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Apr 30 12 tweets 3 min read Twitter logo Read on Twitter
Teile des Widerspruchs auf meine 10 Thesen gegen einen #Industriestrompreis argumentieren, das Ziel dieser Subvention sei eine schnellere Elektrifizierung (plus H2), also Übergang von Industrieprozessen mit fossilen Energieträgern zu Strom.

Meine Replik im 🧵:
Dieses Argument ist legitim und wichtig, es rechtfertigt jedoch per se keine Blanko-Subventionieren von Strom:
Es ist richtig, dass die Elektrifizierung schneller vonstatten geht, wenn der Preisunterschied zwischen Strom und fossilen Energieträgern groß ist. Dieser Preisunterschied war jedoch niemals größer als heute (durch den Krieg und durch die Einführung/Erhöhung des CO2 Preises).
Wenn man den Preisunterschied zwischen fossiler Energie und Strom vergrößern will, dann sollte man die riesigen Subventionen für fossile Energie anschaffen – der IWF schätzt für 🇩🇪 , dass diese 65 Milliarden € im Jahr betragen. Beispiele: Besserstellung für Diesel und Kerosin.
Viel unseres Stroms heute stammt aus fossilen Energieträgern, dies wird noch viele Jahre so bleiben (weil der Ausbau erneuerbarer Energie in den letzten 10 Jahren verschlafen wurde). Ein #Industriestrompreis subventioniert implizit & explizit fossile Energieträger noch stärker.
Die Antwort der Befürworter eines #Industriestrompreis|es wird sein: dann sind wir nicht wettbewerbsfähig. Genau dies ist meine Kritik: wir begeben uns in einen Unterbietungswettbewerb, der wirtschaftlich, sozial und ökologisch nicht zielführend ist und schädlich sein kann.
Ich stimme zu, dass Deutschland und Europa sich einen Verlust wichtiger Industrien nicht leisten wollen und können. Die Subventionierung eines Strompreises, der noch immer größtenteils aus fossilen Energien besteht, ist dafür jedoch der falsche Weg.
Der ungleich bessere Weg: Hilfe bei Forschung & Entwicklung, eine leistungsfähige Infrastruktur, weniger Bürokratie, steuerliche Anreize für nachhaltige Investitionen etc.
Ein #Industriestrompreis ist schädlich, weil er auch solche Produktionen und Strukturen bewahrt, die nicht bewahrt werden sollten. Die ökologischen und digitale Transformation wird zwingend dazu führen, dass manche Produktionen und Unternehmen verschwinden. Das ist richtig so.
Ein #Industriestrompreis könnte diesen Innovationsprozess bremsen und daher eine #Deindustrialisierung in Deutschland und Europa beschleunigen, anstelle diese zu verhindern.
Meine Vermutung, wieso die Politik immer wieder die Lösung zu schwierigen Problemen darin sucht, viel Geld per Gießkanne zu verteilen: es ist leichter als Bürokratie abbauen, leistungsf. Infrastruktur schaffen, Prioritäten bei der Transformation setzen, mit Europa verhandeln etc.
Dies macht solche Reformen jedoch nicht weniger wichtig und dringend. Ein günstiger Strompreis wird uns wenig bei der Wettbewerbsfähigkeit helfen, wenn die Politik diese anderen, wichtigeren Probleme nicht löst. Und dies tut die Politik nach wie vor nicht.

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Apr 29
10 Thesen gegen einen Industriestrompreis, im 🧵:

These #1:
Ein #Industriestrompreis bremst die ökologische und digitale Transformation, wenn er alte Strukturen zementiert anstelle eine Erneuerung der Industrie zuzulassen.
Er wird langfristig eine Deindustrialisierung verstärken, und nicht verhindern, wenn er die Chancen für neue, innovative Ideen und Unternehmen verschlechtert.
These #2:
Eine #Deindustrialisierung ist eine Gefahr – nicht jedoch primär wegen hoher Energiekosten, sondern wg einer verschlafenen Transformation. Die Stärke des Wirtschaftsstandorts 🇩🇪 und die Wettbewerbsfähigkeit seiner Unternehmen hat nie auf günstigen Energiekosten beruht.
Read 14 tweets
Mar 23
Wichtige Analyse zum Mythos der Lohn-Preis-Spirale: #Löhne sind moderat gestiegen und haben 2022 kaum zur #Inflation beigetragen, der starke Anstieg der #Gewinne der Unternehmen jedoch deutlich mehr — auch in der Industrie und energieintensiven Branchen.

ecb.europa.eu/press/key/date…
Dieser Unterschied ist nochmals deutlich stärker, wenn man die Produktivität und andere Faktoren mit berücksichtigt und sich die Kostensteigerungen pro Stück anschaut.
Interessant: in der Industrie waren die Lohnsteigerungen 2022 gerade einmal so hoch wie die #Produktivität, der Preisanstieg wird ausschließlich durch höhere Gewinnmargen der Unternehmen erklärt.
Read 7 tweets
Mar 22
Die US-Notenbank Federal Reserve versucht mit ihrem heutigen langsameren Kurs der #Zinserhöhungen einen schwierigen Spagat zwischen #Preisstabilität und Finanzstabilität.

Eine kurze Einschätzung im 🧵:

spiegel.de/wirtschaft/us-…
Die Entscheidung ist riskant, weil sie Unsicherheit schafft über Kurs und Prioritäten. Der wichtigste Grund ist wohl die Sorge, dass man mit einem Kurswechsel mehr Sorgen über die Gesundheit von Banken und des Finanzsystems preisgeben würde, als zu diesem Zeitpunkt lieb ist.
Es ist wohl die Sorge um selbsterfüllende Erwartungen und eine Vertrauenskrise in den Kapitalmärkten. Man will vermeiden, dass Sparer und Investoren ihre Gelder abziehen und damit eine Bankenkrise (mit) auslösen, die die Wirtschaft in schwierigen Zeiten in eine Rezession treibt.
Read 5 tweets
Mar 20
Niemand kann zu jetzigen Zeitpunkt ausschließen, dass die Turbulenzen im Bankensektor auch in 🇩🇪 und Europa zu signifikanten Beeinträchtigungen bei Wachstum und Wohlstand führen. #Banken #Credit_Suisse

Meine Einschätzung hier mit Statement und im 🧵:

diw.de/de/diw_01.c.86…
#Finanzkrisen sind per Definition kaum vorhersehbar. Die systemischen Risiken im Finanzsystem sind heute deutlich geringer als während der Lehman-Pleite im September 2008. Viele Finanzinstitute verfügen über mehr Eigenkapital und Absicherungen.
Aktuell ist meine größte Sorge, dass es zu einer #Panik auf den Kapitalmärkten kommt, da niemand weiß, welche Banken noch in Schieflage geraten könnten. Eine solche Panik könnte zu sogenannten selbsterfüllenden Erwartungen führen.
Read 6 tweets
Mar 18
Ein 🧵 zur Einordnung zur Rolle der #Kommunen im Streit in den #Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst:

Ein vermeintlich starkes Argument ist, die Kommunen, und viele ihrer kommunalen Einrichtungen und Unternehmen, könnten deutliche Lohnerhöhungen nicht bezahlen. …
Es stimmt, dass viele Kommunen in einer schwierigen finanziellen Situation sind.
Aber, drei Argumente geben eine andere Perspektive:

1. 30 % der Kommunen in 🇩🇪 sind finanzschwach und überschuldet. Dies sind sie jedoch meist schon seit mehr als 20 Jahren, und dies hat nichts mit der gegenwärtigen Krise und den Mehrkosten für Energie und Geflüchtete zu tun.
Read 6 tweets
Mar 17
Sind die höheren #Zinsausgaben der Bundesregierung ein Problem und sind sie ein legitimes Argument um Staatsausgaben zu kürzen?

Meine neue Kolumne @zeitonline:

zeit.de/wirtschaft/202…
BF Lindner weist zu Recht auf den starken Anstieg der Zinskosten hin. Betrugen diese Zinskosten 2021 noch € 3,9 Milliarden, so werden sie dieses Jahr mit fast € 42 Milliarden im Bundeshaushalt veranschlagt, das sind knapp 1% des BIP.
Aber drei Argumente werden häufig in der Diskussion ignoriert.

1. Die Zinskosten des Staats sind auch heute historisch gesehen ungewöhnlich gering. Außergewöhnlich waren vielmehr die letzten Jahre, da die Nominalzinsen ungewöhnlich niedrig waren.
Read 15 tweets

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