Jana Hensel Profile picture
Autorin ZEIT ONLINE/ DIE ZEIT
Jun 1, 2023 6 tweets 3 min read
** NEU ** Auf 45 eng beschriebenen Seiten haben die Ministerien von #Habeck und #Geywitz die 77 Fragen der FDP zum Heizungsgesetz beantwortet. Sie lesen sich mitunter wie ein Nachhilfekurs in Klima- und Energiepolitik. Wir haben sie gelesen. 👇🏽👇🏼 zeit.de/wirtschaft/202… Wenn ihr euch selbst einen Eindruck machen wollt, hier sind die ersten fünf Seiten: Image
May 24, 2023 6 tweets 1 min read
In Wahrheit agiert die FDP ja immer nach demselben Muster: sie macht aus einer Mücke einen Elefanten. Sie bläst ein Detail zu einer vermeintlich zentralen Frage auf. Wochenlang hat sie für die Verlängerung der Atomkraftwerke gekämpft, als ginge es um die Zukunft Deutschlands — am Ende hat sie knapp drei Monate bekommen. Danach hat sie wochenlang nur über Efuels geredet, als hinge davon die Zukunft Europas hat — schließlich kam auch dieses Detail in den EU-Beschluss über das Verbrenneraus. Nun kämpft sie beim Heizungsgesetz um sogenannte
Dec 2, 2021 4 tweets 1 min read
Ich bin hier ja selten wütend, aber das macht mich fassungslos: Bisher sind die Namen von 20 Parlamentarischen Staatssekretär*innen (FDP & Grüne) bekannt: eine Frau mit Migrationsgeschichte ist darunter, ein Ossi. Das heißt, all die Repräsentationsdebatten, die wir aus ostdeutscher und post-migrantischer Perspektive so laut wie nie in den vergangenen Jahren geführt haben, verhallen wie im Nichts. Niemand in der Ampel fühlt sich offenbar dafür zuständig. Nur eine Gruppe konnte von dem Ruf nach mehr Diversität profitieren: weiße westdeutsche
Oct 1, 2020 9 tweets 3 min read
So, Leute, vergesst alle Studien über die Deutsche Einheit, die ihr kennt. Auch wenn sie nicht falsch sind, so sind sie doch mit den Jahren immer ungenauer geworden. Ost- und Westdeutsche leben längst überall, sie haben sich im ganzen Land verteilt. Wer also wissen will, wie es den Deutschen wirklich geht, darf nicht länger nur in die Regionen schauen, sondern muss diese vier Gruppen untersuchen: Ostdeutsche in Ost & West, Westdeutsche in Ost & West. Nur so bekommt man ein genaues Bild. Und genau das haben @zeitonline und @DIEZEIT im Osten nun
Sep 11, 2020 4 tweets 2 min read
Die Nachricht ist schon ein paar Tage alt, aber #breaking. Die Beschäftigten der Sektkellnerei #rotkaeppchen erhalten bis 2025 sage und schreibe 33,9 Prozent mehr Lohn. Damit verdienen die ostdeutschen Arbeiterinnen endlich so viel wie ihre Kolleginnen in W-Land. #lohnmauer 🥂 Image Und: Vor drei Tagen haben die Beschäftigten im Knorr-Werk in Auerbach im Vogtland nach einem verhärteten Arbeitskampf eine Tariflohnsteigerung von 22 Prozent bis 2022 erkämpft.
Aug 20, 2020 4 tweets 1 min read
Diese blödsinnigen DDR-Verweise. Wäre es nicht mal an der Zeit, die nicht immer einfach so zu wiederholen? Image Sie werden nicht wahrer, je öfter sie wiederholt werden.
Aug 18, 2020 6 tweets 1 min read
Einen Satz wie „Ich mag die Linke nicht“ kann man nur sagen, wenn man sicher sein kann, keinerlei gesellschaftliche Ächtung zu erfahren. Wen er einem wie ein Gratissatz erscheint. So wie man auch sagen kann: „Ich mag die Ostdeutschen einfach nicht.“ Hätte auch keine Konsequenz. Ich mag die SPD nicht.
Jul 1, 2020 5 tweets 1 min read
So schön wie Thomas Rosenlöcher auf diesen drei Seiten seiner „Harzreise“ hat niemand den Tag der Währungsunion beschrieben: „Nur hier und da hielt sich im Schaufenster noch ein sozialistischer Hilfspullover oder eine Planerfüllungslampe brütete vor sich hin.“ Und: „Auch mir tat es weh, für ein Fünf-Pfennig-Brötchen aus Zeiten des Zentralkomitee eine halbe Westmark hinlegen zu müssen.“ Wer also wissen will, wie es w i r k l i c h war, lese dies.
Jun 30, 2020 6 tweets 1 min read
Und noch zu dieser rewriting history-Frage der vergangenen Wochen: die Debatte, ob man Strassen umbenennen, Denkmäler stürzen und über Kunstwerke neu nachdenken müsste, lässt sich aus ostdeutscher Perspektive freilich mit einiger Verwunderung betrachten. Nach 1990 hat die ostdt. Gesellschaft einen solchen Prozess ganz grundlegend erlebt und dabei die Erfahrung gemacht, dass es durchaus möglich ist, Geschichte neu zu betrachten und anders zu schreiben. Das war ein befreiender wie schmerzhafter Prozess zugleich, der noch lange nicht abgeschlossen ist.
Jun 30, 2020 4 tweets 1 min read
Dass die Grünen sich gestern doch nicht für eine Vielfalts- oder Migrantinnenquote entschieden haben, — von mir aus auf einen über mehrere Jahre verteilten, ansteigenden Stufenplan —, das finde ich wirklich enttäuschend. Stattdessen will man nun evaluieren. Das Ergebnis kann ich schon jetzt voraussagen: man wird dann erneut feststellen, dass es gemessen am Bevölkerungsanteil viel zu wenig BPoc in den eigenen Gremien/ Reihen gibt. Und wieder ist nichts anderes als Zeit verloren, und wieder wird diese Gesellschaft nicht gelernt haben, dass sie nichts
Jun 28, 2020 4 tweets 1 min read
Enttäuschendes, um nicht zu sagen verstörendes Interview mit Helga Schubert in der SZ. Da nutzt sie diesen schönen, spektakulären und überraschend späten Ruhm für nichts anderes, um auf Christa Wolf und Anna Seghers noch Jahrzehnte später so herumzutrampeln, als wären die beiden im Panthéon der deutschen Literaturgeschichte begraben. Als müsste man sie, die so viel Gescholtenen, noch einmal mit ihren Versäumnissen, die in solchen Interviews ja stets stellvertretend als Versäumnisse der ganzen DDR-Gesellschaft verhandelt werden, konfrontieren.
Jun 27, 2020 7 tweets 1 min read
In Wahrheit sind der Mehrheit doch alle drei Erzählungen lästig: die von der Migrantin (sic) mit Twitteraccount, die des KFZ-Mechanikers aus Bochum (höchstwahrscheinlich ein Cousin der Migrantin (sic) mit Twitteraccount) und die der Friseurin (im Osten sagt man Friseuse) aus Halle. Aber die Mehrheit hat gut verstanden, dass sie am meisten profitiert, diese Gruppen immer und immer wieder gegeneinander zu schieben. Ganz nach dem Motto: Also mal ehrlich, sollen wir jetzt allen marginalisierten Gruppen gleichzeitig zuhören. Die Geschichte der
Jun 11, 2020 5 tweets 2 min read
Wir bei @DIEZEIT im Osten haben da gerade eine kleine Debatte am Laufen. Es begann vor einiger Zeit mit einem Interview von Klaus Wolfram, in dem er sagte, die Revolution sei damals von allen Teilen der Bevölkerung gemacht worden. Einige der heute prominentesten Bürgerrechtler Image hingegen bezeichnete er als „Karrieristen und Moralisten“. Daraufhin widersprach ihm meine Kollegin Anne Hähnig in einigen Punkten, fügte der Debatte aber auch neue Aspekte hinzu. Image
Jun 6, 2020 6 tweets 1 min read
Ich habe in meinem journalistischen Leben an vielen Demonstrationen von Rechtsextremen und Rechtspopulisten teilgenommen. Sie begannen ja schon lange vor dem Jahr 2015, vor Pegida in Dresden. Auch in den Jahren zuvor war es stets um den 13. Januar zu rechtsextremen Aufmärschen in Dresden gekommen. Legida in Leipzig und so. In den seltensten Fällen habe ich die Polizei dabei als deeskalierend erlebt, eher schien es ihnen egal, wer sich auf welcher Seite des politischen Spektrums bewegte. Ich, die ich als Journalistin, oft zwischen beiden Lagern hin-
May 24, 2020 7 tweets 2 min read
Heute vor 75 Jahren, wenige Tage nach Kriegsende und mitten in den Trümmern von Berlin, wurde Bärbel Bohley geboren. Diese grosse kleine Frau, die eine Revolution gemacht hat. Erst vor wenigen Wochen hat Klaus Wolfram, einer ihrer engsten Begleiter, mir noch einmal erzählt, dass Image sie es war, die alle 30 Gründungsmitglieder des Neuen Forum persönlich ausgesucht hatte, sie kamen aus allen Bezirken der DDR. Dass die Gründung des NF damit wahrscheinlich die einzige Versammlung war, auf der kein IM zugegen war, es war ihrer Menschenkenntnis zu verdanken.
Apr 29, 2020 4 tweets 1 min read
Weil hier in den vergangenen Tagen mitunter gefragt wurde, warum so viele DDR-Bürgerrechtler heute nach rechts gedriftet seien. Dazu ist zu sagen: Diese Frage selbst ist stark überzogen, es handelt sich allenfalls um einen, wenngleich gut sichtbaren Teil von ihnen. Die DDR- Opposition setzte sich aus allen politischen Strömungen zusammen. Von weit links bis nach rechts. Das machte sie vor dem Mauerfall so stark, weil man sich auch trotz enormer Gegensätze auf etwas Gemeinsames verständigte. Das liess die Bewegung nach 1989 in all ihre Teile
Apr 21, 2020 7 tweets 1 min read
Tatsächlich sind die Gaza betreffenden Passagen in Achille Mbembes Buch „Politik der Feindschaft“ kritikwürdig. Ich habe hierzu gestern zu früh und zu eindeutig Stellung bezogen, was falsch war. Es wäre zu fragen, ob der Suhrkamp Verlag seinen Autor noch einmal darauf hingewiesen hat. Die deutsche Übersetzung ist zudem an entscheidenden Stellen unscharf. Wenn Mbembe schreibt: „However, the metaphor of apartheid does not fully account for the specific character of the Israeli separation project“, heisst es im Deutschen, die Metapher der Apartheid „reiche
Mar 12, 2020 4 tweets 1 min read
Lutz Seiler hat den Buchpreis gewonnen! Wer sich an dicken Romanen von Männern nicht stört, (was ich manchmal tue), dem sei „Stern 111“ empfohlen. Mir hat er viele Erinnerungen an die frühen Neunziger zurückgebracht. Als man einfach so in leere Wohnungen zog. Als die Zeiten noch so waren, dass einem gar nichts anderes einfallen konnte, als Künstler zu werden. Oder Versicherungskauffrau, je nachdem. Als noch viele Gespräche darum kreisten, wer wann und wie den Ofen heizt, während man dann doch viel zu oft in kalten Küchen sass und frühstückte.
Mar 4, 2020 46 tweets 5 min read
Jetzt geht die Wahl des thüringischen MP los. Im Plenarsaal könnte man eine Stecknadel fallen hören. Obwohl alle Ränge voll besetzt sind. ✌🏼 Image
Jan 20, 2020 4 tweets 1 min read
Ich weiss nicht, aber ich kann in dieses mal lustige, mal nicht so lustige Bashing der Provinz nicht so einsteigen. Gerade die so starke Auseinanderdrift der ökonomischen und politischen Realität in O-Land zwischen Stadt und Land hat mir immer Sorge bereitet. Wenn ich durch die leere ostdeutsche Provinz fahre, trifft mich im Gegenteil immer ein Gefühl der Schuld, auch Melancholie. Warum haben wir es zugelassen, dass es dort noch so wenige wirtschaftliche und damit identitätsstiftende Zentren gibt? Ich fahre dreimal lieber zu einer Lesung in die Provinz,
Jan 8, 2020 4 tweets 1 min read
Eine interessante Episode aus der Geschichte der Grünen ist jedenfalls, dass die West-Grünen nach der Wahl 1990 ja anders als die Ost-Grünen aus dem Bundestag flogen, angeblich, weil sie anders als Helmut Kohl die Zeichen der Zeit nicht erkannt hätten. (Warum die Ost-Grünen dennoch reinkamen, ist somit jedenfalls nicht erklärt.) Eines der damaligen, west-linken Argumente gegen d. Wiedervereinigung war, dass man die Teilung als gerechte Strafe für die Verbrechen des Nationalsozialismus betrachtete. Auch dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden. Aber