Zeit, uns Trumps aktueller Pressesprecherin zuzuwenden, Kayleigh McEnany. Während viele ihrer Aussagen ganze Threads füllen könnten, möchte ich heute den Fokus auf einen bisher kaum beleuchteten Aspekt legen: wie oft sie religiöse Untertöne haben. Und was das bedeutet.
Erst kürzlich verteidigte McEnany Trumps Bibel Photo-Op vor der St. John's Church folgendermaßen: ""Like Churchill, we saw him inspecting the bombing damage and it sent a powerful message of leadership to the British people."
Des weiteren sagte sie, die Photo-Op "was a very important symbol for the American people to see that we will get through this, through unity and through faith." So weit, so wenig überraschend (was an sich schon viel aussagt), aber lasst uns etwas tiefer graben.
Bekannt wurd McEnany also konservative Kommentatorin auf CNN, wo sie regelmäßig Trumps talking points vehement verteidigte. Sie identifiziert sich als evangelikale Christin - es ist der Glaube, in Verbindung mit einem anderen Ereignis, das sie bis heute prägt.
Die Widmung ihres Buchs “The New American Revolution: The Making of a Populist Movement" ist für Rachel J. Scott, das erste Opfer des Columbine High School Massacres 1999, eine evangelikale Christin. McEnany dankt Scott für "making the faith my parents had taught me real[...]"
CN: Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, Todeswunsch.
Um den Kontext zu verstehen, müssen wir uns näher mit Columbine beschäftigen, und den Einfluss, den das Massaker auf evangelikale Teenager der frühen 2000er Jahre hatte - denn es kreierte einen Märtyrerkult um zwei Teenager
Um den Kontext zu verstehen, müssen wir uns näher mit Columbine beschäftigen, und den Einfluss, den das Massaker auf evangelikale Teenager der frühen 2000er Jahre hatte - denn es kreierte einen Märtyrerkult um zwei Teenager
Um zwei der Opfer von Columbine, Rachel Scott und Cassie Bernall, beide gläubig, wuchs schnell ein Märtyrerkult. Angeblich wurden beide erschossen, weil sie an Gott glaubten. Cassie Bernall soll von einem der beiden Täter, Eric Harriss, gefragt worden sein ob sie an Gott glaube
Als sie mit "Ja" antwortete, soll er geschossen haben. Rachel Joy Scotts Schicksal wurde von der christlichen Produktionsfirma PureFlix verfilmt - in der letzten Szene wird Rachel von den Tätern erschossen, weil sie ihnen sagt, dass sie an Gott glaubt.
Es ist unwahrscheinlich, dass dieser Austausch so stattgefunden hat - Rachel Scott wurde aus 15-20 feet Entfernung getötet, die Täter hätten schreien müssen um gehört zu werden. Richard Castaldo, Rachels Freund, der neben ihr saß, konnte sich nach seinem Koma an nichts erinnern.
Cassie Bernall wurde von Zeugen vermutlich mit Valeen Schnurr verwechselt - aber auch sie starb nicht wegen ihres Glaubens an Gott. Dem Polizeireport zufolge rief sie, nachdem sie getroffen worden war "Oh Gott", woraufhin Klebold sie fragte, ob sie an Gott glaube. Sie sagte Ja.
Klebold erwiderte "Warum", drehte sich um und ging. Wer nähere Informationen sucht, siehe u.a. auch: Ralph Larkin: Comprehending Columbine, 2007 - Open Access auf jstor, besonders das Kapitel "culture wars at Columbine"
Rachel Joy Scott wurde zur Märtyrerin, als ihre Beerdigung live auf CNN und MSNBC übetragen wurde. In der Predigt sagte Pastor Porter: "We removed prayer from our schools and we've reaped violence and hatred and murder. And we have the fruit of those activities before us now..."
"... want to say to you here today that prayer was established again in our public schools last Tuesday. [...] The Duke of Wellington once said, "If you divorce religion from education, you produce a race of clever devils." [...] "
"But as a warrior, Rachel carried a torch that was stained by the blood of the martyrs from the very first day of the church's existence…nearly 2,000 years ago. This warrior has now dropped that torch and gone on to her eternal reward."
"Who will pick up Rachel's torch? Who will do it? Hold it high. Hold up that torch right now. If you are watching, from some other place, stand up where you are, stand up and say "I won't be a victim! I will lift that torch high! The love of Jesus!"" leaderu.com/common/funeral…
So wurde Rachel zur modernen Märtyrerin - über sie und Bernall wurden Bücher und Songs geschrieben. Für evangelikale Teenager der 2000er war Columbine ein einschneidendes Ereignis, und der Wunsch, als Märtyrer zu sterben griff um sich.
Rosin nennt es "teenage hysteria, a Christian-sanctified death wish. "God has laid it on my heart that I'm going to be martyred," sophomore Tina Leonard told a Southern Baptist news service. "When I told one of my friends, he said, 'That's awesome. I wish it could happen to me.'"
Rosins Artikel aus dem Jahr 1999 in der Washington Post beschreibt die Folgen des Massakers für die spirituelle Bewegung, die darauf folgte detailreich: washingtonpost.com/wp-srv/WPcap/1…
Während dieses Narrativ den (gläubigen) Familien von Bernall&Scott Trost schenkte, legte es auch das Fundament für ein Verfolgungs-Narrativ von Christen in den USA, dem sich die evangelikale Rechte heute noch aktiv bedient. Dass die Täter wahllos töteten, spielt dabei keine Rolle
Und so schlagen wir den Bogen zurück zu McEnany: zur Zeit des Columbine Massakers war sie nur 11 Jahre alt. Der Gedanke einer christlichen Kultur, die brutalst attackiert wird von "secularists" und deren Verteidigung höchste Opfer fordert, prägt sie bis heute.
Die Vorstellung von Religion, die vor vorgehaltener Pistole gezwungen werden soll, sich selbst zu verleugnen und widersteht, ist nach wie vor mächtig und allgegenwärtig, man schalte nur einmal FOX News ein. McEnany selbst zitiert Rachel J. Scotts Märytrertum wieder und wieder:
Zum vierzehnten Jahrestag des Massakers schrieb McEnany in the Blaze:"The true remedy to our nation’s ills does not lie in laws,in regulation, or in the halls of Congress. Rather, it lies in changing the hearts of men and in turning back toward a God we have so readily forsaken"
As Congress tries relentlessly to squelch religious liberty and remove God from our public buildings, our schools, and our heritage, let’s choose instead to honor the written word of Rachel Joy Scott this April 20th: “I am not going to apologize for speaking the Name of Jesus..."
"I am not going to justify my faith to them, and I am not going to hide the light that God has put in me. If I have to sacrifice everything… I will.” And Rachel Joy Scott did."
Wer mag, dem empfehle ich den Artikel von Peter Manseau, McEnanys Professor in Georgetown. Er schreibt: ""I am a warrior for Christ,” a line from Scott’s journals, has become a rallying cry for many who came of age seeing the world through a story of faith held at gunpoint."
"McEnany’s appointment as press secretary marks the ascension of this generation to the highest levels of political influence." newrepublic.com/article/158042…
