Eine spannende Diskussion über Wohlstandsindikatoren hat sich hier entsponnen. Meine 2-Cents zur Debatte: Gleich vorweg, das BIP ist ein schlechter Indikator. ABER: 1/10
Alternative Indikatoren haben sich bisher nur als Ergänzung zum BIP und nicht als Ersatz des BIP entwickelt. Das liegt nicht daran, dass ÖkonomInnen das BIP verteidigen oder gar postulieren, man müsste es möglichst maximieren (Vorwurf des Wachstumsfetischismus). 2/10
ÖkonomInnen haben in den letzten 50 Jahren das BIP als Indikator häufig kritisiert, alternative Maße entwickelt und versucht die Schwächen des BIP als Wohlstandsmaß zu reduzieren. 3/10
Vorteile des BIP: Es ist ein kompaktes Maß, gut erhoben und international vergleichbar. Man kennt auch seine Schwächen. 4/10
Nachteile des BIP: Es blendet wichtige Aspekte des Wohlergehens aus und misst z.B. Dinge positiv, die wohlstandsverringernd sind (z.B. Zerstörung intakter Umwelt). 5/10
Zum Vorwurf des Wachstumsfetischismus: BIP-Wachstum ist stark korreliert mit vielen wichtigen Parametern einer Gesellschaft (z.B. Lohnwachstum, öffentliche Einnahmen, etc.). DAHER: 6/10
Es ist vor allem die Politik, die hohe Wachstumsraten anstrebt. Das erleichtert Verteilungskonflikte (im Budget) und erhöht Wiederwahlchancen – alles natürlich völlig legitim. 7/10
Ohne BIP-Wachstum würden eingespielte Prozesse bei Lohnverhandlungen oder in der Sozialpolitik nicht mehr so funktionieren wie bisher – alles möglich, aber nicht ganz einfach. 8/10
Letztlich treibt der Wunsch des/der Einzelnen nach Mehr das wirtschaftliche Wachstum. Wenn es, z.B. aus einer übergeordneten Sicht der Klimapolitik nötig ist, BIP-Wachstum in eine Richtung zu steuern, dann geht das nur über die relativen Preise von Produkten. 9/10
Auch dazu sind alle wirtschaftspolitischen Instrumente wohlbekannt und ausgetestet. Dass es sich um einen riesigen politischen Kraftakt handelt, solche Veränderungen umzusetzen (auch international), möchte ich hier nicht im Geringsten bestreiten. 10/10
