Vielleicht der wesentliche Punkt bei Aerosolen ist meiner Meinung nach die Frage nach der infektösen Dosis, also wieviele Viren man aufnehmen muss, um sich anzustecken. Diese Zahl scheint bei Sars-CoV-2 eher hoch zu sein.
Sehr kleine Tropfen enthalten aber auch sehr wenige Viren.
Sehr kleine Tropfen enthalten aber auch sehr wenige Viren.
Das bedeutet, dass Verdünnung beim Aerosol einen bedeutenden Effekt hat: Man kriegt zwar Aerosol ab, aber eben nicht zwangsläufig genug davon. Dieser Übertragungsweg ist dann stark konzentrationsabhängig.
(Ich spekulier mal, dass größere Tröpfchen ein weniger konzentrationsabhängiger Ansteckungsweg sind, weil jedes Tröpfchen mehr Viren enthält. D.h. wenn man Tröpfchen abbekommt, steckt man sich viel leichter an als wenn man Aerosole abbekommt.)
Das würde ganz gut erklären, warum Abstand und Maske zu helfen scheinen, und Superspreading auf sehr spezifische Konstellationen beschränkt ist. In vielen Situationen dagegen (z.B. öffentlicher Nahverkehr, Demos etc) wären Aerosole ineffizient.
Umgekehrt, wenn schwebende Aerosole ein Übertragungsweg sind (was zumindest plausibel ist), dann haben wir im Alltag oft Kontakt damit, allerdings meist in nicht infektiösen Konzentrationen. Was wiederum bedeutet, dass man sich mit Pech eben doch anstecken kann.
Ich habe die Tage ne Geschichte aus glaubwürdiger Quelle gehört, nach der ein chinesischer Wissenschaftler aus Wuhan in Hannover sich trotz sorgfältiger Schutzmaßnahmen angesteckt hat und mehrere Wochen in der Klinik lag. So viel zum Thema Pech.
Summa summarum, die Frage ist aus meiner Sicht nicht so sehr, ob Aerosol oder nicht (d.h. der genaue cutoff bei der Tröpfchengröße), sondern nach wie vor nach Kontext (z.B Luftströmung), infektiöser Dosis und Ansteckungswahrscheinlichkeit.
