Hab jetzt diese "Schau auf Dich, schau auf mich"-Kiste einmal genauer angesehen und mit mehreren Leuten darüber gesprochen. Im folgenden Thread bringe ich nur Fakten, keine Wertung. Die Wertung obliegt jedem selbst. (1)
Wir alle kennen die "Schau auf Dich, schau auf mich"-Kampagne. Entstanden ist die so: Die Politik hat es nicht geschafft, klar zu kommunizieren, jeden Tag Dauer-PKs, Ausgehsperren, ja, nein, alles änderte sich täglich. Im Fall einer Krise wird ein Krisenstab gebildet. (2)
Dort wird auch Kommunikation gesteuert. @GFoi ist die zentrale Figur, er ist Bundesrettungskommandant und Gesicht des Roten Kreuzes. Das Rote Kreuz arbeitet seit Jahren mit der Firma von "Kanzlermacher" Philipp Maderthaner, dessen Firma auch die Kurz-ÖVP-Wahlkämpfe macht. (3)
Maderthaner ist sehr erfolgreich, wird aber auch kritisiert. U.a. deshalb, weil er per Mail Kontakt mit "Cambridge Analytica" (Datenskandal, wir erinnern uns) aufgenommen hat und offenbar mit denen kooperieren wollte. Das ist ihm heute unangenehm, das versteht man auch. (4)
Maderthaner ist mit der Strategie des -vereinfacht gesagt- Datensammelns über Kampagnen groß geworden. Figur 1 also: Der Kanzlermacher. Das Rote Kreuz beauftragt nun drei Agenturen: die von Maderthaner, die "Präsidentenmacheragentur" Jung von Matt und die Troin Agency (5)
Bisher haben diese drei Agenturen für Spots etc rund 350-400.000 EUR erhalten. Das Rote Kreuz stellt diese Kampagne der Bundesregierung zur Verfügung, die die Werbekosten übernimmt. Man hört von 15 Mio, die über das Bundeskanzleramt verteilt werden. (6)
Im Bundeskanzleramt arbeiten 59 Leute in der Kommunikation. Eine zentrale Figur ist Gerald Fleischmann, der nicht nur die Kommunikation mitsteuert, sondern auch das Geld vergibt, wie zb bei der Medienförderung oder nun eben die Werbebuchungen bei dieser Kampagne. (7)
Medienhäuser berichten immer wieder, dass die Art und Weise dieser Gespräche eher nicht so ist, dass man diese jeden Tag führen muss. Was will diese Kampagne? Das erklärt Maderthaners Kompagnon Lukas Holter in einem Interview mit @poledu_at hier: (8)
Lukas Holter sagt also, man wolle einen "kommunikativen Rahmen" schaffen, weil so viel Kommunikation unterwegs sei und die Leute sollten sinngemäß wissen, was seriös und offiziell ist (das von der Regierung) und was nicht. Die Passage hier ist sehenswert. (9)
Es gibt also viele Fragen zu stellen. Dem Roten Kreuz, speziell @GFoi kann man am wenigsten den Vorwurf machen, hier schnell was entwickelt zu haben. Dass das türkis-grün "aufgeteilt" wird und Präsidentenmacher @MartinRadjaby die Idee hatte, ist verständlich. Man kennt sich. (10)
Jetzt sitzt also die Bundesregierung in Form von Herrn Fleischmann da und bedenkt Medien mit Geld. In einer Situation, die sehr schwierig für viele Medien ist. Hat das Implikationen auf Berichterstattung? Man weiß es nicht. (11)
In der ersten Phase war diese Kampagne wichtig. JETZT wissen laut einer Umfrage mehr als 90% was zu tun ist, dass Hände waschen und Abstand halten am wichtigsten sind und was man tun und nicht tun sollte. Kommunikationsziel erreicht. Würde man meinen. (12)
Die Fortführung ist nach Erreichen des Kommunikationszieles (Hände waschen, Abstand halten) erreicht, also könnte man aufhören, außer es gibt andere Überlegungen. Fest steht wohl, dass es zur parlamentarischen Aufarbeitung kommen wird und muss. (13)
Da es um sensible Daten bei Corona-App und Co geht wäre das Rote Kreuz wohl gut beraten, offenzulegen, welchen Datenzugriff Maderthaners Agentur auf die Daten des Roten Kreuzes hat, ob diese auch für Wahlkämpfe verwendet werden und vieles mehr. (14)
Kurzum: Rotes Kreuz macht eine Kampagne, Regierung trägt Werbekosten, Maderthaners Agentur zentral, da sie auch andere wichtige Institutionen und (Landes)-Parteien berät. Eine typisch österreichische Geschichte also. (ENDE)
