Nicolas Basse 🖊️🏹 Profile picture
Leiter HESB @EKD / @EMilSeels, hier privat zu Zeitgeschichte, Berlin, Hertha 💙🤍⚽, ALBA 💛💙🏀, Bogensport. "Irgendeiner wartet immer." ✍ Blog: #BlackUndMieze

Jun 11, 2023, 11 tweets

Bayerisches Viertel in Berlin-Schöneberg, 11. Juni 1993, #otd vor genau 30 Jahren: Einweihung der 80 Gedenktafeln für die "Orte des Erinnerns" in den Straßen rund um den Bayerischen Platz.

Die Mahnung ist geblieben und aktueller denn je: Nie wieder Nazityrannei, #niewieder!

Das Bayerische Viertel in Schöneberg wurde bis zum Jahr 1914 angelegt und erbaut - auf Initiative vor allem von Herrn Kommerzienrat Salomon #Haberland (geb. 1833, gest. 1914), eines in Berlin bereits alteingesessenen Textil- und Terrainunternehmers.

➡️ stiftung-historische-friedhoefe.de/salomon-haberl…

Das Viertel war ab dem Jahr 1914 zuerst eine Ortslage der damaligen kreisfreien Stadt Schöneberg und ab dem Jahr 1920 dann ein Stadtteil im neu geschaffenen "Groß-Berlin" - und der jüdische Bevölkerungsanteil war von Anfang an sehr hoch.

Die Deportationen unter dem Naziterror begannen auch im Bayerischen Viertel im Jahr 1941 und trafen hier besonders viele Jüdinnen und Juden - vom gerade geborenen Säugling bis zum greisen Menschen.

Der Stadtteil rund um den Bayerischen Platz galt ab Mai 1943 als so genanntes "judenreines Gebiet", wie es in der rassistischen Sprache des NS-Regimes hieß.

Die von Renata Stih und Frieder Schnock ("Stih & Schnock") geschaffenen 80 Gedenktafeln erinnern rund um den Bayerischen Platz an die Ausgrenzung und die Entrechtung, an die Vertreibung und die Deportation und schließlich an den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung.

Die doppelseitig gestalteten Tafeln weisen mit markanten Symbolen und in knappen Worten auf eine Vielzahl von antisemitischen Zwangsmaßnahmen hin, mit denen alle Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich per Gesetz bzw. per Verordnung vom NS-Regime immer weiter diskriminiert wurden.

Die Gedenktafeln sind an vielen Stellen so in den Stadtteil integriert, dass sich ein Bezug der einstigen Zwangsmaßnahme zum aktuellen Straßenbild ergibt - hier zum Beispiel vor einer Backwarenhandlung.

Das Mahnmal zitiert an einigen seiner Gedenkorte aber beispielsweise auch aus privaten Briefen oder anderen Aufzeichnungen, die erhalten geblieben sind.

Details zu den "Orten des Erinnerns" und die App, die es inzwischen zu dem Projekt gibt, finden sich online auf der Website von "Stih & Schnock".

➡️ stih-schnock.de/remembrance.ht…

Die folgenden Fotos zeigen weitere Gedenktafeln im Bayerischen Viertel.

Wir blicken am Ende des Threads gemeinsam auf eine Gedenktafel in der Wartburgstraße (am Bayerischen Platz) - und lest bitte Wort für Wort, was uns bevorsteht, wenn unser Land und unsere Gesellschaft "gekippt" sein werden: Mord wegen eines nicht abgegebenen Haustieres.

Share this Scrolly Tale with your friends.

A Scrolly Tale is a new way to read Twitter threads with a more visually immersive experience.
Discover more beautiful Scrolly Tales like this.

Keep scrolling