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Unser Haus hat naturgemäß, wie jedes ernstzunehmende Haus einen drei Meter tiefen Schacht, der es mit der Unterwelt verbindet. Image
Leider ist die Internetverbindung hier unten sehr dürftig. Kann nur mehr sporadisch tweeten.
Jetzt fängt die Handylampe an zu flackern. 😬
Geht wieder. Alles nicht so schlimm. Ist eigentlich noch immer Sommer? Es fühlt sich nicht an wie Sommer. Komisch.
Eine Abzweigung. Lustig.
Ein Stück Kreide wäre jetzt praktisch. Damit ich nachher den Weg zurückfinde. So aber werd ich mir einfach den Thread durchlesen.
Wenn ich noch genug Akku hab. Hm.
Der Gang hat übrigens einen ovalen Umfang. Bequem zu durchschreiten. Mit Ziegelsteinen gebaut. Ich schätze 19. Jahrhundert.
Ein unterirdischer Bach. Das muss der Nessel Bach sein. Die Farbe des Wassers aber ist irgendwie verunsichernd.
Ich hätte nicht hineingreifen sollen. Natürlich, ich wusste in dem Augenblick, dass es eine ganz dumme Idee wäre in den Bach zu greifen. Ich hätte nicht hineingreifen sollen.
Gut. Manchmal kann mach sich auch eingestehen, das war jetzt nicht so die beste aller Ideen. Aber umdrehen geht grad auch nicht mehr so wirklich. Ich würd lieber nicht mehr am Bach vorbei müssen.
Ok. Das überrascht mich jetzt doch einigermaßen.
Ein Würstelstand. Ein wenig altmodisch vielleicht.
Irgendetwas daran finde ich aber doch merkwürdig.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Käsekrainer die richtige Wahl war. Ich glaub die freundliche Standlbesitzerin hätte gar nicht gewusst, was ich mit Ausgang meine. Ziemlich sicher. Ausserdem guter Käsekrainer. Brot trocken wie Stroh.
Bei 4% Akku Tweets wegen eines Rechtschreibefehlers löschen und neu schreiben wahrscheinlich auch nicht so superklug gerade. Ich schalt mal Instagram und Tiktok aus um Strom zu sparen.
Ein WLAN namens NOWITISTOOLATE24. Auch nicht sonderlich subtil. Aber wenigsten öffentlicher Zugang.
Vorhin hab ich mich kurz umgedreht. Da war der Würstelstand. Dann ist mir das Handy auf den Boden gefallen. Dunkelheit. Und als ich das Handy wiedergefunden hab...
... und ich mit dem Licht dorthin gestrahlt hab, wo ich den Würstelstand vermutet hatte...
stand er eh noch da. Geht also alles mit rechten Dingen zu hier in der Unterwelt. Gut abgesehen von dem Nessel Bach. Der war irgendwie.
Kennt Ihr das Gefühl, wenn ihr vor einem Fluss steht und Ihr denkt Euch, eigentlich ist das nicht der Fluss da unten, sondern wir sind eigentlich im Fluss, und im Fluss ist die Oberfläche, und dann verkrampft sich alles und ihr habt Appetit auf Gurkerl?
Aber dabei muss ich sagen. Wirklich gut gearbeitet die Gänge hier. Jetzt nicht perfekt in Schuss gehalten, aber auch nicht verkommen. Und spannend, dass ich seit einiger zeit keine Spinnweben mehr gesehen habe.
Die Würstelstandbesitzerin geht wortlos neben mir.
Jetzt ist sie abgebogen. Mir war die Situation ein bisschen peinlich und ich hab die andere Abzweigung nach unten genommen.
Also mal abgesehen vom Gefühl da eine ganz grosse Dummheit gemacht zu haben, ist es hier angenehm kühl und auch nicht zu trocken.
Da hängt ein Schlüssel an einem Haken an der Wand.
Ich muss ja gestehen, jetzt bin ich doch etwas nervös. Als ich den Schlüssel in die Hand nahm, hab ich mir kurz eingebildet einen Herzschlag zu fühlen. 💗😳😅
Das ist natürlich Unsinn.
Trotzdem möchte ich den Schlüssel jetzt nicht unbedingt in die Hosentasche stecken. #AusGruenden
Ich halte ihn einfach ganz fest in meiner rechten Hand.
Kein Herzschlag. Ich kann vielleicht ein wenig loslassen. Wahrscheinlich bin ich nur nervös, weil ich jetzt schon zwei Tage hier unten bin.
Blödsinn. Drei Stunden sind es gerade einmal.🤪 Das ist ja quasi nix.
Neuerdings hängen da Sturmlampen an der Wand. Würd ich noch rauchen hätt ich jetzt ein Feuerzeug.
Notiz an mich: Nächstes mal
- Handy aufladen und Powebank einstecken
- Feuerzeug
- Kreide
- Bindfaden (hab jetzt keine konkrete Idee weshalb, aber sicher nicht unpraktisch)
- Wasserflasche
- Meide den Nesselbach
Witzig. Muss die ganze Zeit an Textadventures von früher denken und hab mir eine Karte gezeichnet.
Zugegeben, nicht super hilfreich. Aber bisserl beruhigend etwas Konstruktives getan zu haben. Image
1%
Wer war das? Image
Noch immer 1%. Und ich bleib einfach stehen und like unsinnig Sachen auf Twitter, weil ich mir denk, gleich ists ganz aus. Wisst ihr, wenn dann auch dieses leichte Vibrieren aufhört und das Handy so unnatürlich still ist. Aber weiterhin 1%.
Also interessant auch: Irgendwie hätt ich ja gedacht, dass je tiefer ich komme, umso älter die Wände werden. Aber es sind nach wie vor die gleichen Ziegel (vermutlich Wienerberger). Und seit kurzem verlaufen da auch Kupferrohre an der Decke.
Dort vorne ist glaub ich eine Lichtquelle.
Über der Tür stand auf einem blauen Emailschild "Aufenthaltsraum". Nicht mal in Fraktur. Ich geh mal weiter.
Die Lichtquelle ist eine Neonröhre. Sie flackert nicht einmal. Und surrt nicht hörbar.
An der Wand eine Werbung für die Raiffeisenkasse. Entrisch.
Irgendwie wirkt hier alles so, als ob es belebter sein sollte. Vielleicht bin ich ausserhalb der Öffnungszeiten gekommen?
Die Raiffeisenkasse Werbung war aus den 1970ern. Oder 1980er. Das lässt sich in Österreich nicht so klar trennen. Und sie war auf Aramäisch. Ich kann kein Aramäisch.
Dann wieder ein infach hunderte Meter Gang. Immerhin beleuchtet. Hatte ich nicht vorhin einen Schlüssel?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich einen Schlüssel hatte. Es war mein Schlüssel. Er fühlte sich warm an in meiner Hand. Ich bin etwas müde.
Ich ruh mich kurz auf dieser lieblos an die Wand gestellten Heurigenbank aus.
Kurz aufgewacht. Zu meinen Füssen sitzt unsere Postbotin. Awkward Moment. Wir haben einander gegrüsst. Irgendetwas an ihr ist unheimlich. Wahrscheinlich vor allem der Umstand, dass sie auf der Bank sitzt auf der ich eingeschlafen bin. In der Unterwelt. Also schon irgendwie.
Sie sitzt noch immer da. Irgendwie eh nett, schon aber auch verunsichernd, vorsichtig formuliert.
Ok, ok. Ja, das war wohl keine gute Idee hier einzuschlafen. Die vier Stunden zurückgehen ist aber auch wohl auch keine Option. Wie spät ist es eigentlich?
Auch lustig. Bin mir grad nicht sicher wo ich herkam. Und beide Wege sind leicht abschüssig. Das kann eigentlich gar nicht sein. Ich geh mal los.
Ist das ein Schlüssel in meiner rechten Hand?
Aha, eine Tür zu einem „Aufenthaltsraum“ kommt mit latent bekannt vor. Aber irgendwie sah die doch anders aus. Klinke auf der anderen Seite?
Ich glaub es ist schon spät. Es fühlt sich so an. Warum zeigt mein Handy keine Uhrzeit mehr an? War da nicht eine ⏰ App früher? Kann man die Uhrzeit googeln?
Ein Aufenthaltsraum mit einer Stehlampe und einem Fauteuil. Ich setz mich mal kurz, bis ich weiss wie spät es ist...
Definitiv später. Einschlafen find ich hier problematisch, weil nach dem Aufwachen schon wieder so ein verunsichernder Moment.
Zuerst nur das Gefühl etwas tiefer in den Fauteuil versunken zu sein. Ungewöhnlich tief. Zu tief irgendwie. Und halt etwas steif in allen Gliedern.
Dann der Moment, den ihr sicher alle kennt. Wenn man wie ein kleines Kind schreit, weil der Pseudo-Velour Bezug des Fauteuils begonnen hat über die eigenen Finger zu wachsen.
Fauteuil ist übrigens die französisierte Form von Faltstuhl. (Faudesteuil). Finger alle noch da. Nur leicht gerötet.
Handy nach wie vor 1%. Hab aber das Gefühl, dass mir einige Apps fehlen. Weiss aber nicht welche. Und bild mir ein, dass manche Apps ein bissi andere Icons hatte.
Dafür grad ein Mail von meiner Bank bekommen.
"Sehr geehrter Hr. Dr. ...
Unsere App zeigt uns an , dass Sie sich seit gestern 12:57 in der Unterwelt befinden. Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass in der Unterwelt der Zahlungsverkehr mit ihrer Bank Card nicht funktioniert...
"...Für notwendige Transaktionen (in Seelen) sind wir eine Zusammenarbeit mit der Unterwelt eingegangen. Wenn Sie Ihre (oder andere) Seelen für Transaktionen einsetzen wollen, bitten wir Sie folgende Tel. Nr. anzurufen..."
"... wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer. Bleiben Sie gesund! Ihr Bank-Team" Hm.
Hab jetzt die Mail leider gleich gelöscht, weil bin mir grad unsicher, ob da Seelen oder Selen stand. Google jetzt Selen.
Laut Wikipedia: "Selen ist für alle Lebensformen essentiell. Selenverbindungen werden daher als Nahrungsergänzung angeboten" Ginge jetzt alles auch mit zwei E.
Zum Googlen hab ich mich unbewusst fast wieder auf den Fauteuil gesetzt. #foolmeonce Eventuell sollte ich etwas aufmerksamer sein. Ich geh jetzt mal nach links weiter und schau ob ich die Stiege find, von der die @JuliaPuehringer geredet hat.
Jemand hat grad versehentlich die Neon Lichter ausgeschalten. Ich höre leises Murmeln.
Murmeln hat aufgehört. Stille. Lichter wieder an. Wahrscheinlich versehentlich den falschen Schalter erwischt.
Der Gang ist weiterhin leicht abschüssig. Und wenn ich die Augen zumache und wieder öffne, kann ich mir - mangels eines Horizonts - kurz einbilden, dass er gar nicht abschüssig ist sondern eben. Dann mache ich einen Schritt und mir wird schwindelig. Sollte ich nicht mehr machen.
Am meisten verunsichert mich gerade die Stille. Weil nicht einmal das Surren der Neonröhren ist zu hören. Ist das normal? Surren die nicht immer? Ich war zu lang nicht mehr neben einer Neon-Röhre, um das zu wissen.
Der Gang wird breiter. Zu meiner rechten eine Wartebank, so eine schlichte hölzerne, wie sie früher in Krankenhäusern stand. Darüber eine schematische Karte.
Muss schon sagen. Mit Twitter geht das schon besser. Wage es mir nicht auszumalen, wie ich mich ohne Smartphone und ganz abgetrennt vom Rest der Welt gefühlt hätte.
Die Karte oszilliert zwischen Schaltkreis-Schematismus und frühneuzeitlicher Allegorie. Also diese Europa-Körper-Karten, wenn ihr wisst, was ich meine.
Eh. Karten müssen gelesen werden. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich diese auch richtig verstanden habe. Eventuell war es nämlich keine Karte. Andererseits kann es sein, dass ich jetzt den Weg zum Portier kenne.
Jetzt ist das Licht wieder kurz ausgefallen. Passiert das häufiger? Aber kurz darauf sind die Neonröhren wieder angesprungen - ohne Geräusch. Und ich glaube nichts hat sich verändert.
Ich glaub der Weg ist ganz leicht gekrümmt. Immer wieder Türen an der Seite, aber die wirken alle eher wie Gerätekammern oder Türen zu Elektrozählern.
Ich wollte eine Tür öffnen, einfach um zu schauen was dahinter ist. Und dann hab ich glaub ich drauf vergessen. Vielleicht die nächste.
Und als ich nach der Klinke greife. Eigentlich mehr ein Türknauf.
Abrupt ein furchtbarer Lärm.
Ein TikTok Video hat sich auf meinem Handy eingeschaltet in der Hosentasche. Das passiert dauernd. Jetzt aber gerade besonders unpassend, find ich.
Jetzt steh ich in einer grossen dunklen Halle mit riesigen Zisternen. Ich glaub, das sind Zisternen zumindest. Jetzt hat mich mein Handy so abgelenkt, dass ich gar nicht mehr weiss, ob ich den Türknauf gedreht hab oder ob die Tür nur angelehnt war.
Also vier oder fünf Meter hohe Zisternen die in der Dunkelheit der Decke verschwinden. Der Boden ist aber gut mit Neonröhren erhellt.
Die erste ist hohl. Ein extrem befriedigendes tiefes Geräusch. Lange noch vibriert die Edelstahloberfläche.
Ok, das musste sein. Ich kann einfach nicht an Hohlkörpern vorbeigehen ohne an sie zu klopfen. Das würde sich falsch anfühlen. Zweite Zisterne noch besserer tiefer Ton.
Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger macht dieser Raum Sinn. Keine Öffnung hier ist gross genug als, dass die Zisternen durchgingen. Und die erste vibriert noch immer. Und wenn ich ehrlich bin, bild ich mir ein, dass mein Schlüssel jetzt auch vibriert.
Die @TiniDo macht mich auch schon ganz nervös jetzt.
Die Photos werden alle nichts, weil die drei Neonröhren an der Decke am Boden nicht mehr genug Licht hergeben und man wirklich gar nichts sieht am Display.
Ich bin jetzt weitergegangen. Die vierte Zisterne war mir plötzlich extrem unheimlich. Ich kann gar nicht wirklich sagen warum. Wahrscheinlich bilde ich mir auch schon Sachen ein. Etwas zu Essen wäre vermutlich gut.
In der letzten Zisterne war ein Mensch drinnen.
Angrenzend an die Zisternenhalle war eine kleine Kantine. Hat mich mit den kleinen. Vanillepuddingschalen an die Metro-Kantine erinnert. Sah alles nicht absurd frisch aus, aber auch nicht wirklich alt. 1979er Linoleum Möbel in einer Kuppelhalle. Die Kerzenständer waren off.
Ich frage mich langsam was ich hier unten mache. Dieser unsinnige Skrupel umzudrehen, nur weil man schon so weit ist und Angst hat schon kurz vor dem Ende unzudrehen.
Und alles nur, weil ich grad keine Lust hatte die Fussnoten im Paper anzupassen. #ProcrastinationLedMeIntoTheUnderworld
An einem anderen Tisch in der Kantine sitzt meine Postbotin und isst auch einen Pudding. Sie hat mir zugelächelt und jetzt essen wir schweigend.
Ich wollte sie nach dem Menschen in der Zisterne fragen. Aber ich hab Angst, dass sie mich dann als Ortsfremden erkennt und zB so einen übermenschlichen Schrei ausstösst wie die Dämonenkinder in dem einen Film.
Oder wie in Screamers. Eigentlich war das ein sehr guter Film. Ich möchte jetzt warten und schauen, ob sie zahlt für das Essen und wie. Mir erschließt sich das nämlich nicht.
Sie sitzt noch immer im entfernten Eck und isst absurd langsam am Pudding. Wenn ich wenigstens so tun könnte, als ob ich in einer Zeitung läse. Jetzt schaut sie zu mir und lächelt.
☕️
Ist dann naturgemäß ein ziemlich peinlicher Moment geworden. Ich setze mich mit dem Kaffee zur Postbotin. Und möchte mit grüß Gott grüßen. Und denk mir dann, vielleicht ist das in der Unterwelt eine ganz schlechte Idee. Überleg Guten Tag. Aber hab keine Ahnung wie spät es ist.
Die Postbotin wartet geduldig und lächelt. Lächle ich auch und krieg plötzlich einen unkontrollierten Schüttelfrost. Weiss nicht sofort warum. Plötzlich fang ich extrem zu schwitzen an. Ich frag dann höflich nach dem schnellsten Weg zur Stiege VI.
Es gibt natürlich keine Stiege VI. ich hör schon gar nicht mehr richtig zu, es ist mir so unangenehm, dass ich trotz der kühlen Luft so schwitze. Ob ich den Paternoster suche? Ja, genau, den suche ich.
So erleichtert bin ich, dass ich nochmal ganz besonders freundlich lächle. Denke mir in dem Augenblick schon, dass ich viel zu sehr lächle. Da steckt mir die Postbotin einen Zettel zu und verabschiedet sich. Ich hoffe ich find den Weg den sie mir angesagt hat.
Zum Glück hab ich den Etagenplan noch im Kopf. Ich weiss ungefähr wo ich hin muss. Erstmals ein Ziel vor Augen. Zugleich aber nach wie vor Schüttelfrost und kalter Schweiss.
Der warme Schlüssel in der Hand beruhigt mich etwas. Auf dem Zettel hat mir die Postbotin eine Telefonnummer aufgeschrieben. 😳
Zehn Minuten später den Ziegelstein entlang gegangen komme ich plötzlich drauf, was mich so aus der Bahn geworfen hat. Das ist wirklich, wirklich verunsichernd.
Die Postbotin war sehr nett. Irgendwie auch freundlich. Aber ihre Augen waren falsch. Also falsch ist jetzt auch nicht richtig. Hm.
Also ihre Augen haben gefehlt. Die Augäpfel. Die Augenhöhlen waren da, nur leer. Dabei wirkte das Ganze aber gar nicht abstossend oder unnatürlich.
Musste jetzt kurz überprüfen ob meine Augen noch da sind. Sind sie. Das rechte Auge tut mir jetzt aber weh, weil ich etwas zu fahrig hingegriffen hab.
Es ist so bizarr. Weil zu keinem Zeitpunkt hat mein Hirn angeklopft und gesagt Lauf oder so. Nicht mal eine leise Warnung, dass da was nicht stimmt. Nur so unterbewusster Schüttelfrost. Und dabei hat sie den Pudding in die Augenhöhlen gelöffelt. Ganz natürlich hat das gewirkt.
Ich glaub das war kein Vanillepudding. 😬
Oh Gott, ich glaub mir wird schlecht. Das ist jetzt nicht so der beste Zeitpunkt dafür. Wann hab ich eigentlich das letzte Mal was getrunken?
Stimmt ich hatte ja einen Kaffee. Und ser Vanillepudding hat schon nach Vanille geschmeckt oder Vanillin halt. Wie damals beim Metro.
Vielleicht hab ich mir das mit den Augen auch nur eingebildet. Weil sonst hätte ich das ja gleich gemerkt.
Gut das ich mir den Plan gemerkt hab. Sonst wäre ich sicher falsch abgebogen die letzten drei Mal.
Wer das wohl gebaut hat? Ich hab ja schon mehrere Theorien. Zuerst dachte ich ja in biblischen Frames, weil warum sonst Aramäisch? Jetzt aber wirkt das alles mehr so wie eine Schutzbunker Stadt für den atomaren Notfall. Wie das zusammenpasst?
Irgendwie bereue ich es grad, wieviele dystopische Filme, Bücher und Spiele ich in mich aufgesaugt hab. Weil, ein teil von mir denkt sich natürlich, das findet alles nur in meinem Kopf statt. Der andere Teil sagt shroro.
Der Historiker in mir versucht dann das Ganze zu rationalisieren. Weil, könnte ja ein früher Versuch gewesen sein eine Art unterirdischer Schutzraum-Stadt zu bauen. Angelegt unter Franz Joseph, und dann in der unmittelbaren Nachkriegszeit ausgebaut. Kalter Krieg. macht Sinn.
Schwierig wird's dann, das Aramäisch zu erklären. Eventuell was Altkirchliches? FJ und ÖVP waren ja durchaus kirchenaffin. Hm.

Bei der Erklärung der leeren Augenhöhlen tu ich mir noch schwer allerdings.

👁️👁️
Ich bin beim Lift angekommen.
Und es ist ein Paternoster. (Hatte die @JuliaPuehringer doch wieder mal recht).
Er scheint allerdings ausgeschalten.
Also er ist ausgeschalten.
Nix bewegt sich da.
Zwischen den zwei verharrenden Kabinen ein Knopf mit der Aufschrift "Hr. Pospisil"
Es stellt sich heraus, dass der Hr. Pospisil der Portier ist. Er war nicht begeistert gestört zu werden. Aber er hat mir den Paternoster eingeschalten.
In beiden Liftschächten bewegen sich jetzt wieder die Kabinen.
In beiden nach unten.
Das merkwürdige Gefühl, man geht gerade allein durch die Unterwelt und zugleich ist man auch ganz woanders. Weil man nie ganz da sein kann. Das hab ich seit dem Bach.
Ich kann gar nicht sagen, wie schön ich die flackernde kleine Glühbirne in der Kabine finde im Vergleich zu den Neonlicht finde. An den langsam vorbeiziehenden Wänden sind wie im NIG kleine aufmunternde Schilder angebracht: "Weiterfahrt ungefährlich"
Im NIG kamen die nächsten Geschosse aber schneller muss ich sagen.
Jetzt wieder ein Schild.
"Sie kommen von: Stockwerk IV. Die nächsten Ausstiegsmöglichkeiten sind:
- Stockwerk V (WR) ca 3 h
- Stockwerk VII (KL) ca 6h
- Stockwerk VIII (H) ca 8h"
Zum Glück hab ich keine Klaustrophobie.
Ganz schön lange Fahrt.
Auf Twitter auch nichts los.
Summe seit 20 min „Kommt mit wir fahren jetzt zu Unterwelt!“
Ich glaub noch länger hätte ich es eh nicht im Pater Noster aufgehalten. Irgendwann hat mir vor lauter Monotonie eingebildet er fahre seitwärts. War aber nicht der Fall. Wenn man so lange mitgährt macht einen der Absprung in der richtigen Etage übrigens ur nervös. 😬
Dann beim Aussteigen - trotz der niedrigen Geschwindigkeit- prompt gestrauchelt. Extrem froh aus dem Paternoster raus sein. Interessant.
Hui, exotisch! Einmal keine Ziegelwände. Sondern ganz glatt gehauener Stein. Erinnert mich daran, dass ich keine Ahnung von Wiener Geologie hab. Ich google mal.
Vom Lift ging nur ein kurzer Gang bis zu einer metallenen Schiebetür. Darauf war win Relief aus merkwürdig insektenhaftrn Menschen mit Schläuchen. Ob das eine Feuerwehr sein soll?
Ich bin so furchtbar müde. Hinter der Tür aber ein riesiger Überraschungsmoment.
Also weniger Waaaaaaaaaaaaah-Überraschung, sonder mehr so Pfoah-Überraschung.
Ich steh grad auf einer Metallgallerie am Rande eines riesigen Sees. Schönes Kreuzkuppelgewölbe übrigens. Ich darf aber nicht in den See schauen.
Aus der Decke, schauen in regelmässigen Abständen Grosser Metallrihre aus denen Flüssigkeit in den See tropft, rinnt und fließt.
Neben mir steht seit kurzem ein junger Student. Er wirkt nervös. Ich glaub er möchte mich was fragen, traut sich aber nicht.
Das hängt vielleicht damit zusammen, dass ich ihm zu lange in die Augen gestarrt habe. Ehrlich gestanden war ich kurz davor, seine Augen anzufassen, zur Sicherheit.
Ein junger Student am Rande eines Unterwelt Sees. (Vermutlich TU, nämlich nicht so Hipster).
Er ist noch viel nervöser als er dachte. Stottert stark. Ob er mich eh nicht störe. Er sei hier um den Seelenstand für seine Diplomarbeit zu messen.
Er hat so gestottert, dass ich jetzt erst recht nicht weiss ob er Seelenstand oder Selenstand gesagt hat.
Ob ich ihm sagen könne, ob das auch eine geeignete Stelle dafür wäre. Er habe gehört, es sei sehr gefährlich hier unten am falschen Ort zu sein.
Ich hab etwas zu lang mit der Antwort gewartet. Jetzt ist er bei meinen Worten ganz arg hochgeschreckt und musste sich am Geländer festhalten.
Wann das Reservoir denn gebaut wurde, fragte ich ihn dann. Er antwortete umständlich, das es wohl im 16. Jh „entstanden“ sei und im 19. Jh. von einem Grafen D. „entdeckt“ worden war.
Ein gewisser Dipl. Ing. Sedlacek hätte ihn den 1950ern berechnet, dass das Reservoir bei gleichbleibendem Zufluss um Jahre 3000 gefüllt wäre. Aber zuletzt sei der Zufluss drastisch gestiegen. Sehr drastisch.
Erstmals seit dem Abstieg bin ich entspannt, merk ich grad. das Gespräch interessiert mich. Ob der dramatische Anstieg mit der Klimakrise zusammenhänge?
Nicht kausal aber relational, erklärte er. Ihn entspannt das Gespräch mit mir dafür gar nicht.
Die nächste Expansion komme so viel zu rasch. Er habe das Gefühl, die Kanzlei sei noch nicht wirklich vorbereitet.
Wir schauen beide betreten. Ich merk gerade, dass ich weiter muss. Unbedingt. Ich stehe schon viel zu lange an dem See. Ich weiss dass der Bach auch in dem See mündet. Es kostet mich alle Anstrengung nicht hinzuschauen.
Der junge Student mittlerweile aufgetaut. Also emotional. Er will mir etwas Lustiges zeigen, nimmt einen Stein aus der Tasche und lässt ihn in den See fallen. Er strahlt jetzt, ob ich es gesehen habe? Keinerlei Oberflächenspannung. Mir wird schwindelig.
Und dann war ich allein. Die Tür hinter mir ist abgesperrt. Wahrscheinlich ein Versehen.
Gut. In den letzte 45 Minuten ist er nicht zurückgekommen.
Ok. Klar. Warten ist jetzt nicht so die Option. Also durch den ...
Mag mir jemand einen Rat geben, was ich mit meinem Handy machen soll?
Ok. Ganz professionell ich halt das Handy mal hoch und schau wie tief das hier ist.
Ganz absurd. Die Flüssigkeit hat genau die gleiche Temperatur wie die Luft unf wirklich keinerlei Oberflächenspannung. Das heisst wenn man die Zehen eintaucht spürt man quasi nichts.
Bin jetzt bis zu den Knien drinnen. Ein furchtbar angenehmes Gefühl.
Muss ja gestehen: die Tür stand die ganze Zeit offen.
Wie wenn man in fremde Leben eintaucht.
Fühlt sich ein bisserl falsch an.
Aber schön.
So wie der Bach.
Schon steht es mir bis zum Hals. Ich frag mich ob ich unter der Oberfläche doch atmen kann?
Übrigens voll mühsam so zu tweeten.
Ich mein vielleicht wärs doch klüger durch die offene Tür zurückzukehren. Nur weil es sich grad richtig anfühlt durch Seelen zu gehen.
Durch Seelen waten, bestes Gefühl. Abgesehen vom Krampf, weil ich seit Stunden Kleidung und Handy über meinen Kopf trage.
Und meinen Schlüssel. https://t.co/snqjM6p2ym
Die letzten Stunden - Minuten ? - hab ich Disney Lieder gesungen. Stimmung quasi formidabel! „Herr Direktor, meine Gage ist zu klei-ei-ein!“ 🎶🎵
Zwischendurch aber zur Sicherheit doch kurz auch meine 👁 👁 berührt.
Bin auf der Suche nach Fotos von flüssigem Selen nicht fünfig geworden. Seh aber, dass der Schmelzpunkt 221 Grad beträgt. Eher unwahrscheinlich also.
Meine Theorien sind mir eher unangenehm.
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