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Heute ist Tag 10 im #HalleProzess und als erste Zeugin wird @reblady durch das Gericht vernommen. Sie war an Jom Kippur 2019 in der Synagoge anwesend. Ihrer Aussage stellt sie voran "The first I thing I want the court to know is I came from a family of Shoah survivers." 1/
Sie spricht über die Shoa, sagt "I have known since a child that given this history my existence is a miracle." Sie berichtet, wie sie mit ihrer in New York lebenden Großmutter, Shoah-Überlebende, telefoniert hat vor ihrer Aussage. Und sie zitiert 2/ #HalleProzess
ihre Großmutter „My mother said „You know kids, it doesn’t look so bad here, there is music playing, maybe everything will be ok“. This is when we were lining up to go to Birkenau. I was 16 y old and i was holding on to my mother 3/ #HalleProzess
and Dr Mengele said, that I needed to go to the other line. My mother had a piece of bread under her arm and before we parted she said I want you to have this piece of bread, and I remember Dr Mengele hitting her head when she passed it to me." 4/ #HalleProzess
"I’ll share one final story that she told me from Bergen-Belsen", sagt @reblady in ihrer Aussage über ihre Großmutter. "She noticed once that there was a hole in the gate to the kitchen in the camp. And her two sisters she has remained with, both had high fever." /5 #HalleProzess
"My grandmother with two other girls decided to try to sneak in the kitchen to grab food and drinks. As they were coming out of the kitchen she remembered hearing three gunshots." Auch auf ihre Großmutter wurde geschossen, doch sie überlebte. /6 #HalleProzess
Und sie zitiert ihre Großmutter "Even after this experiences, look at me now, look what I produced, a great family and terrific kids." Sie betont, dass sie das erzählt um deutlich zu machen, welches Trauma in ihrer Familie existiert. Und sagt auch, dass sie /7 #HalleProzess
vor einem deutschen Gericht aussagen kann. Ihre Großmutter konnte nie vor einem deutschen Gericht über die Taten aussagen, die sie erlebt und überlebt hat. "It's not just the fact of history, it is something that continues to be present with us today." /8 #HalleProzess
Die Zeugin berichtet, wie sie von ihrer Tochter getrennt war, die von einer Babysitterin außerhalb der Synagoge versorgt wurde. Wie sie nach dem Anschlag ihre Tochter sehen wollte, dass sie durch die Absperrung zu ihr in die Synagoge gebracht werden kann. /9 #HalleProzess
"What I wanted was for someone to see that the Synagoge had become a safe haven to me, to let my daughter in (...)" Jedoch schildert sie "In those moments the focus was on obeying orders from the police we had to line up (...)". Erst nach längerer Diskussion /10 #HalleProzess
konnten sie, ihr Mann und ihr Kind wieder zusammen kommen. Wie schon andere dankte sie dem Elisabeth-Krankenhaus, anders als durch die Polizei seien sie hier gut versorgt worden. 11/ #HalleProzess
Zum Ende ihrer Aussage sagt @reblady "The perpetrator will never succeed, people like him will never succeed. I am living proof the events of 9th October will not stop me to do my work to bring more strength to Jewish community in Germany." 12/ #HalleProzess
Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung versucht der Angeklagte zunächst die Verhandlung zu nutzen, um den Holocaust zu leugnen. @raahoff interveniert, Gericht ermahnt. RA Siebenhühner irritiert mit Grundkurs Strafrecht, statt Zurückweisung von Antisemtismus 13/ #HalleProzess
Das Gericht vernimmt nun Naomi Henkel-Gümbel als Zeugin, die ebenfalls mit der Base Berlin Gruppe nach Halle gereist war um Jom Kippur dort in der Synagoge zu feiern. "I decided against testifying in German here", sagt sie, verweist auf Geschichte ihrer Familie. 14/ #HalleProzess
"Denk ich an Deutschland in der Nacht / Dann bin ich um den Schlaf gebracht", zitiert sie Heine. Sie berichtet, wie sie gefragt wurde wie sie in Deutschland leben könne "I decided to that I could not any longer", sagt sie und berichtet davon, wie sie 15/ #HalleProzess
nach Israel auswanderte. "I immigrated with the certainty not to came back to Germany." Doch sie fand in Berlin eine Ausbildung "I wasn’t keen about studying in Germany, but this seemed to be the thing. And if I not would have been for the Rabbiner School, 16/ #HalleProzess
I would stay away from Germany." Stattdessen kam sie nach Berlin, sie wollte ihre Community in Berlin unterstützen, der sie sich sehr verbunden fühlt, und fuhr daher mit ihnen nach Halle. "And then the attack happened." 17/ #HalleProzess
Naomi Henkel-Gümbel setzt sich in ihrer Aussage damit auseinander, was sie bisher in diesem Prozess erlebt hat. "Here is still the fact that it was a door that prevented things from happening, that saved our lifes. This is factually incorrect.", sagt sie und 18/ #HalleProzess
weist darauf hin, dass der Angeklagte Sprengsätze in den Hof der Synagoge warf, die geeignet waren Menschen zu töten. "The need to find the one good German who saved the Jews does not fit here and does not belong here.", sagt sie über Presseberichte über die 19/ #HalleProzess
Holztür die der Angeklagte nicht aufschiessen konnte und über die sie sogar gelesen habe, sie sei aus "guter deutscher Eiche". "It was not the door that saved us", sagt sie, wären die Sprengsätze des Angeklagten im Innenhof explodiert, wären Menschen gestorben. 20/ #HalleProzess
Sie kritisiert die Ermittler des Bundeskriminalamts, weder Gamingverhalten des Angeklagten, Imageboards, Narrative seien ausreichend untersucht worden, nicht die Parallelen zu Christchurch, El Paso, dem OEZ-Anschlag, dem Fall Lübcke. 21/ #HalleProzess
"To most Germans even in this court, Jewish life in Germany seems to be something that died out. That is the past.", sagt Henkel-Gümbel. Sie wolle sich in einer Synagoge sicher fühlen, stellt die Frage wie sicher sich alle in diesem Saal fühlen würden, 22/ #HalleProzess
wenn sie hinter schusssicheren Scheiben und Türen leben müssten. "I would like to feel at home in Synagogues and I would like to feel comfortable there.", sagt sie. "The higher the security the more I have the feeling that there is something... 23/ #HalleProzess
...wrong in the discourse of the society." Sie sagt zum Ende ihrer Aussage in der sie auch Behörden & Politik zum Handeln auffordert, es gehe darum eine Gesellschaft zu bauen, "based on repect, love and appreciation for others." 24/ #HalleProzess
Das Gericht vernimmt nun ein Mitglied der Jüdischen Gemeinde als Zeugen. Der Mann schildert, wie er den Anschlag in der Synagoge erlebte, wie er auf dem Monitor der Überwachungskamera sehen konnte, wie der Angeklagte die Synagoge angriff. 25/ #HalleProzess
Auch seine Tochter war in der Synagoge, sie wurde mit in das Krankenhaus evakuiert, er wurde durch die Polizei vernommen, danach halte er sie ab. Zuerst habe es überhaupt keine Informationen in der Synagoge gegeben, berichtet er. Erst nach und nach. 26/ #HalleProzess
Er wird nach der fehlenden Polizei vor der Synagoge am Tag des Anschlags gefragt "Das war normal, aber meiner Meinung war das schlecht.", antwortet er. Er wünscht sich Schutz durch die Polizei, berichtet aber auch, wie sich durch den Schutz das Gemeindeleben 27/ #HalleProzess
verändert hat. Es stehen nun Polizeikräfte mit Waffen vor der Synagoge, “Aber so ist unser Leben”. Für die kommenden Feiertage, für Jom Kippur sagt er "Wir hoffen das wird alles ruhig". Das Gericht unterbricht nun für eine Mittagspause. 28/ #HalleProzess
Das Gericht setzt nun die Verhandlung mit der Vernehmung von Max Privorozki, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Halle, fort. Er ist seit 1999 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, seit 2020 ist er auch Geschäftsführer. 30/ #HalleProzess
Er sagt "Kontakt zu Polizei gab es immer. Bei der Polizei in Halle gab es eine Kontaktperson, mit der haben wir uns regelmäßig unterhalten, am Telefon oder persönlich.", berichtet auch von Gesprächen mit dem Direktor der Polizeiinspektion Halle. Regelmäßig 31/ #HalleProzess
bedeute 1-2 Mal im Jahr. "Es gab keine speziellen Kontakttermine bezüglich bestimmter Ereignisse.", sagt Privorozki. "Es gab regelmäßig Überprüfungen der Sicherheitslage durch die Behörden, Maßnahmen wurden dann entschieden ohne uns zu fragen... /32 #HalleProzess
Die Entscheidung traf immer die Polizei selbst.", sagt er aus. Meist sei die Polizei nur mit Fahrzeugen Streife vor der Synagoge und dem Gemeindezentrum gefahren." Er erklärt "Wir haben unser Sicherheitskonzept daher unabhängig von der Polizei geplant." /33 #HalleProzess
Der Vorsitzende der Gemeinde schildert, wie er die 112 gewählt hatte, gleichzeitig "Es war so, dass gleichzeitig mehrere Männer Initiative ergriffen haben. Alle drei Türen im Gebäude wurden verbarrikadiert. (...) Und wir haben versucht /34 #HalleProzess
...ältere Menschen und Frauen zu verstecken.", sagt er. Danach telefonierte er sofort mit dem @ZentralratJuden, auch um andere Gemeinden zu warnen, da nicht klar war, ob auch in anderen Städten Anschläge stattfinden würden. Der Zentralrat habe die Gemeinden /35 #HalleProzess
informiert. Ab da sei er fortlaufend am Telefon gewesen, @USConsLeipzig habe ihn kontaktiert, @IsraelinGermany, die israelische Regierung, Presse. Mit einem Bein in in der Synagoge, mit einem draußen haben er telefoniert – auch die Tage danach viele Anfragen. /36 #HalleProzess
"Dann habe ich langsam verstanden, was los ist. Dass zwei Menschen tot sind.", sagt er über die erste Soli-Kundgebung von @HalggR, die er noch am Abend des Anschlagstags besuchte und eine Kerze mitbrachte. Erst am Morgen danach habe er 36/ #HalleProzess
realisiert, "Dass wir fünf Minuten waren vor dem Tod." Er erzählt vom ersten Shabatt nach dem Anschlag, der solidarischen Menschenkette von Synagoge zu Kiez-Döner mit der @EKMnews. Das sei der Unterschied zu 1938, als die Synagoge auch von Nazis angegriffen 38/ #HalleProzess
wurde. "Dieser Unterschied ist ganz wichtig. Der zeigt, ich hoffe sehr, dass die jüdische Gemeinschaft wie Demokratie und Freiheit gute Chancen haben, solche Sachen zu überstehen, die immer wieder passieren.", sagt Max Privorozki. 39/ #HalleProzess
Auf Nachfrage aus der Nebenklage erläutert der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Halle noch mal, dass Veranstaltungen transparent online standen. Der Angeklagte hatte behauptet, er habe ja nicht gewusst, ob überhaupt Menschen in der Synagoge sein würden. 40/ #HalleProzess
"Ich kann mir kaum vorstellen und ich glaube gar nicht, dass es möglich ist, dass jemand jahrelang zusammen lebt mit seiner Mutter, sowas heimlich vorbereitet und die Mutter weiß nicht bescheid und der Vater weiß nicht bescheid.", sagt Privorozki außerdem 41/ #HalleProzess
über den Angeklagten & dessen Familie. Deren Rolle müsse Thema im Prozess sein. Er, Privorozki, sei auch Nebenkläger geworden um zu verstehen, wie aus einem Antisemiten ein antisemitischer Mörder geworden sei. 42/ #HalleProzess
Derzeit werden durch das Gericht Fotos aus der Wohnung in der der Angeklagte gelebt hat in Augenschein genommen. 43/ #HalleProzess
Der heutige Sitzungstag ist nun beendet. 44/ #HalleProzess
Und hier gibt es das Gespräch zu Prozesstag 10 zum Nachhören als Podcast
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