Weshalb Schulen nun Zeit, Ressourcen und Geld für neue Konzepte benötigen und was das überhaupt bedeutet [thread].
Zunächst zum Selbstverständlichen. Ich bin kein Virologe, sondern „deute nur die Zeichen“ und die sagen: Das Ganze wird länger dauern. (1/17)
In den letzten Wochen gab es, rückblickend, immer einen Fokus, den ich gesetzt habe. Damals ohne zu wissen, dass es der Fokus ist. Kurz zur Rekapitulation (2/17)
TECHNIK UND VORGÄNGE: Sobald klar war, dass die Schulen schließen, übte ich mit den Kleinen, wie sie Dateien benennen und hochladen. Eineinhalb Stunden. Denn ich wusste, das wird relevant. (3/17)
Die Mittelstufenschüler*innen sollten Blogs erstellen, ohne dass ich wusste, was GENAU wir damit machen. ich wusste nur: Damit kann man am flexibelsten reagieren (4/17).
In der Oberstufe waren die technischen Voraussetzungen gegeben. Blogs hatte ich schon vor Beginn der Krise erstellen lassen, damals als Schreibprojekt für die offene Arbeit an selbst gewählten Themen (5/17).
STRUKTUR UND ZEITPLANUNG: In der zweiten Woche ging der Fokus weg von der Technik hin zu der Frage: Wie kann ich Aufgaben so geben, dass sie in einem Zeitrahmen gemacht werden können, der unterschiedliche Bedingungen berücksichtig. Es kam zu der 4+1-Regel. (6/17)
RÜCKMELDUNG UND BEZIEHUNG: Eine weitere Woche später bemerkte ich die Unterschiede zwischen Audio- und Videorückmeldungen für die Aufrechterhaltung von Beziehungen, einem Aspekt von Schule, der wegzufallen droht. (7/17)
AUFGABENFORMATE: Später kam die Restrukturierung von Aufgaben hinzu. Diese hatte ich zwar in der ersten Woche gegeben (KAKAO: kurz, aktuell, kreativ, angemessen, offen), aber noch nicht definitorisch festgehalten (als Form der genaueren gedanklichen Auseinandersetzung). (8/17)
MISCHUNGSVERHÄLTNISSE: Erst ab der vierten Woche konnte ich die verschiedenen Teile so miteinander verknüpfen, dass ich das Gefühl hatte, dass hier eine Form des digitalen Fernlernens entsteht, der nicht Präsenzunterricht 1:1 kopiert. Das ist nämlich nicht möglich. (9/17)
All diese Teile, Technik und Vorgänge, Struktur und Zeitplanung, Rückmeldung und Beziehung, Aufgabenformate und Mischungsverhältnisse sind Teil dessen, was Konzepte ausmacht. (10/17).
Konzepte hängen von unterschiedlichen Faktoren ab: Schüler*innenzahl, Kolleg*innenzahl, technische Ausstattung der Schulen und der Elternhäuser, soziale und kulturelle Bedingungen… (11/17)
Kurz: Es MUSS zwar Handlungsempfehlungen geben, aber es braucht schlicht Zeit dafür, dass Menschen aus den Schulleitungen, das Kollegium und andere mit Leuten, die sich in den vorher genannten Bereichen austauschen und konkrete Pläne schmieden. (12/17)
Das ist das unglaubliche Versäumnis: Im Schatten der Prüfungen und einer Scheinnormalität ging die gesamte Kraft vieler Schulen in die Aufrechterhaltung von normativen Bedingungen, die die momentane Realität nicht mehr abbilden. (13/17)
Was heißt das konkret: Gebt den Lehrer*innen, den Schulleitungen den Eltern und den Schüler*innen Möglichkeiten für den Austausch, um tragfähige Konzepte zu entwickeln, die im Fall einer Aufrechterhaltung der Ausnahmesituation Lernen ermöglichen (14/17)
Noch konkreter: Es muss die offizielle Erlaubnis geben, so und so viele Stunden von Deputaten in diese Konzeptarbeit zu investieren, in den Austausch und in die Herstellung von technischen und didaktischen Konzepten. (15/17)
Geschieht diese Konzeptarbeit nicht, heißt es am Ende: Hätte, hätte, Infektionskette und wir stehen wieder am Anfang, mit jeder Form der Verantwortungsverschiebung, die man auch jetzt schon beobachten kann. (16/17)
Wir brauchen Gestaltungsraum, um nicht die nächste Zeit weiterhin auf Sicht zu fahren. (17/17) Thread Ende.
