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24 Oct, 19 tweets, 4 min read
1/x Warum ich für die Aussetzung der Präsenzpflicht für alle Schuljahrgänge bin...

Ein vielleicht manchmal emotionaler Thread (aber hey, ich bin Mutter. Wenn ich wegen der Behandlung meiner Kinder nicht emotional sein darf, wann dann?)
2/x Zunächst möchte ich vorwegschicken, dass ich nicht dafür bin, die Schulen alternativlos zu schließen. Mir ist bewußt, dass die gesamte Politik in Deutschland ein System geschaffen hat, welches darauf aufbaut, dass viele Familien darauf angewiesen sind, die Schulen als
3/x einen Ort zu nutzen, der ihre Kinder betreut. Viele Kinder werden dort aufgefangen. Für viele Kinder hat der dortige soziale Austausch Vorteile und es wird die Möglichkeit eröffnet, sein Weltbild durch verschiedene Einflüsse für sich selbst zu prägen. ABER: so vorteilhaft
4/x dies alles sein mag. Wie bei allem im Leben ist die Schule und vor allem das Schulsystem in Deutschland nicht perfekt. Das System hat schon immer Kinder zurück gelassen. Und es erschließt sich mir wirklich kein Stück, weshalb auf dem Rücken meiner Kinder dafür gesorgt werden
5/x muss, dass durch eine erzwungene Schulpräsenz eine angebliche Bildungsgerechtigkeit geschaffen wird. Diese gibt es nicht. Die Bildungschancen hängen von vielen Faktoren ab. Wo man lebt, ob die Eltern sich vielleicht Privatschulen leisten können oder zusätzliche
6/x Bildungsangebote. Also wieso wird so getan, als würde der Präsenzzwang dem Kindeswohl dienen? Der Staat hat einen Bildungsauftrag. Dieser ist im Grundgesetz niedergelegt. Aber dies ist eine Verpflichtung des Staates. Wie er diese erfüllt, ist darin nicht geregelt. Die Präsenz
7/x war schlichtweg bisher die günstigste Möglichkeit dieser Verpflichtung nachzukommen. Die Strukturen dafür sind vorhanden. Das System erprobt und in breiten Bevölkerungsteilen akzeptiert und nicht hinterfragt. Ohne Pandemie hätte ich dies ja ehrlich gesagt auch nicht getan.
8/x Es werden Argumente ins Feld geführt wie: Bei geschlossenen Schulen wird häusliche Gewalt nicht mehr erkannt!
Das ist ein schlimmes Problem. Aber: ich will keine geschlossenen Schulen. Ich will ein Präsenzangebot und daneben die Möglichkeit auf Distanzunterricht für die, die
9/x es wollen und leisten können. Warum sollen sich meine Kinder einem vermeidbaren Infektionsrisiko aussetzen, weil andere Eltern durch die Situation überfordert sind? Was können meine KINDER dafür? Der Staat muss Möglichkeiten finden, überforderten Familien zu helfen. Aber
10/x Schulen sind doch keine Gewaltpräventionszentren. Im Gegenteil. An vielen Schulen wird Gewalt ausgeübt. Nicht nur physisch, auch psychisch. Durch Mitschüler. Manchmal auch durch Lehrer, wobei ich an dieser Stelle hervorheben möchte, wie viele tolle Lehrer es gibt.
11/x Als Mutter möchte ich meinen Kindern das Beste im Leben bieten. Aber die Voraussetzung dafür ist, dass die Kinder gesund sind. Ich bin keine Ärztin und es ist mir herzlich egal, ob Kinder "Treiber" der Pandemie sind oder nicht. Es interessiert mich aber, dass sie sich
12/x anstecken können. Und darüber müssen wir nicht diskutieren. Mit einer Krankheit von der wir noch so wenig wissen. Von deren Folgen wir jeden Tag Neues hören und lernen. Und hier kommen wir zum Punkt: Es heißt, Kinder erwarten regelmäßig leichte oder sogar symtpomlose
13/x Verläufe. Das ist erfreulich. Aber eben nicht immer. Und über Spätfolgen ist noch rein gar nichts definitiv bekannt oder belegt. Das Virus verbreitet sich erst seit ein paar Monaten. Und in der Anfangszeit waren Kinder durch den Shutdown gut geschützt. Aber in letzter Zeit
14/x mehren sich die Hinweise, dass auch Kinder von anhaltenden Beschwerden betroffen sein können. Von schweren Verläufen. Und ich will einfach meine Kinder nicht für eine große Fallstudie zur Verfügung stellen, um zu belegen oder zu widerlegen, dass es auch die Kleinsten schwer
15/x treffen kann. Wieso werde ich dazu gezwungen? In fast allen anderen europäischen Ländern gibt es - unterschiedlich ausgeformte - Möglichkeiten, Homeschooling durchzuführen. Und was soll ich sagen? Die Gesellschaft ist dadurch auch nicht zusammengebrochen. Ich wage zu
16/x behaupten, dass Eltern, die sich für Ihre Kinder einsetzen, indem sie in einer Pandemie die Möglichkeit der Heimbeschulung wählen, wirklich auch am Wohl der Kinder interessiert sind. Mir in dieser Situation diese Möglichkeit nicht zu geben, empfinde ich als Eingriff in meine
17/x Handlungsmöglichkeiten meine Kinder adäquat zu schützen. Denn der Staat schützt sie nicht. In unserer Grundschule ist keine Maskenpflicht im Klassenraum. Es wird kein Abstand gehalten. Ich habe keine Ahnung, was die Familien der anderen Kinder in ihrer Freizeit unternehmen.
18/x Alles was getan wird, ist Lüften. Das führt dazu, dass die Kinder Oma und Uroma nur noch mit Maske sehen können. Mit Abstand. Und deswegen und aus vielen anderen Gründen finde ich den Präsenzzwang in dieser aktuellen Situation für unverhältnismäßig.
Und daher bin ich also für
#BildungAberSicher
#PräsenzangebotStattZwang.

Weil mir das Wohl meiner Kinder am Herzen liegt.

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6 Sep
1/ Wichtige Sozialkontakte durch Schule? Meine ganz persönlichen Gedanken hierzu. Ein Thread...

Durch die aktuelle Diskussion um Schulschließungen wird immer wieder angemerkt, wie wichtig die Sozialkontakte in der Schule für die Kinder sind. Dies beschäftigt mich als Mutter sehr
2/ Rückblickend kann ich sagen, dass für mich persönlich eher Kontakte zu Kindern außerhalb der Schule eine wichtige Rolle gespielt haben, auch wenn ich meine heute noch beste Freundin bei einem Schüleraustausch kennenlernen durfte. Da dies aber keine Pflichtveranstaltung war,
3/ rechne ich diese Freundschaft jetzt nicht wirklich der Klassenzwangsgemeinschaft zu. Diese würde ich für mich persönlich als neutral bewerten. Manche waren nett, manche nicht. Ich kenne aber eine sehr liebe Person, die auch durch ihre Schulgemeinschaft gebrochen wurde.
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