Und täglich grüßt das Murmeltier! Mal wieder wird mit der Zahl der »300.000 ausreisepflichtigen abgelehnten Asylbewerber« Stimmung gemacht. Mal wieder ist Friedrich #Merz an der Speerspitze zu finden. Mal wieder ist es also an der Zeit, korrekte Fakten dazu zu liefern: 🧵⬇
1⃣. »Ausreisepflichtige« werden immer mit abgelehnten Asylbewerber*innen gleichgesetzt. Das ist falsch. Aber wer sind die anderen? Zum Beispiel Visa-Overstayer, ehemalige Studierende, Ausländer*innen nach der Scheidung von deutschen Partner*innen.
2⃣. 2022 gab es ~13.000 #Abschiebungen. Hinzu kommen 27.000 erfasste »freiwillige Ausreisen«. Vermutlich sind es aber sogar mehr als diese insg. 40.000, da sich nicht jede*r bei Ausreise abmeldet.
3⃣. 248.000 der 304.000 Ausreisepflichtigen haben eine #Duldung. Wer die übrigen 56.000 (darunter 19.000 ehem. Asylbewerber) sein sollen, ist absolut rätselhaft. Höchstwahrscheinlich sind die allermeisten von ihnen bereits unerfasst ausgereist und die Zahlen im AZR veraltet.
4⃣. Die knapp 250.000 Geduldeten müssen Deutschland rein rechtlich zwar verlassen, haben allerdings teils zwingende Duldungsgründe. Bei Zehntausenden ist verzeichnet, dass sie wegen familiärer Bindungen, aus medizin. Notwendigkeit oder aufgrund einer Ausbildung geduldet sind.
5⃣. Unter den Geduldeten sind 32.000 Menschen aus dem Irak, 21.000 aus Afghanistan, 16.000 aus Nigeria, 14.000 aus der Russischen Föderation & 11.000 aus dem Iran. Und sogar Menschen aus EU-Ländern finden sich noch als »ausreisepflichtig« im AZR – soviel zur Aktualität der Zahlen
6⃣. Konkret leben 136.000 Menschen mit Duldung schon länger als 5 Jahre hier. Extra für sie wurde das neue #ChancenAufenthaltsrecht eingeführt, das zu einem dauerhaften Aufenthalt führen kann. Das ist sinnvoller, als mit Abschiebeforderungen Hass und Hetze zu befördern.
7⃣. Und auch dass viele abgelehnte Asylbewerber*innen gegen den BAMF-Bescheid klagen hat gute Gründe: Im Jahr 2022 waren 37% der inhaltlich geprüften Klagen vor Gericht erfolgreich! Das zeigt die mangelnde Qualität der Asylverfahren.
Mit Verdrehung von Tatsachen und auf Grundlage veralteter Zahlen im #Ausländerzentralregister befördert Friedrich #Merz also erneut rechte & rassistische Hetze - und verknüpft das ganze noch mit der Forderung nach mehr illegalen #Pushbacks:
Frau I. & Herr T. wollen heiraten. Am 13. Juli gehen sie vorfreudig zum Standesamt, um ihre Eheschließung anzumelden, werden zunächst freundlich begrüßt. Dann erscheinen 7 bewaffnete Polizist*innen & umzingeln das Paar. Herr T. wird abgeführt, es folgt die #Abschiebung nach 🇫🇷
Denn Herr T. ist Kurde & vor einiger Zeit vor politischer Verfolgung aus der Türkei geflohen. Er kommt zunächst in Frankreich an, muss dort Asyl beantragen, obwohl sein Ziel Deutschland war. Die Anhörung zu seinem Asylverfahren wird ihm nicht zugestellt.
Zwischenzeitlich kehrt er zu seiner schwer erkrankten Mutter in die Türkei zurück. Das Verfahren wird eingestellt. Im Januar unternimmt er einen neuen Versuch & gelangt nach 🇩🇪. Aufgrund der Dublin-Regularien wird aber entschieden, dass 🇫🇷 für seinen Asylantrag zuständig ist.
Vor der Küste von #Pylos ist ein Schiff mit möglicherweise über 500 Geflüchteten an Bord gesunken. Rund hundert Menschen konnten gerettet werden, 79 Tote sind bis jetzt bestätigt. Diese Zahl wird noch dramatisch steigen. [Thread]
Das ist jedem klar, der die Fotos des hoffnungslos überfüllten Fischerboots gesehen hat.
Fotos?
Ja, es gibt Bilder von dem Schiff bei der Überfahrt. Die griechische Küstenwache und #Frontex wurden vom @alarm_phone schon viele Stunden vorher über das Schiff in Not informiert.
@alarm_phone Frontex und die griechische Küstenwache waren nicht nur informiert. Sie waren vor Ort, machten Aufnahmen aus der Luft, waren auch auf See in der Nähe – sozusagen eine »orchestrierte Sterbebegleitung«.
Auch bei #Maischberger behauptet @NancyFaeser erneut, dass zB. Menschen aus Syrien & Afghanistan nicht in #Grenzverfahren kommen. Das stimmt aber nicht, die »Unzulässigkeitsprüfung« soll für jede*n gelten. Dort wird geprüft, ob Personen über angebl. »sichere Drittstaaten« kommen.
@NancyFaeser Ebenso erwähnt sie nicht, dass der von ihr als Erfolg gefeierte Solidaritätsmechanismus nicht bedeutet, dass alle EU-Staaten Geflüchtete aufnehmen. Länder wie Ungarn oder Polen können sich aus der Solidarität »herauskaufen«, mit Zahlungen für Abschottung & Grenzschutz.
@NancyFaeser Hier ist unsere erste Analyse zu den Beschlüssen beim EU-Rat, u.a. auch zum Solidaritätsmechanismus und den Grenzverfahren: