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Die Mbembe-Debatte und der @DLF

Eine kurze Spurensuche.

Sagen wird es einmal so. Der @dlf hat @aguigah, der sich in den letzten Tagen in die Bresche geworfen hat für Achille Mbembe und einen Kampf zu führen scheint, der über das normale Tagesgeschäft hinausgeht.
Ein Reihe von Beiträgen, von ihm, mit ihm, nicht ergebnisoffen, sondern vornherein feststehend, so scheint es dem Leser. Der @dlf hat sich Regeln für Qualitätssicherung gegeben, Transparenz spielt ein Rolle, Kontrollen und mehr, aber wenn der @dlf schon berichtet, gelingt es ihm
nicht einmal, @Aguigah als eigenen Mitarbeiter vorzustellen, und das ist durchaus ein Punkt, den ich als mangelnde Transparenz betrachten würde.

Die Auseinandersetzung mit den Thesen von und Vorwürfen an Achille Mbeme ist Arbeit am Text, und dieser Text ist länger, als es die
anfänglich (und vom @dlf noch immer darauf beschränkten) zwei drei Zitate vermuten lassen. Wir haben inzwischen Beiträge dazu von @APosener, @MeronMendel, Ingo Elbe, @LizasWelt, um einige zu nennen.

Es ist kaum etwas leichter, als der Gegenseite vorzuwerfen, Zitate falsch zu
verwenden, wie es @aguigah gern macht. Der Kritik wird er Boden entzogen, sie hat falsche Grundlagen, und deshalb indiskutabel. Es ist ein ehrenrühriger und verletzender Vorwurf, wie hier am 20.04.2020.
deutschlandfunkkultur.de/antisemitismus…
@aguigah zitiert, ich lasse seinen Einschub aus: „Das Apartheidsregime in Südafrika und – in einer ganz anderen Größenordnung und in einem anderen Kontext – die Vernichtung der europäischen Juden sind zwei Manifestationen dieses Trennungswahns.“

@APosener habe falsch zitiert,
weil er den Einschub ausgelassen habe. Sehen wir nach, was @APosener schrieb, Klammer ausgelassen: "Für Mbembe sind „das Apartheidsystem in Südafrika und die Vernichtung der Juden in Europa“ „zwei emblematische Manifestationen der Fantasie der Ausgrenzung“.
Stellen wir nun einmal die deutschen Übersetzungen gegenüber. Es ergibt sich, dass @APosener den Einschub von Mbembe weggelassen hat, während @@aguigah die Wortfolge so umgestellt hat, dass der Einschub an anderer Stelle eine größerer Wertigkeit als zuvor erhält, denn Apartheid
und Shoah werden nicht mehr in einem Atemzug aufgezählt. Das Verfälschen von Zitaten ist weder in der Wissenschaft (Mbembe) noch im Journalismus (@aguigah)
zulässig. Und da @aguigah hier Interviewpartner ist, dessen Meinung sich der @dlf nicht zu eigen machen muss, kann
@aguigah die Standards des eigenen Senders unterlaufen. Schon irre, diese Konstruktion.
Der andere Gesichtspunkt: Darf @APosener den Einschub von Mbembe entfallen lassen? Welche Bedeutung hat der Einschub für den Text?
Jedem, der ein wenig historische Bildung hat, sollte klar sein, dass die Apartheid der Buren und die Shoah nicht zusammengehören. Wer möchte, mag den Äquator mit den Beatles vergleichen, das beständige "Vergleichen ist nicht gleichsetzen" beschreibt eine Binsenweisheit und
erfüllt damit einen anderen Zweck als den, argumentativ zu einer Debatte beizutragen. Auch Mbembe weiss das. Dennoch zieht er eine Verbindung von Apartheid zu Shoah, also muss er das irgendwie zusammenflicken, udn das macht er mit eine Einschub, der singulär ist. Er entwirft eine
Theorie des Otherings, zieht eine Verbindung zwischen Apartheid und Shoah, weil seine Theorie umfassen sein möchte, universal und damit ohne die Shoah nicht auskommt, weist auf die - Besonderheitenn? - hin: "letzteres allerdings auf extreme Weise und in einem ganz anderen Rahmen"
ohne diese auszuführen, und da liegt der Hund begraben. Der Bezugspunkt der Shoah in seinem Text ist nicht die Apartheid, es ist seine Theorie, der er beides unterordnet, ohne das er die Eingemeindung der Shoah in irgendeiner Art und Weise begründen kann und will. Der Einschub
ist damit letzten Endes ein akademisches Pendant zu Gesprächen mit einem lapidaren "Ihr wisst schon" an der Stelle, an der es ernst wird.
Da der Einschub nichts erklär, sondern verschleiert, was Mbembe nicht erklären kann oder will, ist er letzten Endes belanglos. Er belegt
damit nicht, dass Mbembe eine scharfe Trennlinie zwischen Shoah und Apartheid in seinem Text zieht. Sie dient dazu, letzten Endes beide, Shoah und Apartheid, in seiner Theorie zu subsumieren, und das ist das, was Mbembe doch selbst schreibt: Beide
"stellten zwei emblematische Manifestationen dieser Trennungsphantasie dar."
Aus meiner Sicht ist also das Weglassen des Einschubs durch @APosener zulässig. Nicht zulässig ist hingegen die Behauptung von @aguigah, der Entfall des Einschubs hätte den Text verfälscht, weil er
Mbembe entlaste. Was wir dem Argument von @aguigah aber entnehmen müssen, ist die Feststellung, dass er selbst die Auslassung Mbembe zu Shoah und Aartheid an dieser Stelle zurückweisen müsste, wenn es den Einschub nicht gäbe. So viel zur Qualität der Argumentation beim @dlf.
Dass @aguigah an dieser Stelle folgendes sagt: "Das heißt, diese Vorwürfe basieren auch auf seltsamen Lese-Taschenspielertricks oder einem verantwortungslosen Umgang mit Zitaten," spricht für sich. Das geht an @APosener, der vorher erwähnt wurde: "Jetzt verhält es sich
so, dass beispielsweise der Kommentator der „Welt“, Posener, diesen Satz zitiert ohne den Einschub."
Man fragt sich, welche Bandagen hier ausgepackt werden, schließlich will man sich in Zukunft noch in die Augen sehen können.
Halten wir fest: Es ist @aguigah, der
falsch zitiert hat.
Weiter folgt bei @dlf die allgemeine Medienschelte. Er hat ein Zitat verfäscht, wirft das aber nun anderen Medien vor. Glashaus.
Ich ergänze noch die Selbstentlastung, die mitteilt, dass @aguigah offenbar nicht an die Standards seines Senders gebunden ist.
Weiter geht es am 21.04., da hat @aguigah mit Felix Klein telefoniert, eine halbe Stunde lang, um aus diesem Telefonat zu berichten, es werden dann auch ein paar seiner Sätze reingeschnitten, eingerahmt vom Redakteur und - raten Sie mal - @aguigah als Experten für -was ? - ohne
als Mitarbeiter des @dlf vorgestellt zu werden. Ich frage mich, worüber man 30 min telefoniert hat, vielleicht Kochrezepte, das Leben im Home Office und andere Dinge, wenn am Ende so wenig vom Gespräch übrig bleibt und dann noch
Quelle: deutschlandfunkkultur.de/die-causa-achi…
redaktionell eingerahmt werden muss.
Zuerst mal eine Zwischenüberschrift. Sie folgt auf die Einleitung, vor dem ersten Zitat von Klein. Bitte etwas wirken lassen:
Die Überschrift bezieht sich tatsächlich auf ein Zitat von Klein. Aber was Klein sagt, ist etwas anders als die Überschrift suggeriert: Die Einzigartigkeit des Holocaust ist kein deutsches Narrativ, es ist ein Narrativ für die Erinnerungskultur in DE. Klein bezeichnet die
Einzigartigkeit nicht als Narrativ, stellt sie also nicht in Frage, anders als die Zwischenüberschrift. Soviel zur Qualität - oder den Überzeugungen - beim @dlf.
Es lohnt tatsächlich, diesen Text zu lesen, der zeigt, dass die Einlassungen des Beauftragten gegen Antisemitismus
dieses Landes beim @dlf durch das Schauspiel eines Fragenden und eines Lehrenden eingefasst werden müssen. Es ist ein übles Spiel, bei dem es nicht darum geht, auf Klein's Hinweise einzugehen, sondern darum, sie darzustellen und ohne Diskussion zurückzuweisen.
Danach folgt ohne Auslassung der Hinweis, Mbembe würde für Versöhnung arbeiten, nicht gegen den Staat Israel.

Aber zunächst zum "Projekt". Wir finden die wesentlichen Passagen mit Israel-Bezug an einer Stelle.
Und dazu, ohne auf die weiteren haarsträubenden Behauptungen von Mbembe an dieser Stelle einzugehen (haben ich und andere schon gemacht), müssen wir zwei Punkte bedenken, wenn @aguigah behauptet: "...ist mit Projekt bei Mbembe vor allem die Besatzungspolitik Israels gemeint".
So sagt er nach seiner "Lektüre des Textes", bei dem ihm viele Aussagen entgangen sein müssen.
Bei Antizionisten, zu denen Mbembe nach seinen Texten gezählt werden muss, gilt Israel als ein "siedlerkolonialistischer Staat", nicht erst seit 1967, sondern von Anbeginn mit der
Errichtung des ersten Kibbuz. Deshalb wird Israel beschuldigt, im Unabhängigkeitskrieg die Palästinenser vertreiben zu haben, während man sich fragt, wie es überhaupt einen Krieg gegeben haben kann, wenn die arabischen Armeen nicht erwähnt werden.
In dieser Bertrachtungsweise ist
Mbmebe zu Haus. Wenn nur das besetzte Gebiet (es gibt nur noch eines) erwähnt wird, bedeutet das keine Entlastung, denn aus dieser Sichtweise ist in Kern-Israel beendet, was in der Westbank noch seiner Vollendung harren würde.
Aus dieser Sichtweise ist das
"Israeli separation project" nichts anderes als der israelische Staat, ganz gleich, was @aguigah meint, gelesen zu haben. Den Hinweis geben diese und die folgenden Absätze, in denen Mbembe eine wüste Delegitimierung Israels betreibt.
Eine Behauptung wie diese: "und seine
fanatische Vernichtungspolitik, die darauf abzielte, das Leben der Palästinenser in einen Trümmerhaufen oder einen zur Säuberung bestimmten Müllhaufen zu verwandeln", die Tötungsabsichten unterstellt, bedeutet in Konsequenz die Ablehnung des Existenzrechts Israels, weshalb zur
Kontrolle ein Blick in das Vorwort hilft, das Mbembe zu "Apartheid Israel: The Politics of an Analogy" beigetragen hat.
Es ist kurz, also schauen wir mal rein.
Mbembe fordert globale Isolierung, das ist BDS in Reinkultur, e erklärt, die israelische Besatzung sei viel tödlicher als die Apartheid der Buren, die Besetzung u.s.w. sei der größte moralische Skandal unsere Zeit (was bedeutet, dass Mbembe nicht in der Gegenwart zu Hause ist),
aber er ist kein Unmensch, er schreibt: "Israel hat das Recht, in Frieden zu leben. Aber Israel wird nur durch Frieden in einer konföderalen Vereinbarung geschützt werden, die den gegenseitigen Aufenthalt, wenn nicht gar die Staatsbürgerschaft anerkennt."
Doppelte Staatsbürgerschaft - das Ende Israels als jüdischer Staat. Der "gegenseitige Aufenthalt" - wen wird er einschließen? Warum muss er erwähnt werden? Man findet die Antworten beim BDS, dort heißt es Rückkehrrecht.
Mbembe muss in seinem Othering-Aufsatz in Sachen Israel nicht konkret werden, es ist nicht das Thema. in einem Buch über "Israelische Apartheid" schon.

Und da wir schon dabei sind, sehen wir uns die Auffälligkeiten seiner Apartheid-Erwähnungen an - auf der Meta-Ebene.
Mbeme hat in seiner Othering-Theorie Apartheid und Shoah nebeneinander gestellt, aber eingeschoben, dass die Shoah ganz andere Ausmaße hatte.
An anderen Stellen, die wir bereits gesehen haben, erklärt Mbembe, dass die israelische Besatzung (nach seinen Vorstellungen) viel
schlimmer sei als die Apartheid der Buren. Jener Einschub von Mbembe, der wie Ingo Elbe richtig schreibt, ein Allgemeinplatz ist (die Shoah: "letzteres allerdings auf extreme Weise und in einem ganz anderen Rahmen"), dürfte auch hier gelten. Nach Mbembe könnte der Eingangssatz
auch lauten: "Das Apartheidsystem in Südafrika und die Vernichtung der Juden in Europa, wie auch der israelische Siedlerkolonialismus..." Der Text gibt diese Vermutung leider her.

So, nun ist das hier etwas ausgefranst. Einen Punkt möchte ich noch hinterherschieben, der eine
Fehlauffassung bei Mbembe belegt. im Verlauf seines Aufsatzes schreibt er, ohne Bezugnahme auf Israel und Judentum: "Zu ihren letztendlichen Konsequenzen gedrängt, führen sie fast unaufhaltsam zu einem Wunsch nach Zerstörung, einem Wunsch, nach dem Blut (vergossenes Blut)
Gesetz macht, in ausdrücklicher Anwendung des alten Diktums der Vergeltung, dem Auge-um-Auge oder lex talionis des Alten Testaments."
Jemand, der sich auf jüdische Denker beruft wie Mbmbe, sollte diese uralte christliche antisemitische Formel nicht unterkommen. Wäre vielleicht
was für den @dlf, dessen unverdrossener und falsch zitierender Kämpfer für Mbembe @AgueraMartin ein Gefälligkeitsinterview geführt hat, siehe hier. Keine Kritik, nirgends.
Muss dann mal einkaufen. Tschöö.

deutschlandfunkkultur.de/achille-mbembe…
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