Ist euch das wenigstens ein kleines bisschen peinlich, @AmadeuAntonio? Ihr könnt nichts dafür, dass die aktuelle #Antisemitismus-Analyse von allen anderen als "Studie" rezipiert wird, aber auch von einer "Analyse" kann man wenigstens minimale methodische Standards erwarten. 1/x
Der Text irritiert v.a. ob seiner durchgängiggen argumentativen Schlichtheit & Naivität im Mimimi-Stil: Im Schulbuch steht das; wir hätten aber stattdessen gern das hier drin!!!! 2/x amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/…
Was man vergeblich sucht, ist eine Auseinandersetzung mit der inzwischen recht umfangreichen Literatur zu #Judentum, #Israel-Bild und #Nahostkonflikt in #Schulbüchern. Auch andere Sekundärquellen: Fehlanzeige. 3/x
Was damit insbesondere fehlt: auch nur der Anschein eines nachprüfbaren Maßstabs, warum etwas herausgepickt und vielleicht zu Recht problematisiert wird. Also z.B. ein Abgleich mit _unterschiedlichen_ historiografischen Positionen zu den verhandelten Themen, 4/x
mit der Darstellung anderer Konflikte im Schulbuch, anderer Minderheiten usw. Irgendetwas anders als mit der eigenen (anderen) Meinung zu begründen wird nicht einmal in Erwägung gezogen. Das ist was für Flugblätter, nicht für ernste Analysen. 5/x
Auffällig ist das Bemühen, jedes noch so abseitige Argument für die eigene Sicht (gegen die interpretierte Schulbuchsicht) in Stellung zu bringen, bis hin zu biblischen Begründungen für jüdische Rechte am Land. 6/x
Die impliziten Maßstäbe (denn explizite fehlen ja) werden an verschiedenen Stellen deutlich: wenn von "Besetzung" in distanzierenden Anführungszeichen die Rede ist z.B. 7/x
Den Text durchziehen nominelle Quantifizierungen ("häufig ist..."), ohne dass das irgendwie nachprüfbar wäre. 8/x
Es gibt allerdings einen Bewertungsmaßstab, der immer mal wieder explizit anklingt: den Beutelsbacher Konsens. Diesen scheinen die Autor*innen allerdings auch nicht recht zu kennen. Bisher enthielt dieser jedenfalls noch kein "Überforderungsverbot". 9/x
Oft regen mich Nahostpublikationen wegen ihrer aggressiv reduktionistischen, entkontextualisierenden Positionen auf. Hier passiert das nicht. Ich empfinde eher fremdscham. Der Text wirkt nicht aggressiv antipalästinensich, sondern naiv philosemitisch. DAS IST PEINLICH. 10/x
Übrigens: ich glaube, ich würde wahrscheinlich manche der einzelnen Einschätzungen & Kritiken sogar inhaltlich teilen (viele auch nicht). Darum geht es hier aber nicht. Sonder darum: so darf man das nicht machen! 11/x
Meine Lieblingsstelle ist übrigens die, wo gefordert wird, Israel Errungenschaften im Start-up-Sektor mehr herauszustellen 😊 12/x
Es ist nur ein kleiner Schritt von der verbreiteten Symbolpolitik gegen #Antisemitismus zum Versuch, das Problem administrativ (per Versammlungsverbot) zu lösen. taz.de/Verbot-von-Nak… 1/X
Die hohe Symbolbedeutung des Kampfes gegen Antisemitismus (im Grunde eigentlich auch gut - wäre sie nicht so exklusiv!) sorgt dafür, dass zuerst die Widersprüche ignoriert werden (jeder Antizionismus oder jede harsche Kritik an Israel sei Antisemitismus).
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Und dann werden palästinensische Interessen (auch wenn linke Jüdinnen*Juden sie unterstützen) einfach geopfert. Ganz offensichtlich gilt der Grundrechtsschutz von Art. 8 GG für sie weniger (oder in Berlin gar nicht mehr?). 3/x
Die @EU_Commission hat ein Handbuch zur Nutzung der Arbeitsdefinition Antisemitismus von @TheIHRA herausgegeben. op.europa.eu/en/publication…
Das klärt die eine oder andere Unstimmigkeit der Definition auf, vergibt aber auch viele Chancen. Ein paar Anmerkungen (Thread) 1/x
Sehen wir von den hochgetunten Titeln der Beitragenden gleich zu Beginn einmal ab, scheint der Text recht meta-orientiert zu sein. Eine Erläuterung zur Erklärung oder so. Okay. Teilweise liest es sich aber wie eine Verteidigung ("The definition states clearly that....") 2/x
Das ist interessant, da auf die vielfältig und aus verschiedener Richtung (auch konstruktiv) geäußerte Kritik an der #Arbeitsdefinition ÜBERHAUPT nicht eingegangen wird. Bekenntnisliteratur! Mehr zur Kritik z.B. hier rosalux.de/publikation/id… 3/x