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Wie denke ich nun, mit etwas Abstand über "Die Getriebenen"? Angemessen wäre: Ich miete das Filmmuseum und lade mir @lichtmesz , @Neodeutscher und @434Italo ein, um dieses Unding komplett auseinander zu nehmen. Es ist eine Mischung aus Holzhammer und chinesischer Wasserfolter.
Nur ein paar Beispiele für unterschwellige Beeinflussung: Sowohl Merkel als auch Söder haben "spin doctors". Aber: Söders SD ist ein schleimiger Spackofant, den man mit Sagrotan duschen möchte. Merkels SD ist eine energische, versierte Frau, die Merkel zum "Guten" drängt.
Der hier gezeigte Steinmeier (heute Bundespräsi) ist deutlich attraktiver als das Original- und kommt als geradezu unschuldige Figur davon, während Sigmar Gabriel ein hämisches Monster ist, der nur das Ziel hat, die ungeliebte Konkurrentin zu stürzen.
Und dann wäre da noch Peter Altmaier. Seien wir ehrlich, nehmen wir diesen nur als armseligen Speichellecker wahr. Hier ist er ein beherzter, ja leidenschaftlicher Mann der Tat. Es ist offenbar intendiert, Merkels Zirkel als die Helden darzustellen, den Rest als Feind.
Vermittelt wird ein simples, ja durchklischiertes Gut/Böse-Schema, mit der Grenzöffnung als großer Opfergabe "für das Gute" unserer Heldin. Das ist ungefähr so tiefgehend und komplex wie "Sturm der Liebe" auf dem gleichen Sender.
Natürlich folgt man hier dem gleichen Schema wie 2015: Es geht um "Emotionen", um das "Richtige", das "Menschliche"- nicht um kalte Berechnung, dem Schielen auf eigene Motive u.ä. Eine zuckerwattige Erzählung, welche einem komplizierten Konflikt die schärfe nimmt.
Ein Spielfilm, vor allem im Fernsehen, ist nicht geeignet, um die damalige Situation ausreichend zu erklären. Dazu kommt: Wir können uns nicht völlig sicher sein, dass die Erzählung überhaupt der Realität entspricht. Niemand von uns Außenseitern war bei den Gesprächen dabei.
Ob Alexander in seinem Buch wirklich die volle Wahrheit erzählte- wir wissen es nicht. Der Film fiktionalisiert dieses Buch, und das mit einer sehr eindeutigen Intention. Es ist daher absolut angebracht, von Propaganda zu sprechen.
Die Figuren sind klar "gezeichnet", die Rollen klar verteilt, wir sehen Framing und werden sogar unterschwellig beeinflusst- für mich ist das Propaganda, ohne Frage. Egal, welcher "Räson" sie dient, ist eine Schande, dass ich dafür bezahlen muss, wie für diese Politik.
Ganz nebenbei: Wäre ich Vertreter des ungarischen Staats, würde ich den dt. Botschafter einbestellen, auf ein ernstes Wort. Orban wird als Möchtegern-Diktator mit Minderwertigkeitskomplexen dargestellt, als Holzkopf mit anti-europäischen Ansichten. Das ist glatter Rufmord.
Seehofer ist ein kränkelnder Tattergreis, ein, in allen Belangen, "schwacher, alter Mann"- wobei der echte Seehofer noch immer recht viril wirkt. Merkel ist hingegen die achtsame, auf Konsens bedachte "Mutti", brandenburgisch-bodenständig, leicht unbeholfen vielleicht.
Dieses "Mutti"-Bild ist natürlich gewollt, es schafft Sympathie und verdeutlicht die Schwere des Amtes, und wie sie auf ihr lastet. Denken Sie hier nicht "realistisch", denken Sie cinematisch, in Narrativen und Stereotypen. Es ist quasi das 1x1.
Das, was Sie sehen, ist GEWOLLT, der Regisseur hat es genau so verlangt- da ist kein Zufall. Sie sollten nicht lernen, was sich 2015 vollzog- Sie sollen lernen, "angebracht" zu fühlen. Es ist der Film zum damaligen Mediennarrativ, nicht zum Buch.
Außerdem: Unsere ach-so-unabhängigen ÖRs haben hier ganz klar Farbe, vulgo Partei bekannt, und diese Partei heißt: Merkel. Dies war eine öffentlich-rechtliche Produktion, bezahlt von Steuergeldern (GEZ). Mit allen bisher vorgebrachten Nachweisen weiß man nun, wer der Feind ist.
Es wurde sich nirgends bemüht, eine differenzierte Sichtweise zu geben- ganz im Gegenteil. Der Vorwurf des Staatsfunks ist absolut geerchtfertigt. Wer gegen den Regierungskurs ist, der wird der Lächerlichkeit preisgegeben, ist persönliches Feindbild der Redakteure.
Die ganze Geschichte ist eine Dolchstoß-Legende, Merkel in die Enge getrieben von bösen Intriganten, das Schicksal Schutzsuchender (als ob) auf's Spiel setzend...ich könnte ewig fortfahren. Ich bin immer noch fassungslos.
Gut, abschließend: Propaganda is alive and well. Auch wenn 1933 87 Jahre her ist, die alten Mechanismen wirken immer noch. Nur sollen wir mit diesmal auf "Die Beglückung der Welt" gedrillt werden. Dieses Land...

Und nun dürfen Sie.
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