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Sep 22, 2019 15 tweets 4 min read Read on X
Es folgt ein Thread zu den #FridaysForFuture, weswegen in manchen Diskussionen selbst die besten Argumente nicht wirklich überzeugen und weshalb man "Klimaskeptiker" vielleicht einfach mal in den Arm nehmen sollte.
Ich war gestern bei einem Jga mit einer Gruppe von 12 Leuten unterwegs. Alles Leute mit Abi+Hochschulabschluss+sicheren & gut bezahlten Jobs. Als wir abends in einem Imbiss saßen kam das Gespräch auf die #FFF.
Neben der Omnipräsenz des #Klimastreik vom 20.9. war der Auslöser, dass jemand infrage gestellt hatte, ob der Klimawandel wirklich von Menschen verursacht wird, woraus sich dann ein längerer und sehr lautstarker Streit entwickelte, der vermutlich einige Gäste verscheucht hat.
Ich bin mir dabei zu 97% sicher, dass es früher in solchen Runden keine politischen Diskussionen gegeben hätte - das ist etwas, was die Fridays for Future definitiv erreicht haben. Man kommt an vielen Stellen nicht mehr an der Diskussion vorbei, egal welche Position man bezieht.
Was offensichtlich noch nicht erreicht wurde: klar zu machen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse auch als solche kritisiert werden müssen und nicht als politische Positionen & das bei einem Personenkreis der akademisch gebildet ist und die Ressourcen hat kürzer zu treten.
Die Meinungen teilten sich grob betrachtet in 3 Gruppen: diejenigen, die die #FFF befürworten, die die sie für Schwachsinn halten & diejenigen, die lieber über etwas ganz anderes sprechen wollten. Hier die Hauptargumente, die gebracht wurden:
(1) die genaue Ursache des Klimawandels ist nicht bekannt (2) der Klimawandel ist eh nicht mehr aufzuhalten, daher ist alles egal (3) das ist finanziell nicht tragbar (4) ok, Klimaschutz ist vielleicht langfristig günstiger, aber die Leute sind nicht bereit Einschnitte zu machen
Gerade bei dem Argument, die Mehrheit der Gesellschaft sei nicht bereit Einschnitte zu machen, ist das Fehlen der eigenen Person in der Argumentation sehr offensichtlich - man ist selbst nicht bereit Einschnitte zu machen, projiziert es aber lieber auf die breite Masse.
Rhetorisch gesehen zielen die Argumente mE alle am Ende darauf ab, entweder die Sicherheit infrage zu stellen, mit der gehandelt werden muss oder aber die Möglichkeit des Handelns an sich. Oder anders: Die Konstruktion vom Mensch als unwissenden und hilflosen Wesen.
Die Erkenntnis, dass dieses Menschenbild uU hinter der Argumentation steht ist - egal ob Vorwand oder ernst gemeint - wichtig, denn es macht deutlich, weswegen fachliche Argumente nicht überzeugen, egal wie gut sie scheinen.
IdZ fand ich es ganz spannend, dass diejenigen in der Gruppe, die von der Notwendigkeit polit Maßnahmen ausgingen, allesamt Eltern waren. Ggf. Zufall, könnte aber auch daran liegen, dass es Eltern schlicht schwerer fällt zu glauben, sie seien nur für sich selbst verantwortlich
Ich persönlich habe weniger Angst vor den Folgen des Klimawandels als vor der Bereitschaft einiger Menschen, so bereitwillig (und selektiv) die Grundlage ihres Handels als politische Wesen aufzugeben. Insbesondere derer, die es theoretisch besser wissen könnten.
Es ist traurig, aber ich denke wir müssen mehr quasi therapeutische Gespräche darüber führen, ob wir erwachsen sind - inwieweit wir "wissen" können - ob wir wirklich Dinge verändern können. Denn das Narrativ, dem sich Leute da teilweise ergeben, ist nicht von Resilienz geprägt.
Am Ende geht es auch ganz profan um die Einbuße von Privilegien, aber tatsächlich kommen mir gerade die privilegiertesten Menschen in solchen Situationen vor wie kleine verängstigte Kinder, denen man auch nicht mit #mimimi beikommt, sondern sie besser in den Arm nimmt.
Klar, polit. Handlung gehen nicht ohne Streit und Konfrontation. Ich denke nur, dass es wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass unser Gegenüber möglicherweise aus Hilflosigkeit handelt und Wut & Erregung hier wie auch im Streit mit Kindern selten wirkliche Einsicht produzieren.

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