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Heute schauen wir uns mal Betsy DeVos an, Trumps Bildungsministerin. DeVos ist eine milliardenschwere Philanthropin, die sich mit ihrem Engagement für den Einsatz von staatlichen Geldern für christliche Privatschulen einen Namen gemacht hat.
Sie wuchs in der Tradition der Christian Reformed Church auf und ging auf entsprechende Schulen und Colleges: Holland Christian Schools in Holland, Mich., und Calvin College in Grand Rapids, Mich. Die CRC steht in der theologischen Tradition des Calvinismus.
Anders als andere Strömungen des Calvinismus in den USA sieht die CRC Bildung als Aufgabe der Familie, nicht des Staates - etwas, das sich bis heute in DeVos' Ansichten widerspiegelt. Trotzdem stößt ihre Politik auf Widerspruch aus diesem Lager- dazu später mehr.
Die DeVoses haben Verbindungen zu den Koch Brüdern, und gehören selbst zu den einflussreichsten Mega-Donors der republikanischen Partei: Seit 1989 haben sie den Republikanern über 17 Millionen Dollar gespendet. Ihr Vater, Edgar Prince, war Mitbegründer des Family Research Council
Der Family Research Council ist als Hate Group gelistet: die Organisation ist anti-LGTBQ-rights und hetzt regelmäßig gegen queer und trans people. Die Familie spendete an Initiativen, die gegen same-sex-marriage mobilisierten und unterstützt die extreme Rechte seit Jahrzehnten.
DeVos' Ehemann, Dick DeVos, äußerte seine Unterstützung für die Forderung, Kreationismus in Schulen zu lehren. In Potter's House, einer religiösen Privatschule in Michigan, die Betsy und Dick DeVos seit mehreren Jahren als Spender unterstützen, ist genau das der Fall.
Im Potter's House müssen Lehrer ein "Statement of Faith" unterschreiben: "We believe that the world was perfect at creation, but sin intervened, severing all people’s perfect relationship with God and bringing consequences on every object and institution within the creation,”
Die Eltern der Schüler*innen ein weiteres Statement zur Schulphilosophie unterschreiben: "Since God is the center of reality, the Bible will be taught as having significance in all areas of life" - Kreationismus und Evolutionstheorie werden gleichberechtigt gelehrt.
Das ist wichtig, weil mit Trumps Ernennung von DeVos als Bildungsministerin ein 250 Millionen Dollar schweres Förderpaket für Privatschulen einherging. Das hat Folgen - auch für staatliche Schulen und deren Zukunft. huffpost.com/entry/betsy-de…
DeVos selbst hat nie eine staatliche Schule besucht, genauso wenig wie ihre eigenen Kinder. Sie ist eine jahrzehntelange Unterstützerin sogenannter "voucher programs", die es ermöglichen, staatliche Gelder für den Besuch von (u.a. religiösen) Privatschulen zu verwenden.
Voucher Programme sind bei Evangelikalen beliebt - auch Mike Pence hat während seiner Zeit als Gouverneur das Voucher-System von Indiana (bis dahin ein Pilot-Projekt) so extrem ausgeweitet, dass innerhalb von 5 Jahren 345 Mill.$ an religiöse Schulen ohne staatl. Kontrolle gingen.
Sie fördern eine ohnehin wohlhabende Mittelschicht und leiten Gelder weg von staatlichen Schulen - oft auch in ärmeren Gegenden - die die Gelder bitter nötig hätten. Mehr als die Hälfte aller Voucher Schüler in Indiana hatten zuvor nie eine staatliche Schule besucht.
Das bedeutet: eine Mehrheit der Eltern hätten ihre Kinder auch ohne Voucher auf eine religiöse Schule geschickt, in der der Staat keinerlei Einfluss auf oder Kontrolle über den Lehrplan hat - nur konnten sie es so auf Kosten des Steuerzahlers tun: washingtonpost.com/news/answer-sh…
2001 beschrieb Betsy Devos den Einsatz von ihr und ihrem Mann folgendermaßen: “Our desire is to be in that Shephelah, and to confront the culture in which we all live today in ways that will continue to help advance God’s Kingdom, but not to stay in our own faith territory"
"Shephelah" ist ein Term aus dem Alten Testament, mit dem eine bestimmte Region gemeint ist, die in der Bibel als Kriegsschauplatz fungiert. Die Äußerungen machte DeVos bei "The Gathering", einem Treffen der einflussreichsten christlichen Spender der USA. politico.com/story/2016/12/…
In der Vergangenheit bezeichnete Betsy DeVos staatliche Schulen zudem als "Dead End". Erst vor einigen Wochen verkündete sie, staatliche Schulen zu zwingen, Coronavirus-Funds mit privaten Schulen teilen zu müssen - unabhängig von den Einnahmen. nytimes.com/2020/05/27/us/…
DeVos nutzt den Ausbruch des Coronavirus, um die Ziele zu erreichen, bei denen der Kongress ihr lange im Weg stand: Millionen Dollar, die ursprünglich vor allem für staatliche Schulen gedacht waren, an private und religiöse Einrichtungen umzuleiten. nytimes.com/2020/05/15/us/…
In der Vergangenheit machte DeVos aus dem Vorteil, den ihr Reichtum ihr und ihrer Familie brachte, keinen Hehl. 1997 schrieb sie: "I have decided to stop taking offense at the suggestion that we are buying influence. [...] They are right. We do expect something in return.”
Das war auch Thema in ihrer Confirmation Hearing, nachdem Trump verkündet hatte, dass sie seine Wahl als secretary of education sei - hier ein Teil des Dialogs zwischen Bernie Sanders und ihr zur Summe der Spenden ihrer Familie an die Republikaner:
Sanders: “I have heard the number was $200 million. Does that sound in the ballpark?”
DeVos: “Collectively? Between my entire family?”
Sanders: “Yeah, over the years.”
DeVos: “That’s possible”
Sanders: “Okay. My question is, and I don’t mean to be rude. Do you think, if you were not a multi-billionaire, if your family has not made hundreds of millions of dollars of contributions to the Republican Party, that you would be sitting here today?”
forbes.com/sites/danalexa…
In ihrer Confirmation Hearing weigerte Devos sich zu sagen, dass Waffen keinen Platz in Schulen haben und sagte, es könne sein, dass man sie brauche um Schulen vor Grizzlybären zu beschützen. Ein weiterer wichtiger Moment war der zwischen ihr und Senator AL Franken:
Al Franken stellte eine Frage, die grundlegend für das Schulsystem ist: Ob man Schüler nach "proficiency" oder "growth" bewerten sollte. Der Unterschied: proficiency bewertet, ob ein festgesetztes Level erreicht wird, growth bezieht sich auf den individuellen Lernprozess.
DeVos: I think if I am understanding your question correctly around proficiency, I would correlate it to competency and mastery, so each student according to the advancements they are making in each subject area,
Franken: That’s growth, that’s not proficiency
Es handelte sich hier nicht um einen Versprecher oder ein Missverständnis, es war deutlich zu sehen, dass DeVos nicht wusste, was Al Franken meinte: eine grundlegende Diskussion im amerikanischen Bildungswesen, die nicht erst seit gestern diskutiert wird.
Ein Austausch aus "60 Minutes":
STAHL: Have you seen the really bad schools? Maybe try to figure out what they're doing?
DEVOS: I have not - I have not - I have not intentionally visited schools that are underperforming.
STAHL: Maybe you should.
DEVOS: Maybe I should. Yes.
Zum Thema sexuelle Übergriffe auf dem Campus
DEVOS:Well, one sexual assault is one too many, and one falsely accused individual is one too many
STAHL: Yeah, but are they the same?
DEVOS: I don't know. I don't know. But I'm committed to a process that's fair for everyone involved.
Vergessen wir nicht, dass DeVos 1 Jahr (!) nach ihrer Ernennung zugibt, noch keine Problemschulen besucht zu haben und auch nicht weiß, welche Probleme es überhaupt gibt. Als Bildungsministerin.
edition.cnn.com/2018/03/12/pol…
2019 hat DeVos mindestens 56 Millionen Dollar verdient - während ihrer Zeit als Bildungsministerin. Im Vorjahr waren es 45 Millionen.
forbes.com/sites/michelat…
Die Tiefpunkte der Confirmation Hearing könnt ihr hier in Zitaten nachlesen, jeweils in den Kontext eingeordnet:
npr.org/sections/ed/20…
(Besonders die Interaktion mit Kaine und Warren ist... beinahe ohne Worte)
Bruder Erik Prince war Gründer und Geschäftsführer von blackwater. 2010 verkaufte er - und war seitdem nicht untätig: nytimes.com/2020/03/07/us/…
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