Angeklagt sind die NS-Hauptkriegsverbrecher, die ein letztes Mal den Gerichtssaal betreten. Gerichtsvorsitzender Lawrence verliest nun die Urteile. [THREAD]
1. Verschwörung
2. Verbrechen gegen den Frieden
3. Kriegsverbrechen
4. Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Angeklagte, die anwesend sind:
Karl Dönitz, Hans Frank, Wilhelm Frick, Hans Fritzsche, Walther Funk, Hermann Göring, Rudolf Heß, Alfred Jodl, Ernst
Konstantin Freiherr von Neurath, Franz von Papen, Erich Raeder, Joachim von Ribbentrop, Alfred Rosenberg, Fritz Sauckel, Hjalmar Schacht, Baldur von Schirach, Arthur Seyß-Inquart, Albert Speer und Julius Streicher.
Am 30. September 1946 startet die Verlesung der Urteilsbegründung. Die Angeklagten erscheinen in Gruppen von je zwei oder drei [...]. Die meisten machen einen aufgeräumten Eindruck, plaudern miteinander und begrüßen ihre Mitangeklagten.
Heß ist dran, aber er scheint nicht einmal zu begreifen, dass es sich um ihn handelt. Er ist völlig unbeteiligt, hat auf
Keitel sitzt krampfhaft kerzengerade. Kaltenbrunners Kinnladen
Nach der Verkündung des Freispruchs für
Um 13 Uhr 35 ist der erste Teil der
Im Presseraum des Justizpalastes drängen sich inzwischen Journalisten aus der ganzen Welt um die Sensation des Vormittags, um die Freigesprochenen und schon
„Wo werden Sie heute wohnen?“
Schacht: „Das möchte ich auch wissen.“
Fritzsche: „Nein, lieber in einer Nürnberger Ruine; nur keine grauen Mauern und Gitter mehr!“
„Was sind Ihre nächsten Pläne?“
Papen: „Ich werde zu meiner Tochter in die englische oder zu meiner Frau und meinen Kindern in die
Schacht: „Ich werde ebenfalls zu meiner Frau und meinen zwei Kindern gehen, die in der britischen Zone leben, und wünsche nie wieder jemand von der Presse zu sehen.“
Fritzsche: „Für mich ist das Problem der Freiheit ganz neu, ich kann noch nicht sagen,
„Würden Sie wieder ein öffentliches Amt annehmen, wenn Sie von deutschen Behörden dazu aufgefordert würden?“
Papen: „Nein, mein politisches Leben ist definitiv beendet.“
Schacht: „Ich möchte diese Frage erst beantworten, wenn eine solche Aufforderung an
Fritzsche: „Für mich bestehen wohl kaum Aussichten. Ich habe nur den Wunsch, mich so rasch wie möglich vor einer deutschen Stelle verantworten zu können für das, was ich einmal im Rundfunk gesprochen habe.“
„Wollen Sie sich auch vor ein einem deutschen
Schacht: „Ich möchte die Anklage abwarten, bevor ich mich äußere.“
Papen: „Ich bin nicht orientiert, was jetzt vorgeht, und ich weiß nicht, ob es notwendig oder möglich ist, sich vor einem deutschen Gericht zu verantworten.“
Schacht: „Ich wünsche es mir, damit ich einmal sehen könnte, wie das ist, was ich selbst so lange geplant habe.“
„Werden Sie Memoiren schreiben?“
Fritzsche: „Wenn es mir erlaubt wird,
Ununterbrochen zucken die Blitzlichter der Fotografen. Während sich Fragen und Antworten ablösen,
Allgemeines Gelächter, aber deutlich vernehmbar über allem Trubel die Stimme eines Franzosen: „C'est dégoûtant!“
Um 14 Uhr 50 Minuten betritt das Gericht zu seiner 407. und letzten Sitzung den Raum. Eine Verfügung des Gerichtshofs hat alle Fotografen und
Alle Augen in diesem Saal sind auf einen Punkt gerichtet: die fast unsichtbar in die
Mit leisem Rollen öffnet sich die Schiebetür. Aus dem Dunkeln der Öffnung tritt Hermann Göring in das graue Licht des Raumes, hinter ihm zwei Militärpolizisten, die sich links und rechts von ihm aufstellen. Sein
Gerichtsvorsitzender: „Angeklagter Hermann Wilhelm Göring! Gemäß den Punkten der Anklageschrift…“
Göring winkt mit beiden Händen. Er kann nichts verstehen. Das
Gerichtsvorsitzender: „Angeklagter Hermann Wilhelm Göring! Gemäß den Punkten der Anklageschrift, unter welchen Sie schuldig befunden wurden, verurteilt Sie der
Unbeweglich, mit gesenktem Kopf, vernimmt Göring den Spruch. Er hebt die Hörer von den Ohren, macht eine rasche, militärisch anmutende Kehrtwendung und verlässt den Saal.
Heß hört den Urteilsspruch nicht, und erst als ihm ein
Rippentrops Gesicht ist aschfahl. Er hält die Augen halb geschlossen. Unter dem Arm trägt er ein Bündel Akten: „… zum Tode durch den Strang.“
Keitel nimmt in aufrechter Haltung und
Kaltenbrunners steinernes Gesicht zeigt zum ersten Mal ein leichtes Lächeln, als er die Worte vernimmt: „… zum Tode durch den Strang.“
Frank hält beide Hände, die er nach dem Aufsetzen der Kopfhörer gerade sinken lassen will, in halber Höhe zu einer flehend erstarrten Geste. Seine Unterlippe ist kraftlos geöffnet, und er
Julius Streicher steht mit gespreizten Beinen und vorgerecktem Kopf, als erwarte er einen Hammerschlag: „… zum Tode durch den Strang.“
Jodl lauscht mit leicht vorgebeugtem Oberkörper den Worten, reißt sich dann förmlich die Hörer vom Kopf und stößt ein verächtliches Zischen
Funk, der zweifellos mit einem Todesurteil gerechnet hat, bricht beiden Worten „lebenslängliches Gefängnis“ in Schluchzen aus und macht eine
Achtzehn Mal hat sich die Schiebetür geöffnet und wieder geschlossen. Jeder Strafausspruch hat etwa vier Minuten in Anspruch genommen. Um 15 Uhr 40 zieht sich das Gericht zurück, seine Tätigkeit ist beendet.
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