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Staatenrennen um ihr ökonomisches Überleben mit politischen Mitteln auf Geo und Politik. Im Diskutieren dieser Konfiguration disziplinärer Wissenschaftlichkeit ist der Gestus nicht weit. Petra Gehring erkennt auch bei "einfache[n] Menschen" Erkenntnistätigkeit. Kommt das
Lessenichs öffentlichem Politischen nicht schon näher? Oder tritt nur wieder Managementanalyse auf, wie bei Fred Lukas? In seinem Aufsatz zielt er auf eine Ethik des Lernens aus den Mängeln. In der Konkretion der Prozesse, die passieren, siehe Gehring, kann die Erarbeitung von
Prinzipien bei den "funktionalen Zwängen[n] des demokratischen Kapitalismus" (Luks) aufhorchen lassen. Ohne es auszuschreiben, wird ein autoritiärer Kapitalismus, – Platzhalter China, ab und zu USA – dem EU-Raum wie nun öfters so auch hier indirekt
abgesprochen. "Die Welt" (Luks) ist darum lernfähig – und die EU überall? Die Krise – bei Andrea Baier und Christa Müller ist nicht die kapitalistische Krise Problematik, es ist die Pandemie – kann auch produktiv sein. Beide Autorinnen nehmen Aussagen von Heinz Bude (Professor
für Soziologie in Kassel und regierungsberatend tätig) zum Ausgang und merken expertisisch an, ohne das zu reflektieren, wie sie darüber hinaus das nun toppen, was Bude schon forderte: eine neue Politik. Zum einen ist für Bude der Staat der "Akteur", der das Politische macht. In
Kassel etwa überlässt er nach eigenen Aussagen "der Politik" die Entscheidung über den Bau-Standort des Instituts für die Kunstausstellung documenta, dessen Gründungsdirektor er wird; Kultur und Anderes sind damit anderes. Zum anderen sind Wirtschafts- und
Sozialpolitik für Bude zweierlei. (Demokratischer?) Kapitalismus wird, um es zu verdeutlichen, aufgesplittet in Wirtschaft hier und Soziales dort, Geld hier und Ausgaben dort, Kapital hier und Gesellschaft dort. Bude, das kann frau konstatieren, gehört damit zum
ideologischen Personal des Staates. Baier und Müller wollen aber scheinbar mehr und Bude überbieten. Sie tun dies mit einem terminologischen Twist. Das "Verhältnis von Subsistenz- und Warenproduktion, bzw. von Marktwirtschaft und Versorgungswirtschaft jenseits des
Marktes" soll analog zum DIY reguliert, soll m.a.W. nicht mehr abstrakt wie bei Bude, sondern wirklich alimentiert werden. Das geschieht in bereits vielen Städten. Auch in Kassel zahlt die Stadt EU-Gelder an Gardening-Projekte zur Befriedung der linken/grünen Szenen und
aufzuhübschender Stadtteile und für die Abwicklung preisgünstiger Sozialarbeit, die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sind, bzw. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die ihren eigene Sozialarbeit darstellen. Wie lautet der Vorschlag in der Konkretion (vgl. im Band Petra Gehring)?
Er sieht so aus – wobei Erkenntnis und Umsetzung, wie Gehring in ihrem Essay zum Intellekt anschreibt, in ein einem Adressat zusammengefasst werden: Die Tätigkeit, "Agency", kommt den selbsorganisierten, kollektiven Infrastrukturen zu. Der neue Sozialstaat, das neue Soziale
(vgl. Lessenich) wird den "Bürgern von unten" zugeschrieben und die Fonds oder Kosten dafür, die von diesen Bürgern pa­renthe­tisch und steuerlich getragen werden, werden staatlicherseits vergeben. Das wird mit gemeinnützig und nicht-paternalistisch umschrieben.
DIY mit Gesellschaftsvertrag, ganz ähnlich Machiavellis (Herfried Münklers Hausgebiet) Vorstellung des allgemeinen Wohles wäre das Ergebnis. Der Risiko-Kapitalismus (siehe Andreas Reckwitz im Buch zur Risikopolitik) wird in erneuerter solidarischer,
antragsgeförderter Sozialer Arbeit korrigiert. Ca. das, was Lessenich mit dieser Politik der öffentlich-rechtlichen Commons zusammenwirft, wäre dann (auf der im Band unangesprochen Basis der Warenproduktion) die überschrittene Hoffnung (siehe Luks im Band), in einer
Rekommunalisierung aufzugehen, ohne "jedes Nachlassen", wie es jetzt im Infektionsgeschehen geboten sei (Lessenich). Die Kosten zahlen die Träger der Warenproduktion für sich selbst. So soll Kapitalismus den Lohnabhängigen, von ihnen "designt" (so der Terminus
von Silke Helferich) wieder "gutgeschrieben " werden. Dieser Entwurf einer Solidargesellschaft, der sich aus Beiträgen des Buches herauslesen lässt, mit der in Biotopen des DIY ausgesetzten (aufgehobenen) Ware, ist allein ein neuer Steuertopf. Er soll das lebensgefährliche
Leben (Luks) im Risiko verringern. Commons, so ist jedoch bekannt, sind bloß flexibilisierte Warenformen, bestenfalls das Abedelegieren der Abfederung der tasächlichen Kosten der Subsistenz auf die Subsistenz, die Reproduktion der Arbeitskraft zu geringeren Kosten
an die ge- und zerstörten Leben selbst. Die Kasernierung und Entrechtung der Alten, die mit der Pandemie offengelegt aber nicht öffentlich wurde, die in der Logik der Kostenersparnis für den künstlichen Profit des Gesundheitssektors steht, wäre, würde man das
Engangement auf solch bezahltes DIY-Ehrenamt in Senioreneinrichtungen heben, dann dorthin verschoben, wo Privatwirtschaft längst kein "Public-Common-Partnership" zulässt oder mal das alte Modell war, das der auch schlechten kommunalen Verwaltung. Im
Gegenteil, wirken die ökonomischen Commons eines solchen öffentlichen Politischen wie die Ausflucht aus den wirklichen Privatisierungsstrukturen des Kapitals. Das Öffentliche ist nicht das Feld der Gesellschaft, es ist das Idealisierte der Gesellschaft die, in sich zertrennt,
darüber zurückgewinnen soll, was der Mehrheit nicht gehört, ihr als "demokratischer Zugriff" (die Blase "Demokratische Wirtschaft") nun wieder eröffnet werden mag. Und das Privatisierte, das Private, kann bei kleinen Verlusten des Extraprofits weiter machen. Die staatlich
sanktionierten Engagierten werden den Markt ergänzen und parallelisieren, so wie bisher, steht bei dieser Zukunft zu vermuten.
Yelena Simc
Michael Volkmer / Karin Werner (Hg.). _Die Corona-Gesellschaft: Analysen zur Lage und Perspektiven für die Zukunft_, 24,50 EURO, 432 Seiten erschienen im Juli 2020 bei transcript, Bielefeld. transcript-verlag.de/978-3-8376-543…
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