Thread by @NiniBela1

Schöner Fall! #Logopädie #Stimmstörung

9/22 stellt sich die knapp 60jährige Patientin mit fluktuierender Heiserkeit und einer sehr schlechten stimmlichen Belastbarkeit vor. Kein Rauchen, kein Sprechberuf.
Lupenlaryngoskopisch ist der hintere Kehlkopfbereich geschwollen und

gerötet (häufig Refluxproblem), im vorderen Stimmlippenbereich finden sich erhebliche Verdickungen/beginnende Knötchen, der Stimmlippenschluss ist nicht vollständig, die Stimme „kiekst“ und ist rauh und etwas verhaucht.

Anamnestisch besteht ein bekannter Reflux, eine Therapie mit Pantoprazol hat sie vor Monaten abgebrochen, weil es „nichts bringt“.

Ich habe ihr zur Wiederaufnahme der Säureblockertherapie geraten, von einer operativen Therapie der Veränderungen im vorderen Drittel ab-

geraten und eine logopädische Behandlung verordnet.

Nach dem ersten Durchgang der Logopädie war es subjektiv besser, aber noch nicht gut. Phonationsverdickungen waren noch gut sichtbar, die hintere Rötung und Schwellung war weg.

In der jetzigen Abschlussuntersuchung

zeigte sich ein bilderbuchartiger Kehlkopf ohne Unebenheiten auf Stimmlippenebene. Die Sprechstimmlage war deutlich tiefer und sehr entspannt. Die Patientin berichtet, dass sie auf kleinen Wegen zum Einkaufen jetzt häufig singen würde. Ihre logopädischen Übungen führt sie

weiterhin durch, sie ist komplett beschwerdefrei und „stolz“ auf ihre Stimme.

Fazit: 1. Hier waren es wahrscheinlich verschiedene Faktoren, die zum initialen Beschwerdebild und den organischen Veränderungen geführt haben (Reflux, Stimmproblem/Hustenreiz, Daueranspannung,

unphysiologischer Phonationsablauf über einen längeren Zeitraum mit Verstärkung der Probleme). Diese Faktoren muss man versuchen zu identifizieren und sie dann behandeln.

2. Es gibt sicher KollegInnen, die die Stimmlippenveränderungen operiert hätten, hier waren es auch

grenzwertig ausgeprägte Befunde. Bei PatientInnen, die zusätzlich einer konservativen Therapie nicht zugänglich sind, ist das mitunter auch sinnvoll.
Hier ist das Konzept einer konservativen Behandlung in Zusammenarbeit mit einer sehr engagierten Logopädin extrem gut auf-

gegangen. Die logopädische Behandlung setzt allerdings eine motivierte Mitarbeit der PatientInnen voraus.

Patientin, Logopädin und ich:
Total zufrieden 🙂❤️