Schönen guten Abend! Wir haben den 12. Juni 2023, also liegen die Daten für die Stromversorgung des vergangenen Mais vor.
Lassen Sie uns also reinschauen, was der erste komplette Monat nach dem deutschen #Atomausstieg mit sich brachte. (hier als Video: )🧵
Zur Erinnerung: uns wurde bis vor Kurzem gefühlt rund um die Uhr eingeredet, der Blackout stünde mit der Abschaltung der letzten AKW vor der Tür, oder wahlweise auch, dass der Strom nun dreckiger werde, weil mehr Kohle verstromt werden würde. 🧵
Mondzahlen von 15 bis 70 Mio. Tonnen zusätzliches CO2 jährlich haben die Runde gemacht – von Oppositionsführern, Ministerpräsidenten, energiepolitischen Sprechern im Bund und anderen. Was wurde daraus? 🧵
Die Kurzfassung: dass es keinen Blackout gab, konnten wir nun alle beobachten. Aber auch der CO2-Abdruck des Stroms ist gefallen, nicht, wie herbeigeredet, gestiegen. 🧵
Ich werde gleich auf Daten des Portals Electricity Maps verweisen, dazu der Hinweis: ich werde mich in der Detailanalyse auf andere Daten stützen, da Electricity Maps aber in der Energiedebatte immer herangezogen wird, benutze ich es für den Teaser. 🧵
Also: im Mai 2022 wurden noch 439 Gramm je kWh Verbrauch im deutschen Netz ausgestoßen, und im Mai 2023 waren es 330 Gramm. Was bedeutet, dass gut 4,2 Millionen Tonnen weniger CO2 ausgestoßen wurden. 🧵
Noch einmal: statt bis zu 6 Mio. Tonnen mehr, wie vorhergesagt, 4,2 Mio. Tonnen weniger. Und, weil es immer wieder hieß, die Netzfrequenzstabilität würde leiden, auch da keine Auffälligkeiten – hier der Vergleich des (zufällig gelosten) jeweiligen 20. Mai. 🧵
Daher: Panikmache wurde durch Fakten widerlegt. Wer sich für tieferen Einblick interessiert, der und dem seien das ausführliche Folgevideo () empfohlen oder die Folgetweets. 🧵
Also, kommen wir nun zur detaillierten Analyse: im Mai 2023 trat weder ein Blackout ein noch gab es stärkere Frequenzschwankungen, der CO2-Abdruck des in Deutschland verbrauchten Stroms sank um 25%. Aber was tat sich nun genau im heimischen Netz?🧵
Der obligatorische Hinweis: ich habe für den Teaser Daten von Electricity Maps verwendet. Die dort verwendete Methodik finde ich fragwürdig, weil sie die nicht zwischen Braun- und Steinkohle, nicht zwischen Kraft-Wärme-Kopplung und reinen Kraftwerken unterscheidet; 🧵
und bei #AKW sehr günstige Werte annimmt und den Eigenstromverbrauch komplett unter den Tisch fallen lässt. Da Atomfreunde fast ausschließlich Daten von "EM" nutzen, habe mit ihne angeteasert, stütze meine Auswertung aber Energy Charts, die von Fraunhofer angeboten werden. 🧵
Wir sehen im Mai 2023 einen deutlichen Anstieg bei allen Erneuerbaren und einen Rückgang bei der Kohleverstromung, während Gas bei rund 8% nahezu konstant bleibt. 🧵
Was wir auch sehen, ist, dass Deutschland Strom importiert hat. Bevor aber gleich „unser Strom ist nun Atomstrom aus Frankreich“ kommt, der wichtigste Netto-Lieferant war Dänemark – über 80% Anteil Erneuerbarer. 🧵
Hier der Überblick – man sieht, dass mit Ausnahme Frankreich der nennenswerte Import aus Ländern stammte, die weiter mit dem Ausbau Erneuerbarer sind als wir. 🧵
Ich habe bereits bei April-Auswertung ausgeführt, warum es unproblematisch ist, Stromüberschüsse aus den Nachbarländern zu nutzen, statt hier weitere konventionelle Kraftwerke anzuwerfen. Schließlich wurden Milliarden in Europäische Netze investiert, um es zu ermöglichen. 🧵
In diesem Zusammenhang noch der Hinweis: gerade der Süden muss den Strom auch in ausreichender Menge transportiert bekommen, der Ausbau der Südlink-Trasse muss endlich kommen, nachdem die CSU diesen um Jahre verzögert hat. 🧵
Die Trasse durch BW ist planfestgestellt, Bau kann jederzeit losgehen – bayerischer Abschnitt ist längst nicht so weit. Mich hat schon auf die Vorankündigung zu diesem Video eine ganze Welle an Rückmeldungen erreicht, die etliche Strohmänner erhielt, auf einige gehe ich nun ein🧵
Punkt1 es wird behauptet, dass Deutschland die Stromimporte teuer bezahlen müsste. Der Stromhandel funktioniert aber so, dass man das im Ausland kauft, was man selber im Zweifel teurer erzeugen würde. Daher: nein, es wird durch Importe gespart. 🧵
Der Börsenstrompreis sank deutlich im Vergleich zu Mai 2022, und auch die Verbraucherpreise sinken wieder, nachdem der Krieg sie hochgetrieben hat. www1.wdr.de/nachrichten/st… 🧵
Punkt2: aber nun kommt der Kohlestrom aus Polen oder Tschechien! Die Zahlen sind eindeutig: im Mai kamen aus Polen: 0,19% und aus Tschechien 0,07%, und im Juni hat Deutschland bisher dahin exportiert. 🧵
Punkt3, besonders gerne und aggressiv angeführt: aber es sei doch Sommer! Nach meinem Kalender ist allerdings Mai 2023 genauso Frühjahr wie Mai 2022… 😉🧵
Punkt4: aber man hätte erst aus der Kohle, und dann aus Atom aussteigen können, nicht umgekehrt, man hätte die vermeintlich günstige Stromerzeugung aus Atom nutzen sollen, um solange die Erneuerbaren voranzubringen, wurde nun behauptet. 🧵
Dazu sei wiederholt, dass diese Behauptung die ablehnende, bis offen feindselige Haltung der AKW-Betreiber zu den Erneuerbaren verkennt. Solange es eine Perspektive für AKW-Laufzeitverlängerung gab, wurde der Ausbau erneuerbarer sabotiert. 🧵
Mal offen mit Sprüchen wie „jede Windmühle ist ein Anschlag auf den gesunden Menschenverstand“, mal mit Zeitungsanzeigen, die behauptet haben, mit mehr als 5% Ökostrom im Netz würde das Netz zusammenbrechen; 🧵
oder durch Unterstützung für Vereine wie „Vernunftkraft“, die jahrelang mit nachweislich falschen Zahlen gegen Windkraft argumentiert haben. (geht noch weiter, Link auf Folgethread kommt, 25 Tweets reichen bei der Komplexität doch nicht)🧵
Fakt ist: die EnBW hatte, bevor die GRÜNEN in BW an die Regierung kamen und den Umbau begonnen haben, gerade mal 1,4% ihres Stroms mit Windkraft hergestellt. Ohne den Druck des Ausstiegs wären wir nicht viel weiter. 🧵
Mehr noch: kein Antrag auf die Laufzeitverlängerung, der seit 2009 gestellt wurde, hatte Vorgaben zum Kohleausstieg, und eine der lautesten pro-Atom-Stimmen, die nun mit CO2 kommt, warb mal für eine Einheitsfront der AKW-Betreiber und Kohlebeschäftigten gegen die Erneuerbaren.🧵
Kam der #Blackout? Wurde der Strom „dreckiger“? Das wurde bekanntlich vor der Abschaltung der letzten drei deutschen AKW vorhergesagt. Wir haben nun Anfang Mai, die Daten zur Stromversorgung des vergangenen Aprils liegen nun komplett vor. 🧵
Dazu gibt es ein Video mir, aber wer es lieber lesen mag, möge dem Thread folgen. Wer sich mit dem Thema beschäftigt hat, wird sich erinnern: Mondzahlen von 15 bis 70 Mio. Tonnen zusätzliches (!) CO2 jährlich haben vor dem #AKW-Aus die Runde gemacht. 🧵
Nun, schauen wir uns die April-Bilanz mal an.
Die Kurzfassung: dass es keinen Blackout gab, konnten wir nun alle beobachten. Aber auch der CO2-Abdruck des Stroms ist gefallen, nicht, wie herbeigeredet, gestiegen. 🧵