Es folgt ein Thread zu den #FridaysForFuture, weswegen in manchen Diskussionen selbst die besten Argumente nicht wirklich überzeugen und weshalb man "Klimaskeptiker" vielleicht einfach mal in den Arm nehmen sollte.
Ich war gestern bei einem Jga mit einer Gruppe von 12 Leuten unterwegs. Alles Leute mit Abi+Hochschulabschluss+sicheren & gut bezahlten Jobs. Als wir abends in einem Imbiss saßen kam das Gespräch auf die #FFF.
Neben der Omnipräsenz des #Klimastreik vom 20.9. war der Auslöser, dass jemand infrage gestellt hatte, ob der Klimawandel wirklich von Menschen verursacht wird, woraus sich dann ein längerer und sehr lautstarker Streit entwickelte, der vermutlich einige Gäste verscheucht hat.
Ich bin mir dabei zu 97% sicher, dass es früher in solchen Runden keine politischen Diskussionen gegeben hätte - das ist etwas, was die Fridays for Future definitiv erreicht haben. Man kommt an vielen Stellen nicht mehr an der Diskussion vorbei, egal welche Position man bezieht.
Was offensichtlich noch nicht erreicht wurde: klar zu machen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse auch als solche kritisiert werden müssen und nicht als politische Positionen & das bei einem Personenkreis der akademisch gebildet ist und die Ressourcen hat kürzer zu treten.
Die Meinungen teilten sich grob betrachtet in 3 Gruppen: diejenigen, die die #FFF befürworten, die die sie für Schwachsinn halten & diejenigen, die lieber über etwas ganz anderes sprechen wollten. Hier die Hauptargumente, die gebracht wurden:
(1) die genaue Ursache des Klimawandels ist nicht bekannt (2) der Klimawandel ist eh nicht mehr aufzuhalten, daher ist alles egal (3) das ist finanziell nicht tragbar (4) ok, Klimaschutz ist vielleicht langfristig günstiger, aber die Leute sind nicht bereit Einschnitte zu machen
Gerade bei dem Argument, die Mehrheit der Gesellschaft sei nicht bereit Einschnitte zu machen, ist das Fehlen der eigenen Person in der Argumentation sehr offensichtlich - man ist selbst nicht bereit Einschnitte zu machen, projiziert es aber lieber auf die breite Masse.
Rhetorisch gesehen zielen die Argumente mE alle am Ende darauf ab, entweder die Sicherheit infrage zu stellen, mit der gehandelt werden muss oder aber die Möglichkeit des Handelns an sich. Oder anders: Die Konstruktion vom Mensch als unwissenden und hilflosen Wesen.
Die Erkenntnis, dass dieses Menschenbild uU hinter der Argumentation steht ist - egal ob Vorwand oder ernst gemeint - wichtig, denn es macht deutlich, weswegen fachliche Argumente nicht überzeugen, egal wie gut sie scheinen.
IdZ fand ich es ganz spannend, dass diejenigen in der Gruppe, die von der Notwendigkeit polit Maßnahmen ausgingen, allesamt Eltern waren. Ggf. Zufall, könnte aber auch daran liegen, dass es Eltern schlicht schwerer fällt zu glauben, sie seien nur für sich selbst verantwortlich
Ich persönlich habe weniger Angst vor den Folgen des Klimawandels als vor der Bereitschaft einiger Menschen, so bereitwillig (und selektiv) die Grundlage ihres Handels als politische Wesen aufzugeben. Insbesondere derer, die es theoretisch besser wissen könnten.
Es ist traurig, aber ich denke wir müssen mehr quasi therapeutische Gespräche darüber führen, ob wir erwachsen sind - inwieweit wir "wissen" können - ob wir wirklich Dinge verändern können. Denn das Narrativ, dem sich Leute da teilweise ergeben, ist nicht von Resilienz geprägt.
Am Ende geht es auch ganz profan um die Einbuße von Privilegien, aber tatsächlich kommen mir gerade die privilegiertesten Menschen in solchen Situationen vor wie kleine verängstigte Kinder, denen man auch nicht mit #mimimi beikommt, sondern sie besser in den Arm nimmt.
Klar, polit. Handlung gehen nicht ohne Streit und Konfrontation. Ich denke nur, dass es wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass unser Gegenüber möglicherweise aus Hilflosigkeit handelt und Wut & Erregung hier wie auch im Streit mit Kindern selten wirkliche Einsicht produzieren.
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. Ich lese gerade dt Curricula des GU, die ja einen guten Blick darauf geben, was es da so für Zielvorstellungen gibt. Hierzu mein Thread.
Vorweg einen kurzen Verweis auf einen Text von Andreas Körber, der mich überhaupt dazu gebracht hat mir die Curricula anzuschauen: pedocs.de/volltexte/2012…. Hier schaut er sich die Curricula von Hamburg und Niedersachsen an.
Ein kleiner Thread zu E-Mail Signaturen als Tool des #changemanagement s👇TL;DR: Wenn eine Einrichtung es nicht schafft eine E-Mail-Signatur zu entwickeln, die für alle funktioniert & auch von allen verwendet wird, kann sie auch ihr Leitbild in Ablage P legen.
E-Mail Signaturen sind auf dem ersten Blick furchtbar langweilig. Die wenigsten werden sagen, dass sie unwichtig sind, aber wenn man anfängt mit Leuten darüber zu reden, spricht man auch schnell über die ganzen anderen & wichtigeren Sachen, die noch erledigt werden müssen.
Die Entwicklung von E-Mail Signaturen eignet sich gut im Kontext allgemeiner Veränderungsprozessen - nicht als Visitenkarte, sondern als Metapher für die Ordnung, in der wir gemeinsam arbeiten (wollen) und als Reizthema in Umgebungen, in denen keine klaren Strukturen herrschen.
Nun ist ja bald/bereits Schulanfang & ich lese Texte, die aufrechnen wie viele Monate die Kinder lerntechnisch bereits hinterherhinken. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir aufhören über "die Kinder" zu sprechen und mal die Diversität der Betroffenen in den Blick nehmen. 1/x
Von der aktuellen Lage sind nicht "die Kinder" betroffen, sondern bestimmte Kinder, die unter aktuellen Bedingungen ERHEBLICH schlechter lernen können als andere: Kinder aus Familien, bei denen die Eltern lerntechnisch nicht unterstützen können und Kinder ohne Hardware für HS 2/x
Das sind in der Regel diejenigen, die ohnehin schon erhöhten Förderbedarf haben. Wenn die jetzt nicht gesondert behandelt werden, wird die Leistungsschere noch größer, also sie ohnehin bereits ist. 3/x
Der Artikel ist von Elisabeth Heinemann und @janinefunke und wirft einen sehr optimistischen Blick auf die Erfahrungen mit Corona, denn im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die Unis die Digiralisierung der Lehre gewuppt haben.
Der Artikel attestiert der klassischen Hochschullehre bereits vor #COVID19 ein Auslaufmodell gewesen zu sein, wobei sich das im Artikel mE vor allem auf rein oder vornehmlich einseitige Formate bezieht.
Habe in den letzten Wochen mit Lehrenden und Personen aus dem Wissenschaftsmanagement unterschiedlicher Unis über ein weiteres #Onlinesemester gesprochen. Kein repräsentative Umfrage, aber ein paar sehr einhellige Meinungen. Thread 👇
Erstmal die schlechten Nachrichten: das #Onlinesemester hat Kapazitäten gefressen - bei Lehrenden, Studierenden und im Management. Ist für mich schwer zu sagen, wer krasser betroffen war - wir wurden unterschiedlich getroffen. Meine Tendenz ist: die Studis traf es am Heftigsten.
Das liegt vor allem an der wirtschaftlichen Lage. Für viele Studierende die jobben ist von einem Tag auf den anderen ohne Aussicht auf Perspektive die Finanzierung weggefallen. Hinzu kommt, dass Kurse teilweise stark unterschiedlich aufgebaut wurden. Flexibilität an allen Enden.
Nochmal als Überlegung aus meinem gestrigen Thread: was wäre, wenn die Produktion von Frontalkursen massiv ausgebaut würde. Gäbe es Bestrebungen weniger Dozent*innen zu beschäftigen? Bestimmt. Aber es wäre grundfalsch. Was sich ändert, ist das Tätigkeitsprofil nicht die workload.
Folgendes Szenario: Das Land Niedersachsen entschließt sich an allen Universitäten Online-BWL-Kurse anzubieten. Der Kurs "Mikroökonomik I" wird 15x produziert. Nun kommt das Bildungsministerium auf die Idee, dass hier vieles doppelt ist und 5 Produktionen auch genügen.
Wenn man die Umsetzung mal außen vor lässt, stellt sich die Frage, wie man sinnvoll mit der Frage der Redundanz umgeht - denn auch wenn sich die Kurse in Duktus und Inhalt unterscheiden gibt es natürlich Redundanz.