Thread by @Fischblog

Ich hab den Eindruck, dass die Aerosol-Geschichte vielleicht noch ein bisschen zusätzliche Einordnung braucht.
Deswegen kurz ein paar Anmerkungen, was dabei die entscheidenden Punkte sind.
spektrum.de/news/aerosole-…

Ganz wichtig: Man darf sich das nicht so vorstellen, dass da ein Aerosoltropfen rumfliegt, man wird "getroffen" und dann ist man infiziert. Tatsächlich entstehen Aerosole mit Viren bei allen Atemwegserregern, und vermutlich kriegen wir immer mal wieder im Alltag Corona-Aerosol ab

Es sieht nämlich so aus, dass man recht viele Viren aufnehmen muss, um sich anzustecken. wenn es zu wenige sind, werden sie vom Immunsystem aufgewischt. Die Frage ist also: Kann ein Aerosol in gegebenen Entfernung so viele Viren "bereitstellen", dass man sich ansteckt?

Da gibt es mehrere Aspekte. Erstens muss genug Aerosol entstehen, zweitens lang genug am Ort bleiben, um sich aufzukonzentrieren, drittens muss es noch genug Viren enthalten (cf. UV oder Austrocknung etc) und viertens muss es dann auch noch jemand in ausreichender Menge einatmen.

Wenn man sich das bildlich vorstellen möchte, ist die Aerosolansteckung also eine nach außen dünner werdende "Wolke" von Ansteckungswahrscheinlichkeit. Dinge die Aerosole begünstigen, machen die Wolke größer und dichter, bei Sonne und Wind dagegen ist sie nur direkt vorm Gesicht.

Die Diskussion um Aerosole geht letztendlich nicht darum, wo 5-Mikrometer-Tropfen rumfliegen und was mit 6-Mikrometer-Tropfen ist, sondern wie diese "Aerosol-Wahrscheinlichkeitswolke" aussieht und damit welche Rolle dieser Übertragungsweg insgesamt spielt.

Das heißt, der Punkt bei der Tönnies-Studie ist eben nicht, das Aerosole "8 Meter weit fliegen können". Klar, können sie. Das wussten wir auch vorher. Der Punkt ist, dass Aerosole sich unter sehr spezifischen Bedingungen großflächig anreichern und ansteckend sein können.