Thread by @KonLex09

Mbembe und die Lager

Ich gebe zu, ich bin ein schlechter Englisch-Sprecher und -Hörer. Wenn also nachfolgend Fehlern im Transkript geben wird, bitte ich um Mitteilung.
Worum es geht: Achille Mbembe war am 12.05.2019 m Düsseldorfer Schauspielhaus zu Gast, um einen Vortrag zum

Thema "Körper als Grenzen - Das Recht auf Mobilität im planetaren Zeitalter" zu halten. Das Schauspielhaus hat die Rede schriftlich veröffentlicht und weist darauf hin, dass das die Schrift vom mündlichen Vortrag abweichen kann. Das ist redlich, aber m.E. nicht ausreichend, ist

Mbembe doch ein Redner,dem das Manuskript als Rohmaterial dient, das er im Vortrag ausformen kann. Man kann ihm dort, im Schauspielhaus, beim Denen zusehen, und das schätze ich durchaus.
Der Ausschnitt der Rede, um den es hier geht, lautet in der Niederschrift so:

Ups. So:

Aber das Schauspielhaus hat auch einen Mitschnitt, und da holt Mbembe weiter aus als in der Niederschrift, dem Manuskript, oder auch dem Text, den uns das Schauspielhaus gegeben hat.
Here it is:

Hier mein wahrscheinlich fehlerbehaftetes Transkript, wobei die wesentliche Passage unstrittig sein sollte. Die roten Einfügungen stammen aus dem Manuskript.

Mbmbe beklagt zunächst, es habe noch nie so viele Klage auf der Welt gegeben wie heute ("...there have never been as many camps in our world as today").
Dann heisst es: "- We thought we have dealt with it - with the holocaust. Then it was over. That we have burried the camp."

"Wir dachten, wir hätten uns damit bereits befasst - mit dem Holocaust. Dann war es vorbei. Dass wir die Camps begraben hätten."

Er führt fort: "No, we have'nt burried the camp. We have never had as many camps as we have today in the planet."

"Nein, wir haben das Lager nicht begraben. Wir hatten noch nie so viele Camps aufm dem Planeten wie heute."

An dieser Stelle halte ich zunächst mal fest, dass die Zahl der Lager im NS sehr hoch warm schließlich muss man auch die berücksichtigen, die nur kurz, für wenige

Tage oder Wochen bestanden, auf einer Lichtung im Wald, begrenzt durch SS-Leute. Die Anzahl liegt irgendwo zwischen 1.200 (ungefähre Anzahl der Einrichtungen, die im Entschädigungsgesetz geführt werden) und 40.000, einer Zahl, auf die NS-Hinrichtungsstätten insgesamt geschätzt

werden. Dazu kämen weitere Lager im Deutschen Reich (Kriegsgefangene, die als Kriegsgefangene anerkannt wurden, Arbeitslager oder auch nur Unterkünfte, etwa für Zwangsarbeiter in der Landwirtschaft).
Darüber hinaus sind die Lager in der Stalinschen Sowjetunion nicht zu vergessen

- der Gulag aus Arbeits- und Straflagern, deren Zahl unmittelbar nach seinem Ableben rasant abnahm.
Ganz gleich, wie Mbembe zählt, schön quantitativ ist die Behauptung nicht zu belegen.

Der wesentliche Punkt ist hier aber der Rückgriff auf den Holocaust. Mbembe setzt

heutige Lager mit denen aus der Zeit der Shoah gleich. Er bezieht sich mit dem Begriff "Holocaust" nicht auf Kriegsgefangenen- oder Arbeitslager (in denen der Aufenthalt auch zum Tod führte), er bezieht sich auf Vernichtungslagerm auf Lager, die keinen anderen Zweck hatten, in

kürzester Zeit zum Tod der gerade dort hingezwungenen Juden zu führen.

Diese Lager sieht Mbembe nun wieder in Europa, in einer Zahl so groß wie nie zuvor, auf die Welt bezogen, aber davon stünden die meisten in Europa.

Wir alle wissen, wie Mbembe, dass es Lager in Europa gibt, in denen Geflüchtete leben. Sie sind immer wieder ein Skandal, zu Recht, aber sie sind keine Vernichtungslager. Es werden dort keineswegs Millionen Menschen durch Giftgas oder Genickschussanlagen umgebracht.

Machen wir es wie @APosener:
Relativiert Mbembe den Holocaust? Ja.

Auch was für @Volker_Beck @ruhrbarone @MeronMendel @WerteInitiative @MENA_WATCH @Report_Antisem

Link zum Text: dhaus.de/download/6698/…

Link zum Video, ca. ab min 28: dhaus.de/programm/a-z/a…

@LizasWelt

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