Anschauliches Video von Anders Nielsen zur Situation in #Bachmut. Putins Entscheidung für eine Winteroffensive hat Nielsens Theorie zufolge die russ. Ressourcen stärker erschöpft. Die ukr. Armee erlitt in der Defensive (im Vergleich) weniger Verluste. 1/7
Die Entscheidung der russ. Führung für eine Winteroffensive sei letztendlich ein Fehler gewesen. Die Ukraine habe den russ. Streitkräften absichtlich erlaubt anzugreifen, um ihre Ressourcen zu erschöpfen, wobei die ukr. Armee in der Defensive deutlich weniger Verluste erlitt. /2
Um die russ. Streitkräfte weiter zu schwächen, habe die ukr. Führung beschlossen, #Bachmut zu halten, denn bei einem Rückzug aus der Stadt hätte die russ. Armee ihre Kräfte neu formieren können. Es gab zwar hohe Verluste bei den Ukrainern, aber viel höher bei den Russen./3
Die Russen machten weiter, denn sie hatten zur Einnahme Bachmuts schon zu viel investiert und die Stadt gewann symbolische Bedeutung. Man setzte so weiterhin viele Menschen & Material für Angriffe ein, die nun bei einem ukr. Gegenangriff nicht mehr zur Verfügung stehen. /4
Die russ. Mobilisierung komme zudem zu spät. Insgesamt sei die #Ukraine aus dem Winterfeldzug in einer relativ guten Position hervorgegangen, während die russ. Streitkräfte gezeigt haben, dass sie nicht mehr in der Lage sind, die Frontlinie zu durchbrechen. /5
Nielsen sagt damit allerdings auch noch nicht, dass dadurch klar sei, dass die Ukrainer im April, Mai oder Juni eine Offensive machen können. Das müsse sich erst zeigen (und wird zudem auch von den tatsächlichen Waffenlieferungen abhängen). /6
Da ist natürlich nur eine mit Fakten begründetet These von Nielsen. Ich kann das nicht beurteilen und referiere hier nur, verstehe aber damit, warum Girkin letzte Woche wütend von einem "umgekehrten Stalingrad" in Bachmut sprach. /7
Nachtrag: Anders Puck #Nielsen ist ein Militäranalyst aus Dänemark. Das Video (13 Minuten lang und für Laien gemacht) wurde vor ein paar Stunden eingestellt. Der Hinweis kam von Yigal Levin./8
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Was lernt man aus dem geleakten Telefongespräch zwischen einem Musikproduzenten und einem Oligarchen über diese russ. Eliten außer der Tatsache, dass sie sich nur um sich selbst sorgen, in Panik sind, die Sanktionen wirken und sich weiterhin gegen die #Ukraine einsetzen?
1/10
Diejenigen, die vom System um Putin profitiert haben, betrachten ihn plötzlich nicht mehr als Retter und beschreiben ihn als reinen 'Medienheld', dem man immer das Skript geschrieben habe, der zur Show aufgebaut wurde und jetzt das "russische Volk begraben" habe. /2
Sie beteiligen sich plötzlich selbst an einer Kritik der Politik der letzten 22 Jahre (verweisen etwa auf vernachlässigte Provinzen), als ob sie nicht selbst zu dieser Politik beigetragen hätten. Weil das alte System an die Wand fährt, arbeiten sie mit Schuldzuweisungen. /3
@max_kidruk überlegte zu Beginn der russischen Invasion, für wen die 45.000 Leichensäcke bestimmt waren, die das russische Militär vor dem Angriff kaufte, da Moskau doch an einen kurzen, siegreichen Krieg glaubte?
Ü: 🧵
1/10
"Schon bald danach marschierten die Russen wie bei einer Militärparade in die Ukraine ein, planten die Einnahme Kyivs in drei Tagen und rechneten kaum mit nennenswerten Verlusten. Höchstens eineinhalb Tote." /1
"Der Gedanke an 45.000 Leichensäcke verursachte in meinem Kopf tagelang Dissonanzen. Ich verstand nicht, für wen sie bestimmt waren? Wenn die russ. Armee einen schnellen & siegreichen Krieg plante, wozu brauchte sie so viele Leichensäcke und mobile Krematorien an der Grenze?"/2
Ein wunderbare Rede von @Gospodinov68 zur Erinnerungspolitik in Europa. Er bezieht sich an vielen Stellen auf seinen Roman „Zeitzuflucht“, in dem der Zukunftsmangel dazu führt, dass man in Europa Referenden zur Lieblingsvergangenheit abhält.
🧵
"Im Roman [Zeitzuflucht] soll jedes Land sein glücklichstes Jahrzehnt im zwanzigsten Jahrhundert wählen, was bei den einen erschwert wird, weil es viele glückliche Varianten gibt, bei anderen, weil es nicht eine einzige gibt." /2
Was würde R. wählen? "Die Antwort bekam die Welt am 24.2. In diesem unsichtbaren Vergangenheitsreferendum hat R. die Jahre des 2WK gewählt. Die Jahre, als es die Anerkennung der Welt hatte, die für eine Zeit sogar die Grausamkeit des Systems vergaß – Stalin, Gulag, Holodomor." /3
Der russ. Nationalismus ist leider eine unterschätzte Einflussgröße der russ. Politik und das Manifest „Wort der Nation“ von 1970 ein recht unbekanntes national. Zeugnis der Sowjetzeit. Dabei lesen sich die Passagen zur Ukraine wie ein Programm des russ. Angriffskriegs.
🧵1/11
Die Russen werden in diesem nationalistischen Manifest zunächst als die eigentlich "benachteiligte" Nation der #Sowjetunion verstanden, obwohl sie die anderen "entwickeln". Belarussen und Ukrainer sind auch 1970 "Teil des russischen Volks" ohne Existenzrecht und ohne Sprache. /2
Die Sowjetukraine erhält den längsten Passus in diesem russ. nationalistischen Manifest: Eine Art geographische Karte der Angriffsziele von 2022. 1970 ging das ohne Nato, Einkreisung, Denazifizierung, Satanismus allein mit den Mythen des russ. Nationalismus und Russifizierung. /3
Lina Kostenko (*19.3.1930)
Heute ist der Geburtstag der wichtigen ukrainischen Dichterin Lina #Kostenko, die mit ihren Gedichten das Leben der Ukrainer und Ukrainerinnen seit der Nachkriegszeit begleitet. Auch im Frühjahr 2022 hat sie Kyiv nicht verlassen.
Hier das obige Gedicht "Flügel" von Lina Kostenko vorgetragen von dem bekannten ukrainischen Schauspieler Bohdan Stupka (1941-2012). Seine Lesung dieses Gedichts ist schon lange ein YouTube-Hit in der Ukraine.
Es gibt zwei relativ neue Gedichtbände von Lina #Kostenko in deutscher Übersetzung bei Wieser in Klagenfurt. Die Herausgeber dieses Übersetzungsbandes sind Alla Paslawska und Alois Woldan. Der linke Band erschien 2022 zweisprachig Ukrainisch/Deutsch⬇️/3
Heute vor 91 Jahren, am 18.3.1932, wurde der Schriftsteller Friedrich Gorenstein in Kyiv geboren. Er ist einer der wichtigsten russischsprachigen Schriftsteller der Ukraine, den man leider in Deutschland wenig kennt, obwohl er über 20 Jahre in Berlin lebte. 1/7
Sein Vater wurde im Gulag erschossen, seine Mutter rettet ihn durch Reisen, Verstecke und ein Pseudonym. Schon 1943 wurde er zur Waise. Er lebte in Berditschew, studierte auch in Dnipro und ging ab den 1960er Jahren für viele Jahre nach Moskau, ab 1980 lebte er in Berlin./2
Man hat #Gorenstein oft gefragt, ob er ein jüdischer, russischer, deutscher oder ukrainischer Schriftsteller sei. In einem Interview entgegnete einmal darauf, er sei einfach ein Spezialist für Russland und Deutschland./3