"Moskau wiederholt die unter Stalin angewandte Politik, die ukrainische Identität der derzeit besetzten Gebiete zu zerstören und diejenigen zu deportieren, die sich weigern, 'russifiziert' zu werden." 1/4 #Ukraine khpg.org/en/1608812258
"Die russische Gesetzgebung wurde dahingehend geändert, dass eine 'erzwungene und kontrollierte Deportation von Bürgern' aus Zonen, in denen #Russland das Kriegsrecht verhängt hat, in Gebiete, in denen kein solcher Zustand verhängt wurde, möglich ist."/2
"Übersetzt aus russ. Neusprech bedeutet dies, dass der Aggressorstaat für illegal besetzte Gebiete einen gesetzlichen Freibrief erhält, um Ukrainer aus ihren Häusern in russisches Gebiet zwangszudeportieren. Diese Deportation lief bisher unter dem Deckmantel 'Evakuierung'." /3
Die nun vorliegenden Deportationspläne zeigen dem Artikel zufolge, dass Moskau auf stalinistische Taktiken zurückgreift, um die Bevölkerung der besetzten Gebiete zu dezimieren und neu zu "mischen", was gegen Völkerrecht verstößt und die genozidalen Ziele Russland offenlegt. /4
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Mykola Chwylowyj (1893-1933) war ein ukrainischer Avantgardist und bekanntestes Mitglied der ukrainischen Renaissance der 1920/30er Jahre. Er hatte vorgestern 90. Todestag. Ein kurzer🧵zu diesem wichtigen Schriftsteller, der bei uns (wie viele) fast unbekannt ist. /1
Sein Tod vor 90 Jahren markiert den Anfang vom Ende der ukrainischen Renaissance. @yermolenko_v erzählt hier in seinem Aufsatz zur „Hingerichteten Renaissance" (Розстріляне відродження) die Umstände des Selbstmords des Dichters im Slowo-Haus in Charkiw 1933./2
Viele seiner Dichterfreund:innen wurden in den Jahren 1936-37 umgebracht. Das Slowo-Haus, in dem auch Chwylowyj lebte, hatte über 60 Schriftstellerwohnungen, über die Hälfte fielen den stalinistischen Repressionen zum Opfer. Ein Dichter nannte es deswegen sogar Krematorium. /3
Vasyl Cherepanyn über schematischen Postkolonialismus ohne Osteuropa, das Auslagern von Problemen aus der Festung Europa, Ostpolitik, White-Cube-Neutralismus im deutschen Kulturbetrieb und am Ende ein mahnendes Heine-Zitat gegen neue Zeitenwenden.
Zunächst kritisiert er die postkoloniale Theorie als westlich ausgerichtet. Sie ist ein Konzept zur Kritik westlicher Institutionen, Diskurse und individueller Verhaltensweisen, war aber nicht in der Lage "Russlands völkermörderischem Krieg gegen die Ukraine entgegenzutreten.“ /1
Auch Transformation wurde einseitig als Transformation des Ostens und Anschließen an den Westen gedacht, dabei habe "der Einmarsch Russlands in die Ukraine gezeigt, dass es der Westen ist, der bei der politischen Entwicklungen im Osten aufholen muss.“ /2
Ein "Offener Brief" von vier Ökonomen an Noam Chomsky und "gleichgesinnte Intellektuelle". Sie verweisen auf sieben wiederkehrende fehlerhafte Denkmuster. Ob Argumente bei Chomsky überhaupt noch helfen? Aber hier sind sie erneut:
#1 Ukrainische Integrität verleugnen./1
#2 Ukraine als Figur auf einem geopolitischen Schachbrett betrachten.
#3 Behaupten, Russland sei von der NATO bedroht.
#4 Behaupten, USA seien nicht besser als Russland.
#5 Putins Ziele bei der Invasion der Ukraine verharmlosen. /2
#6 Behaupten, dass Putin an einer diplomatischen Lösung interessiert sei.
#7 Nachgeben gegenüber den russischen Forderungen sei der Weg, um einen Atomkrieg abzuwenden./3
Lesenswert! Heinrich Olschowsky über russische Denkmuster: "Die Selbstauflösung der Sowjetunion 1991, die Putin als größte geopolitische Katastrophe des 20. Jhd empfand, war eigentlich der größte geopolitische Anachronismus des Jahrhunderts." 1/9
"Denn hier vollzog sich die Entkolonialisierung, die weltweit am Übergang der Fünfziger- und Sechzigerjahre ihren Höhepunkt erreicht hatte, ein halbes Jahrhundert verspätet. Die Sowjetunion, der stolze Sieger im opferreichen Zweiten Weltkrieg, zerlegte sich selbst." /2
"Putin erweist sich als fleißiger Schüler Stalins und von dessen Herrschaftslogik. [...] Dabei verdammte die Sowjetführung den Imperialismus westlicher Länder, verteidigte das eigene Imperium aber bis in die Gorbatschow-Ära mit Zähnen und Klauen." /3
Eine Russische Doktrin der "souveränen Geschichtsschreibung" nimmt Gestalt an. Nichts funktioniert so schnell & gründlich in Russland wie nationalistische russische Z-Geschichtsschreibung für Kinder. Hier werden Teile eines neuen Schulbuchs vom Bildungsministerium vorgestellt./1
Das Z-Geschichtsbuch ist für die 11. Klasse bestimmt und zeigt unter anderem das "Heldentum" der Achmat-Besatzer und gibt "Gründe" und 'Leitfragen' für die Schüler zum Angriffskrieg. Man schreibt schon an der Geschichte der "Spezialoperation" für die zukünftigen Soldaten./2
Wladislaw Kononow, Leiter der Präsidialverwaltung, zum Prinzip "souveräner Geschichtsschreibung": "Unser Verständnis eigener Geschichte sollte uns das Recht geben, unsere eigene Geschichte selbst zu deuten, ohne Vorgaben von außen." Das ist Geschichte in Zeiten des Putinismus./3
Unterwerfung unter eine Theokratie und die russische nationalistische Auslegung der orthodoxen Lehre der "Sobornost" ('brüderliche' Gemeinschaftlichkeit) sind ziemlich praktisch für einen russischen Diktator. Hier in einer brutalen volkstümlichen Variante./1
Das mag alles ziemlich bizarr erscheinen, aber solche Ideen - hier noch putinistisch gefärbt - bilden auch einen Kern der faschistischen "Russischen Idee", die den russischen Volkskörper als Grundlage eines antidemokratischen, antiwestlichen Weges der Diktatur propagiert./2
Man versteht hier auch, warum die russische orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats als große putinistische Macht in der Ukraine auftreten kann, wenn es darum geht, die Ukrainer als "abtrünnige Brüder" zu diffamieren und russische Kriegsverbrechen zu rechtfertigen./3