Daher schildere ich Ihnen mal den Corona-Alltag aus Arbeitgebersicht.
Ich leite ein KMU mit Standorten in 3 Bundesländern. Mit einem enormen Kraftakt habe ich im März binnen einer Woche alle Mitarbeiter ins Homeoffice digitalisiert. Innerhalb einer weiteren Woche habe ich 2/x
die komplette interne Kommunikationsstruktur und sowohl die Ablauf- als auch die Aufbauorganisation neu aufgesetzt. Risikogruppe und Eltern mit Kindern bis 12 Jahren sind komplett von nicht-homeoffice-fähigen Aufgaben entbunden, die Eltern soweit irgend möglich auch von 3/x
Uhrzeit-gebundenen Aufgaben wie Bedienung von Kundentelefon etc. Eltern können ihre Arbeitsleistung erbringen, wann immer sie das eben einbauen können. Und wenn sie ihre volle Stundenzahl nicht erbringen können, werden sie trotzdem bezahlt. 4/x
Für die Anwesenheit im Betrieb gibt es ein Hygienekonzept, das sich gewaschen hat. Ich nehme meine Fürsorgepflicht ausgesprochen ernst. (Dass das für #KMK nicht gilt, ist abscheulich und wird hoffentlich alsbald juristisch geahndet.) 5/x
1000 Kompromisse muss ich jeden Tag machen. Relevante Teile der Arbeitszeit fließen dank des Kleinstaaterei-Flickenteppichs schon in das regelmäßige Update, was aktuelle Corona-Regelungen betrifft. Dass es bisher nicht möglich war, ein bundeseinheitliches Ampel- und 6/x
Regelsystem zu implementieren, macht mich fassungslos. Noch fassungsloser macht es mich, dass das große Engagement, das wir geleistet haben, derart mit Füßen getreten wird: Nachdem eine unkoordinierte Lockerungswelle durchs Land gezogen ist, werden die Schulen stumpf 7/x
im #Regelbetrieb geöffnet. Mit den kürzeren Betreuungszeiten haben wir uns arrangiert. Aber nun habe ich innerhalb kürzester Zeit den zweiten Kita-/schulbedingten Quarantänefall. Diese Entwicklung bringt uns an den Rand, dauernd müssen wir wieder umorganisieren, anstatt 8/x
Wertschöpfung zu betreiben. Wenn das so weitergeht, wird das auch nicht ohne Konsequenzen bleiben:
Ich habe in diesem Jahr, als sich das vernunftfreie Festhalten am #Regelbetrieb abzeichnete, das Azubi-Ausschreibungsverfahren erstmals vorzeitig abgebrochen. 9/x
Keinesfalls wird eine weitere Person, die regelmäßig in vollbesetzten Klassenräumen sitzen muss, Zutritt zu meinem Betrieb haben. Bleibt es beim #Regelbetrieb, werde ich ein Geschäftsfeld aufgeben, einen der Standorte schließen und die Mitarbeiter freisetzen müssen. 10/x
Steuern, Herr @OlafScholz und #StGB? Von mir dieses Jahr nicht.
In meinem beruflichen Netzwerk kann ich jetzt schon die Tendenz erkennen, dass junge Eltern unattraktiver geworden sind, weil sie ohne eigenes Verschulden maximal unzuverlässig geworden sind. 11/x
Insbesondere verschlechtert das die Situation am Arbeitsmarkt für junge Frauen, da müssen wir uns nichts vormachen. Die Lösung ist: kleinere Gruppen in Kita und Schule, auch wenn dadurch weniger Betreuungszeit zur Verfügung steht, sowie hybride Unterrichtskonzepte. 12/x
Dafür wird das System planbarer/verlässlicher,weil das Infektions-/ Quarantäne-Risiko sinkt. Wir alle würden davon profitieren. Ich kann u will von Eltern, die rund um die Uhr einen 6jährigen beschäftigen müssen, der die Wohnung nicht verlassen darf, keine Leistung erwarten. 13/x
Dass ein Land wie Portugal es geschafft hat, von Mitte April an die Klassen 1-9 über den #ÖRR (auch streambar) zu unterrichten und damit Eltern und Lehrer frühzeitig zu entlasten, während wir von (machen wir uns nichts vor, in vielen Fällen) 0% Schule jetzt zu 100% 14/x
Schule gehen, treibt mich in die Verzweiflung. Eine so kostspielige Ressource wie unser #ÖRR wird in einer solchen Situation zu großen Teilen an DeutschlandSuchtDenSupervirologen verschwendet. Und 100% Schule kommen da ja längst nicht raus. 15/x
Wenn in NRW bisher ca. 7000 Schüler und ca. 750 Lehrer von Quarantäne betroffen waren, dann muss jedem klar sein, dass weitaus mehr Schüler Unterrichtsausfälle oder irgendeinen Notbetrieb hatten. Betreuung vielleicht, Bildung nein. 16/x
Ohne hybride Konzepte sind Quarantäne-Schüler auch wieder von Bildung abgeschnitten. Dass auf diese Weise auch heimlich, still und leise das Thema #Inklusion in der Schublade verschwunden ist, sei noch erwähnt. Und ebenfalls erwähnt sei, dass ich die Quarantänemaßnahmen 17/x
natürlich sinnvoll finde, insbesondere auch die jüngsten Anpassungen des #RKI hinsichtlich des jeweiligen Personenkreises (nicht nur Sitznachbar). 18/x
Auch im Namen meiner Mitarbeiter*innen: die gegenwärtige Politik ist für die Vernünftigen und Leistungswilligen extrem demoralisierend. Kein Gemeinwesen kann dauerhaft so funktionieren. 19/x
20/20
Und bei dieser Bildungspolitik muss man, was die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes angeht, sorgenvoll in die Zukunft schauen. Machen Sie dem Wahnsinn der #KMK ein Ende.
#Thread zu #SichereBildung
Ich wollte es jetzt mal wissen. Seit 7.30 stehe ich vor einem norddeutschen Gymnasium. Es ist ein sehr kühler Morgen. Von meinem Standort kann ich den Eingang und die Fensterfront von 14 Klassenräumen sehen. 1
Ich habe das mit den Kohorten jetzt verstanden: Es gibt eine Schulbuskohorte (wilder Mix, dichtgedrängt, Maske naja), die Küsschen-Küsschen-ohne-Maske-Mädchenkohorte, die High-Five-ohne-Maske-Jungskohorte, die wir-drängeln-alle-gleichzeitig-rein-Maskenkohorte und die 2
Ohne-Maske-dicht-an-dicht-Klassenraumkohorte. In einem Raum berühren die Oberschenkel der Lehrkraft die vordere Tischreihe, geht auch nicht anders.
In 9 Klassenräumen sind zu Unterrichtsbeginn Fenster geöffnet. Also gekippt. Mal 1, mal alle. 3