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Jun 19, 2022, 25 tweets

Update #Ukraine .
Im Überblick:
- heftige Kämpfe an der gesamten Südflanke im #Donbass ;
- Versorgungsroute Bakhmut-Siversk-Lissitschansk in Reichweite der russ. Artillerie;
- Kiew fordert vom Westen vielfach mehr Waffen;
- Scholz und Co zu Besuch in Kiew.
Thread 👇
(1/25)

Die gesamte Südflanke im #Donbass wurde in den letzten Tagen von heftigen Kämpfen erschüttert.
Russische Truppen rückten in die Ortschaft Wrubiwka ein.
Wie weit sie dort sind, ist unklar:
UKR meldet noch Kämpfe um die Siedlung.
RUS meldet, dass die Ortschaft eingenommen sei.
(2/)

Zusammen mit der Kontrolle über Komyschiwacha, die kurz zuvor weitgehend eingenommen wurde, droht für die ukrainischen Verbände bei Zolote zusehends eine Einkesselung.
Der entsprechende Halbkessel von drei Seiten ist auch auf ukr.Karten bereits deutlich zu erkennen.
#Ukraine
(3/

Ähnliches ist auch süd-westlich beim Wuhlehirsk-Heizkraftwerk zu beobachten.
Kämpfe wurden auf dem Bogen Vershyna-Kodemna -Semyhirja gemeldet.
Russische Spitzen sollen Kodemna erreicht haben, wenngleich UKR meldet, dass diese zunächst abgewehrt worden seien.
#Donbass
(4/25)

Sollte der Vorstoß auf diesem Gebiet andauern, könnte den ukr. Verbänden im Wuhlehirsk-Heizkraftwerk sowie weiter süd-westlich ebenfalls eine Einkesselung drohen.
Weiter nördlich in Bakhmut soll eine Evakuierung der Zivilbevölkerung angefangen haben.
#Ukraine #Russia
(5/25)

Als es zu fast zeitgleichem russ. Vorstoß auf diesen beiden Richtungen kam, hieß es in manchen russ. Quellen, dass die "Front durchbrochen" worden sei.
Das stimmt in der Form aber nicht.
Die Kämpfe sind zäh, das Vorrücken langsam.
Die Gefahr der drei Kessel ist aber real.
(6/25)

Weiter nördlich sollen russische Truppen die "Feuerkontrolle" über die wichtige Versorgungsroute Bakhmut-Siversk-Lissitschansk erreicht haben.
Das heißt so viel, dass fast die gesamte Route nun in Reichweite der Artillerie ist und gezielt beschossen werden kann.
(7/25)

Versorgung von Lissitschansk-Severodonezk per Bodenkolonnen dürfte damit erheblich beeinträchtigt werden.
Eine komplette Versorgungsblockade droht derzeit aber nicht, weil UKR nun tieffliegende Transporthelis einsetzt, um Mensch und Material zu befördern.
(8/25)

Die Transporthelis fliegen dabei auf Minimalhöhe, um unter den Radaren der russ.Flugabwehr zu bleiben.
Entsprechende Aufnahmen lieferte zuletzt die Anadolu Agency, die solche Heli-Transporte nach Lissitschansk zeigte.
Teilweise bewegen sie sich wohl sogar unter Strommastlinien.

Die Verluste scheinen für ukr.Truppen im #Donbass weiter zu steigen.
Selenski erklärte vor einigen Tagen eher schwammig, dass man im Donbass und Charkiw "schmerzhafte" Verluste eingesteckt habe.
Kurze Zeit später gab Kyiv Independent konkrete Zahlen bekannt...
(10/25)

Laut Kyiv Independent, die sich auf ukr.Offizielle beruft, verliert die ukr.Armee bis zu 1000 Mann täglich.
Davon bis zu 500 als Gefallene sowie eine "signifikante Anzahl" an Verwundeten.
Die Verlustangaben sind damit innerhalb von nur zwei Wochen deutlich gestiegen.
(11/25)

Zur Erinnerung.
Erst Anfang Juni erklärte Selenski, dass die ukrainische Armee 600 Man pro Tag verliert, davon bis zu 100 als Gefallene.
Mehr dazu hier👇
(12/25)

Woher diese Steigerung innerhalb so kurzer Zeit kommt, war zunächst unklar.
Entweder die militärische Lage hat sich dermaßen verschlechtert, oder Selenski hatte vor zwei Wochen die Angaben untertrieben...eventuell um keinen Schock an der "Heimfront" auszulösen.
(13/25)

Um "den Krieg zu beenden", forderte der Berater des ukr. Präsidentenbüros Podolyak vom Westen eine vielfache Steigerung der Waffenlieferungen.
Darunter :
- 1000 Haubitzen;
- 300 Mehrfachraketenwerfer;
- 500 Panzer;
- 1000 Drohnen.
etc.
(14/25)

Etwas unklar blieb, was Podolyak konkret mit "Krieg beenden" meint.
- Ein Stopp des russ.Vorrückens?
- Ein Zurückdrängen auf die Linie vom 23. Februar 2022?
- Die komplette Rückeroberung des Donbass?
Das Wording "Krieg beenden" lässt sich in der Form also breit interpretieren
15/

Die entsprechende Entscheidung erhoffte sich Podolyak jedenfalls am 15. Juni beim Treffen der Kontaktgruppe der Verteidigungsminister in #Brussels.
Diese Entscheidung kam NICHT.
Es wurden zwar einige Lieferungen beschlossen, jedoch eher in fast schon symbolischen Mengen.
(16/25)

Die Financial Times erstellte in diesem Sinne eine Grafik mit dem Vergleich, was die #Ukraine an Waffensystemen noch haben will/braucht und was der Westen tatsächlich schon geliefert hat.
Die Größenunterschiede zwischen "brauchen" und "bekommen" sind deutlich zu sehen.
(17/25)

Um die Forderungen von Podolyak zu stützen, erklärten Vertreter des ukr. Verteidigungsministeriums kurze Zeit später, dass vermutlich bis zu 50% der ukr. Technik bei Kampfhandlungen zerstört worden sei, darunter 1300 Truppentransporter, 400 Panzer, 700 Artilleriesysteme etc.
(18/

Die aktuellen westlichen Lieferungen würden derzeit nur 10-15% des Bedarfs decken, so Vize-Verteidigungsminister Karpenko.
Um das auszugleichen, bräuchte Kiew "Artillerie, Kampffahrzeuge, Panzer, Luftverteidigungs- und Mehrfachstartraketensysteme".
(19/25)
nationaldefensemagazine.org/articles/2022/…

Schließlich noch ein Blick auf die politischen Ereignisse drumherum.
Macron (FR), Scholz (DEU) und Draghi (IT) besuchten Selenski in Kiew.
Mit einem Zug ging es nach Kiew, wo es dann ein breites diplomatisches Programm zu bewerkstelligen gab.
(20/25)

Selenski hatte diese Visite lange vom Bundeskanzler gefordert und nutzte den Besuch natürlich ausgiebig, um seine Forderungen zu wiederholen.
Sein Outfit, das vermutlich den starken Heerführer suggerieren sollte, sorgte dennoch bei Vielen zumindest für Verwunderung.
(21/25)

Außer einigen neuen Waffenzusagen sicherten Macron, Scholz, Draghi und Iohannis auch ihre Unterstützung für die Erteilung des offiziellen EU-Beitrittsstatus für die #Ukraine (und Moldau) zu.
Deutschland sei für eine "positive Entscheidung", so Scholz in Kiew.
(22/25)

Gleich am nächsten Tag sprach auch die EU-Kommission ihre Empfehlung für einen EU-Beitritt der #Ukraine aus und machte damit den Weg für ein Aufnahmeverfahren frei.
Allerdings müssen dieser Entscheidung noch die 27 EU-Mitgliedstaaten zustimmen.
(23/25)

Ob dies so hürdenfrei verläuft, ist eine andere Frage.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass verschiedene Staaten mit dem Veto spielen werden - neue Brüche könnten sich auftun, wie dies bereits beim geplanten NATO-Beitritt von Schweden und Finnland zu sehen war.
(24/25)

Zur Erinnerung.
Der geplante NATO-Beitritt von Schweden und Finnland wurde jetzt schon zu einem Politikum, weil Türkei und Kroatien mit einem Veto drohten.
In beiden Fällen haben die Regierungen eigene außen- und innenpolitische Ziele vor Augen 👇
(25/25)

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