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Ich durfte in der neuen Folge unseres @pandemiapodcast mal ein bisschen abnerden über die Ursprünge des gehypten Chloroquins und dabei geht es - wie könnte es anders sein - natürlich auch um die Farbe Blau. Kurzer Thread zu Farben und Pharmaka
viertausendhertz.de/pan04/
Das erste Malariamedikament war Chinin. In den Anden wurde die Rinde des Chinarindenbaums zur Behandung von Fieber eingesetzt. Als die Europäer Amerika eroberten (und Malaria mitbrachten) raubten sie bei ihrer Plünderung des Kontinents auch dieses Mittel.
Chinin in Wasser gelöst wurde mit der Zeit zum Malariamittel schlechthin - Tonic Water. Ein Problem: Es schmeckte sehr bitter. Darum begannen etwa britische Soldaten es bald mit Gin zu mischen. Der Gin&Tonic war geboren.
Ein weiteres Problem: Man musste zur Herstellung die Chinarinde importieren. So begannen Chemiker bald mit dem Versuch, den Stoff künstlich herzustellen. Ein Ausgangspunkt dafür war ein anderes spannendes Molekül: Anilin.
Otto Unverdorben hatte den Stoff 1826 entdeckt als er einen anderen Naturstoff, das Indigo (genau, den blauen Farbstoff der Jeans) mit Kalk erhitzte. Und 1834 gewann Friedlieb Ferdinand Runge den gleichen Stoff aus Steinkohlenteer. Es war ein entscheidender Durchbruch.
Steinkohlenteer war eine schwarze, zähflüssige Masse die anfiel, wenn aus Steinkohle Koks gewonnen wurde. Es war ein Nebenprodukt, das darauf wartete für etwas sinnvolles eingesetzt zu werden. Vielleicht ließ sich ja über den Zwischenschritt des Anilins zB Chinin daraus gewinnen.
Als Henry Perkins 1856 versuchte aus Anilin Chinin herzustellen entstand allerdings etwas ganz anderes: ein leuchtender Farbstoff, den er Mauvein nannte. Es war der erste Teerfarbstoff der Welt. Bald suchten Forscher überall nach diesen Farbstoffen u.a. auch nach Blau.
1876 entdeckte Heinrich Caro bei der BASF (Badische ANILIN- und Sodafabrik) den Teerfarbstoff Methylenblau. Paul Ehrlich stellte fest, dass sich damit Malaria-Erreger gut anfärben ließen. Könnten sie die Erreger vielleicht auch töten?
Tatsächlich wirkte Methylenblau als Malariamittel. Eine unangenehme Nebenwirkung war aber, dass es Menschen blau färbte: Das Urin, das Weiß der Augen, die Haut. Unter anderem aus diesem Grund ging die Suche nach einem Malariamittel weiter und führte schließlich zu Chloroquin.
Ehrlichs Untersuchungen führten ihn zur Idee einer “Zauberkugel” die Krankheitserreger abtötet und andere Zellen verschont. Mit seiner Arbeit begründete er die moderne Chemotherapie. Methylenblau wird heute übrigens wieder als Malaramittel erforscht.
So! Das musste ich mal loswerden. Komme in diesen Tagen ja kaum dazu, meiner Blau-Fazination zu fröhnen. Aber ganz unabhängig von Blau hört euch @pandemiapodcast mal an. Ihr findet alle Folgen bei @4000hertz und bei @riffreporter. Lob, Kritik, Anregungen ausdrücklich erwünscht
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