Longcovid psychisch? Sind doch alles Frauen mit Angststörung und Depression. Genau diese Störungen sind z.B. bei der MS möglicherweise nichts anderes als ein Frühsymptom der Erkrankung wie diese neue Studie aus Kanada zeigt. Ein Segen für die
Patientinnen, dass Neurologen wie Kleinschnitz heutzutage einfache Hilfsmittel wie Bildgebung haben, bei der ein dressierter Affe aus 5m Abstand die leuchtend weißen Läsionen erfassen kann. Was würde wohl sonst mit diesen Patienten passieren?
Bei der Komplexität und Anfälligkeit der Neurophysiologie ist das Wunder eher die kontinuierliche Gratwanderung von psychischer und emotionaler Stabilität. Es überrascht nicht, dass kleinste Veränderungen (z.B. Inflammation) dieser fragilen Homöostase Schaden können.
Mittelgradig komplex denkende Kurzzeitärzte wie Bartens und andere Hobbypsychologen sind ganz begeistert, haben das Gefühl etwas ganz Großem auf der Spur zu sein, wenn sie postulieren, "Geist und Körper seien eine Einheit". Diese Erkenntnisse sind gestrig. Ja, schon etwas besser
als die psychische Gesundheit komplett aus der Pathophysiologie zu verbannen wie vielleicht vor den 90er Jahren. Moderne Medizin versteht aber zunehmend konkret die Beeinträchtigung der seelischen Gesundheit durch exakt beschriebene Zusammenhänge wie in der o.g.
MS-Studie oder z.B. die Wunderheilungen der schwerst psychotischen Patienten mit Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis, die nur mit immunsuppressiver Therapie geheilt aus der geschlossenen Psychiatrie entlassen werden können (wenn die Diagnose gestellt wird).
Bei Longcovid sollten Befunde wie Eiweißerhöhung im Liquor, Störung der Blut-Hirn-Schranke, Glia-Aktivierung usw. eher in diese Richtung denken lassen, statt auf der lange Suche nach dem Trauma in der Kindheit die Patienten
in den Wahnsinn zu treiben. Nichts gegen Reha mit Stuhlkreis, Händeklatschen, Bälle zuwerfen und Singen, aber den Patienten sollte jetzt ernsthaft und schnell geholfen werden. Psychosomatik darf mithelfen aber sich nicht in den Vordergrund drängen.
Sehr erfreulich! Den Patienten mangelt es an allem, aber eine Hauptkomponente im Teufelskreis ist die Akzeptanz der immer noch vorherrschenden Meinung, ME/CFS sei ein psychisches Phänomen. Neben der wissenschaftlichen Leistung ist daher die Signalwirkung von großer Bedeutung,
wenn wissenschaftliche Elite sich zu der Erkrankung und der Situation so klar bekennt. Die Arbeit von @VirusesImmunity ist daher in mehrfacher Hinsicht für die Patienten extrem wertvoll. In der dunklen Welt von #MECFS sind diese Wissenschaftler ein wenig Licht. Aber es
ist unfassbar und auch riskant, dass es immer noch so wenige Einzelpersonen sind. Wie stünden die Patienten ohne die Iwasakis, @C_Scheibenbogen, @PutrinoLab, @MBVanElzakker usw. da? Diese Wissenschaftler und Ätzte sind neben ihrer Hauptaufgabe auch wie Anwälte, die den
Unvollständige Viruselimination ist ein großes Problem. Es passt nicht in unser simplifiziertes Verständnis von Infektion und Immunreaktion, bei der am Ende alles ad integrum aufgeräumt ist. Die Forschung wurde viel zu lange vernachlässigt, obwohl es gerade zu CoV
in der Veterinärmedizin interessante Beobachtungen gibt (insbesondere der zweizeitige Verlauf beim felinen CoV). Neben der individuellen Pathogenität gibt es eine Entkopplung vom Selektionsfaktor Transmissionsfähigleit, da sie bei der "intra-host-Evolution" keine Rolle
spielt. Evolution zu Transmission bremst tendenziell die Evolution zur Pathogenität. Evolution intra-host begünstigt eher Evolution zu Pathogenität (s. meist tödliche Mutation beim felinen CoV, das plötzlich nach Jahren eine schwere Peritonitis und Pleuritis verursacht).
Ich habe noch nie einen ME/CFS-Patienten erlebt, der auf einer "organischen Ursache beharrt". Wie kommen diese "Medizinschwätzer" (Zitat eines großen Internisten) auf solche Ideen? Sehr wohl beharren sie auf Anspruch auf Hilfe, ganz egal wodurch. 1/
Der typische Patient hat selbstverständlich auch schon alles probiert, GET/CBT wird von ahnungslosen Hausärzten ja immer erfolglos probiert. Auch die Patienten glauben zu Beginn überhaupt nicht an eine chronische, schwere, somatische Erkrankung, man kennt MECFS
2/
ja auch überhaupt nicht, weder Arzt noch Patient. Man versucht zunächst das, was man immer gemacht hat und was intuitiv richtig erscheint: langsames Steigern der Belastung. Der Profisportler durchaus unter Spiro/RR/EKG/Lactat-Kontrolle, der Nichtsportler mit Treppesteigen und
3/
Offensichtlich verfolgt @nervensystemck die Strategie, sich als Opfer "militanter CFS-Aktivisten" darzustellen, um so seine Psycho-Theorie zu bestätigen. Dazu provoziert er mit Sticheleien wie dem "Reichelt-Retweet". Die als Reaktion darauf teils in der Tat geschmacklosen oder
überzogenen und frustrierten Tweets werden gesammelt und für die eigene Agenda benutzt.
Mein Rat: ignorieren. Natürlich ist den Betroffenen bewusst, welches Schadenspotential auch eine Einzelmeinung eines renommierten Chefarztes besitzt, gerade jetzt, wo große
Unsicherheiten in der Bevölkerung und der Politik bestehen und das zarte Pflänzchen breiter wissenschaftlicher Akzeptanz zu wachsen beginnt. Über die Medien wird dieses Glyphosat in der Allgemeinenbevölkerung und über z.B. das "Ärzteblatt" in alle Fachrichtungen
“They’re still, after 10 years, experiencing problems. Issues such as fatigue, muscle and joint pain, shortness of breath and some newly developing problems such as neuropathy, numbness in the feet and hands,”
Ja, der Akutverlauf bei SARS1 war häufiger schwer, aber jeder Medizinstudent spätestens im 5. Semester weiß, dass bei den meisten humanpathogenen Viren die ernsthaften Probleme erst nach einer Latenzphase auftreten. Hat man sich etwa für die Patienten nicht mehr
interessiert, als das Virus verschwunden war? Warum haben Virologen und Ärzte es nicht geschafft, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf langfristige Risiken zu lenken sondern nur auf den Zustand der Intensivstationen?
Ein wirklich bemerkenswertes Interview. Enthält eigentlich alles, was ich mit 6.000 Tweets versucht habe mitzuteilen. Bitte in der #MedTwitter -Bubble teilen. Es hängt in Deutschl. so viel von wenigen Personen wie @C_Scheibenbogen ab. Für mich zählt sie zu den größten Medizinern.
Ich habe sie persönlich kennengelernt und eine hochintelligente, interessierte und mutige Ärztin erlebt, der es einfach nur um ihre Patienten geht, nicht um Anerkennung, Renommee, Posten. Sie hat bewusst einen steinigen Weg gewählt, für die besonders benachteiligten Patienten.
Dieses Patientenzentrische, Ur-ärztliche ist leider vielen Chefs und habilitierten abhandengekommen. Ich habe sehr wenige Ärzte mit dieser Qualität kennengelernt (ich kenne viele). @HallekMichael und @EckerleIsabella gehören übrigens auch in diese Liga.