Thread by @BirteFoerster

Bessere Lesbarkeit von was? Ein kleiner Thread.

"Wir verzichten überdies zugunsten der besseren Lesbarkeit auf das Gendersternchen."

1. habe ich noch keinen empirischen Beleg dafür gefunden, Texte mit Genderstern seien schlechter lesbar als solche ohne

2. kenne ich das Nicht-Argument "bessere Lesbarkeit" seit meiner Schulzeit von allen Versuchen, nicht ausschließlich in der männlichen Form zu schreiben.

3. beides sind aber reine Behauptungen, um nicht Benannte nicht benennen zu müssen

4. wann sind Texte eigentlich gut lesbar, eine unvollständige Liste:
- Verzicht auf Substantivierungen und Partizipien
- präzise Formulierungen
- keine (inhaltslosen) Plastiksätze
- keine Metapherngewalt
- auf den Punkt kommend

5. All diese Kriterien von "Lesbarkeit" stören weder Genderstern noch Binnen-I, noch gendersensible Formulierungen wie Studierende.

6. "Bessere Lesbarkeit" ist demzufolge ein reines Ausschlussargument. Personen, die um ihre Sichtbarkeit und Anerkennung kämpfen, werden unsichtbar gemacht.

7. Wenn die selbsternannten Schützer*innen von Lesbarkeit im Besonderen und deutscher Sprache im Allgemeinen etwas Gutes tun wollten, würden sie sich die Köpfe über eine nicht-binäre Höflichkeitsform zerbrechen. Die fehlt mir. (Guten Tag ist mir bekannt).

8. Gerade in der so erwünschten Wissenschaftskommunikation möchte ich nicht mehr auf den Genderstern verzichten, auch weil die @unibielefeld, an der ich arbeite, gendersensible Sprache zur "Gleichberechtigung und Sichtbarkeit aller Geschlechtsidentitäten“ anwendet. (Danke dafür).

9. Ich empfinde es zudem inzwischen als einen nicht zulässigen Eingriff in meine Arbeit als Autorin, wenn ich diesen Punkt nicht selbst entscheiden darf.