Thread by @GoeringEckardt

Noch immer glauben einige, Atomkraft sei DIE Lösung für die Herausforderungen unserer Energieversorgung. Ich erlebe das im Bundestag, in den Medien, aber auch in Zuschriften.

Ein 🧵 darüber, warum Atomkraft Geschichte ist und das Zeitalter der Erneuerbaren begonnen hat.

1️⃣ Mit Erneuerbaren Energien wird Strom günstiger?
Ja! Mit der Umstellung wird unsere Stromversorgung nicht nur sicherer und nachhaltiger, sondern auch günstiger.

Denn Atomenergie ist teuer: Im französischen Flamanville wird Atomstrom voraussichtlich bis zu 125€/MWh kosten. Im Vergleich mit den aktuellen durchschnittlichen Stromgestehungskosten weltweit für Wind-Onshore (ca. 29€/Mwh) & PV (ca. 42€/Mwh) sind AKWs nicht wettbewerbsfähig.

2️⃣ Atomstrom „verstopft“ die Netze?
Die Vergangenheit hat gezeigt: Strom aus Erneuerbaren, insbesondere Windkraft, musste ungenutzt abgeregelt werden. Da Atomkraftwerke sich nicht einfach hoch- und runterfahren lassen.

Wie Atomstrom die Netze „verstopft“, das wird in diesem Interview erklärt: unendlich-viel-energie.de/projekte/erneu…

Und bei #Lanz erklärte es Stephan Weil anschaulich:

https://twitter.com/i/status/1649163659065606148

2021 konnten nach Angaben der @bnetza 5,8 Mrd kWh Erneuerbarer Strom nicht eingespeist werden. Das ist doppelt bitter: Jede Erneuerbare kWh verringert unsere fossile Abhängigkeit. Und die Betreiber erhalten Entschädigungen in Millionenhöhe.

3️⃣ Wie war das mit den AKWs in 🇫🇷?
Im Sommer 2022 war ein Großteil (zeitweise 32 von 56) der AKWs in 🇫🇷 wegen erheblicher Sicherheitsproblemen bzw. -überprüfungen und Revisionsarbeiten abgeschaltet. 5 mussten wegen der hohen Temperaturen in den Flüssen ihre Leistung runterfahren.

AKWs brauchen Wasser zum Kühlen. Das erhitzte Wasser leiten sie größtenteils wieder in die Flüsse ab, aus denen sie es entnehmen. 2022 zeigten sich 2 Probleme: 1. Wegen der Dürre wurde Wasser knapp. 2. Nach der Ableitung des erhitzten Wassers der AKWs stiegen Flusstemperaturen.

Wenn die Wassertemperatur zu stark steigt, drohen Umweltschäden. Um die zu verhindern, gelten Grenzwerte, wie warm das Wasser im Fluss werden darf. Wird es zu heiß, muss das AKW abgeschaltet werden. So war es 2020 beim französischen AKW Chooz.

2022 hat sich Frankreich mit einem Trick geholfen: Die französische Behörde für nukleare Sicherheit lockerte die Grenzwerte für den Temperaturanstieg. Die betroffenen AKW konnten weiterlaufen. Umweltschäden wurden in Kauf genommen.
correctiv.org/faktencheck/20…

Nach einem extrem trockenen Winter rechnet Frankreich nun mit einem weiteren Dürresommer. Die franz. Atomaufsicht hat die Betreiber auf das drängende Problem aufmerksam gemacht. Auch wegen der Auswirkungen der Klimakrise ist Atomkraft also keine zuverlässige Energiequelle.

4️⃣ Und jetzt importieren wir einfach AKW-Strom?
Deutschland verbraucht seit 2003 weniger Strom als es produziert. Dazu exportieren wir auch weiterhin Strom. Um die dortigen Produktionsverluste auszugleichen, haben wir 2022 so viel Strom nach Frankreich exportiert wie noch nie.

Warum wird überhaupt Strom zwischen europäischen Ländern ausgetauscht? Das hängt am europäischen Strommarkt und dem grenzüberschreitenden Stromhandel. Ein gemeinsames europäisches Stromnetz ist sinnvoll. So können unterschiedliche Stromspitzen ausgeglichen werden.

Auch Deutschland bekommt dafür Strom aus dem Ausland, darunter auch Atomstrom. 2022 entsprach dieser Anteil jedoch lediglich 1,4 Prozent der Nettostromerzeugung Deutschlands.

Mittel- und langfristig wird die Stromerzeugung aus Atomenergie durch Strom aus erneuerbaren Energien ersetzt. Das Ende der Atomenergie in Deutschland bedeutet auch einen massiv beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Das macht uns unabhängiger!

5️⃣ Aber Kohle ist besser?
Definitiv nicht! Wir arbeiten weiter jeden Tag daran, unabhängiger zu werden. Doch die Vorgängerregierungen haben politisch blockiert und die Erneuerbaren nicht ausreichend ausgebaut. Vorübergehend müssen wir also mit anderen Energieträgern kompensieren.

Für das Klima ein schmerzhafter Schritt. Deshalb sollten wir schon 2030 aus der Kohle aussteigen. Der Ausstieg muss geordnet sein und darf nicht dem Markt überlassen werden. Nur so haben die Menschen in den Kohlerevieren Planungssicherheit.

Bei #Lanz hat @JTrittin übrigens unterstrichen, dass der europäische Emissionsausstoß – also auch der für Kohlekraftwerke – grundsätzlich gedeckelt ist.

https://twitter.com/JTrittin/status/1648690040740954117

Entscheidend ist, dass wir den Ausbau der Erneuerbaren Energien weiter maximal vorantreiben. Das Ziel ist klar: 80% Erneuerbare bis 2030.

6️⃣ Und jetzt?
Jetzt haben wir wirklich genug über Atomkraft gesprochen. Ab jetzt: Volle Energie für Erneuerbare!