einzelne Gene
gezielt mutiert werden. So kann man zielstrebiger arbeiten und hat weniger nachteilige Effekte, wie sie durch die vielen Hintergrundmutationen bei alten Methoden entstehen.
Durch den veralteten Rechtsrahmen sind die ungerichteten Mutagenese-Methoden von der Gentechnik-Regulierung
ausgenommen, obwohl sie per Definiton zu "Genetisch veränderten Organismen" (GVO) führen. Solche Pflanzen dürfen deshalb auch bei "Bio" und "Ohne Gentechnik"-Label genutzt werden.
Die NGTs werden dagegen nach den strengen Vorgaben des Gentechnikrechts reguliert, was Forschung erschwert und Anwendung praktisch unmöglich macht.
Deshalb plädieren Wissenschaftsorganisationen wie @Leopoldina, @dfg_public & Co. für eine Reform: leopoldina.org/presse-1/press…
Die einfachste Variante wäre, die NGTs in die Mutageneseausnahme aufzunehmen, genau wie die alten Mutagenesetechniken auch. So haben Bio und "Ohne Gentechnik" bisher auch gearbeitet, bei den neuen Methoden bezeichnen sie diese Ausnahme jetzt aber als böse "Hintertür" 🤷
Während die Wissenschaft klar kommuniziert, dass NGTs das Potential haben, zur Züchtung von Pflanzen für eine nachhaltigere Landwirtschaft BEIZUTRAGEN, erklärt sich die Bio-Branche selbst immer wieder zur alternativlosen Lösung der komplexen Krisen und ignoriert dabei
die Probleme, die dort auch noch nicht gelöst sind.
Das ist bestenfalls mit Opportunismus zu erklären, wahrscheinlicher geht es nur um die Wahrung eines Geschäftsmodells.
Wem es wirklich um die Verbesserung unserer Landwirtschaft geht, muss nüchtern und evidenzbasiert
bewerten, welche Maßnahmen und Lösungsansätze wirklich einen Beitrag leisten können. Das werden einige Praktiken aus dem Ökolandbau sein, genauso aber eben auch moderne Züchtung.
Deshalb: #UniteBehindTheScience & #GiveGenesAChance
[Pinke Grapefruits, zB Ruby Star sind kernlos, weil mit radioaktiver Strahlung Mutationen induziert wurden. Das ist in der EU rechtlich #Gentechnik, die nicht als solche reguliert wird, weil sie seit Jahrzehnten sicher ist.]
@kaufland Als in den 1990er Jahren das EU-Gentechnikrecht aufgesetzt wurde, wurden Techniken, die es damals schon lange gab, die nun aber unter die Gentechnik-Definition fielen, von Regulierung und Kennzeichnung ausgenommen.
Dazu zählen vor allem Methoden der Mutagenese.
Bei der Mutagenese werden Pflanzen oder ihre Samen mit radioaktiver Strahlung oder mutagenen Chemikalien behandelt, um so die Mutationsrate zu erhöhen. In den Nachkommen werden dann Pflanzen mit positiven Eigenschaften selektiert.