Dass Flecktarn und Kampfstiefel am Schreibtisch albern ist und aussieht, geschenkt. Aber wie zusammengepfercht arbeiten die Leute da? Am Computer sitzend mit Maske, um zu telefonieren?Zusammen in einem Raum? Sind die nicht ganz dicht? Gesundheitsamt?! bz-berlin.de/berlin/mitte/l…
Schaut euch das Bild an. Mindestens einer von den Leuten auf dem Bild ist infiziert - oder wird es fast sicher in den nächsten zwei Wochen sein. Ich würde es ablehnen, unter solchen Bedingungen zu arbeiten, aber das sind ja Beamte und Soldaten, die kann man verheizen.
Die Masken bringen bestenfalls Faktor 10 - statt nach 1 Stunde ohne Maske steckt man sich mit Maske dann nach 10 Stunden an. Und überhaupt, das sind doch überwiegend Tätigkeiten, die man alleine aus dem Home-Office machen kann - wieso hocken die alle aufeinander?
Finde dieses Bild jedenfalls extrem schockierend. Kein Wunder, dass die Gesundheitsämter versagt haben, wenn da offenbar komplette Vollpfosten in Verantwortung sind und niemand für 5 Pfennig mitzudenken scheint.
Vielleicht ist das einfach Auswuchs einer jahrzehntealten Berliner Vernachlässigungskultur, die sich oft sichtbar in den Räumlichkeiten manifestiert, in denen Staatsbedienstete ihre Arbeit verrichten müssen.
Dass es reinregnet, nach Abwasser stinkt, nur braunes Wasser aus dem Hahn kommt oder Putz von der Decke fällt ist eher die Ausnahme, kam aber in Polizeirevieren und Schulen häufiger vor.
Was ich aber fast noch schlimmer fand war eine vollständige Ignoranz für Ästhetik, als hätte man Wandfarben, die man zum fünften Mal aufgetragen hat, ohne die alten Schichten zu entfernen, aus Resten im Keller zusammengemischt hat.
Manche Büros sehen aus, als wären sie mit Möbeln vom Recyclinghof ausgestattet worden, andere haben die Wände verstellt mit Regalen bis zur Decke, vollstopft mit geheimnisvollen Akten und Kladden, die wahrscheinlich seit Jahrzehnten nicht mehr angefasst wurden.
Das betrifft aber alle mögliche Ebenen. Das Büro der Wirtschaftssenatorin etwa, in dem ich gelegentlich zu Gast war, hatte 2015 undichte Fenster, von denen die Farbe abblätterte und eindringendes Wasser das Parkett hat aufquellen lassen. Weiss nicht, ob das jetzt repariert ist.
Der Berliner Verfassungsschutz hatte dagegen frisch renovierte Räume gegenüber dem roten Rathaus, nur für anständige Möbel hat es auch da nicht gereicht, so dass viele Bedienstete sich Möbel von zu Hause mitgebracht hatten, und entsprechend sah es dann auch aus.
Ja, man kann auch in häßlichen Räumen inmitten von Sperrmüll gute Arbeit leisten, aber das ist einfach ein sichtbares Zeichen für all die unsichtbaren Dinge, die nicht in Ordnung sind, etwa die IT-Systeme oder die Verwaltungsprozesse oder den Mangel an Fürsorge für Beschäftige.
Ganz abgesehen davon hilft es nicht gerade, gute Leute für die Verwaltung zu finden, wenn die Räumlichkeiten schon schreien: Hier wirst du wie ein wertloses Ding behandelt und nicht wie ein wertvoller Mitarbeiter. Sei froh, dass du einen krisensicheren Job hast, Luxus ist nicht.
Man braucht sich dann auch nicht zu wundern, wenn es nicht funktioniert, wenn wie im Gegensatz zu früher, wo man als Beamter auch schon mal in eine Dienstvilla zur Verfügung gestellt bekam, heute die Elite einen weiten Bogen um den Staatsdienst macht.
Villa muss es jetzt nicht sein, aber warum muss fast jeder Besuch auf einem Berliner Amt wie eine Reise ins vorletzte Jahrhundert anmuten? Zumal es in Deutschland und in anderen Ländern viele Beispiele gibt, dass Ämter auch genau so gut aussehen können, wie private Geschäfte.
Ich meine, was glaubt die Politik eigentlich, warum erfolgreiche Firmen ihre Zentralen und Räumlichkeiten von Architekten regelmäßig modernisieren lassen? Ja, Berlin war arm, man sparte, aber 30 Jahre nach der Wiedervereinigung kenne ich in Berlin nicht eine schicke Amtsstube.
In Tschechien habe ich dagegen sogar in der Provinz Neubauten erlebt, die durchdacht und ästhetisch und technisch auf der Höhe der Zeit waren. Ach, sogar in Brandenburg ist ein Amtsbesuch oft die reinste Wonne, im Vergleich zu Berlin jedenfalls.
Nicht, dass es Berlin nicht könnte, aber nach 1990 war in Berlin alles doppelt und aufgebläht und Berliner Verwaltung war primär ein Entsorgungsproblem. Das hat sich in den letzten 10 Jahren zwar geändert, aber jahrzehnte Unkultur lässt sich nicht mal so eben wegzaubern.
So lange die Führungskultir, Arbeitsbedingungen und Räumlichkeiten in der Berliner Verwaltung so erbärmlich sind, können wir auch keine Spitzenleistungen von einer verwahrlosten Organisation erwarten, die sich einen Dreck um die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter schert.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Gerade einen anekdotischen Bericht aus einem tschechischen Dorf bekommen. Jeder hat Freunde oder Verwandte, die infiziert sind, aber im Alltag verhalten sich die Leute, als gäbe es Ansteckung allenfalls unter Fremden.
Die Familie besucht munter übers Wochenende die Grossmutter, obwohl, obwohl die Freundin vom einen Enkel und Klassenkameraden vom anderen infiziert sind.
Die Großmutter besucht alle zwei Tage Freunde und Verwandte, um zu erzählen und zu hören, wer sich jetzt wieder alles angesteckt hat oder im Krankenhaus liegt oder tot ist.
Israel ist am 18. Sept. in den 2. Lockdown gegangen, am 29. stoppte der Anstieg der Neuinfektionen. Jetzt, knapp 5 Wochen später, nähern sich die Neuinfektionen wieder den 50/100.000/Woche und es wird gelockert. ourworldindata.org/coronavirus-da…
Tschechien hatte ab dem 5. Oktober den Notstand ausgerufen und Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht und Teilschliessungen von Schulen, Kultur- und Sporteinrichtungen verfügt, aber allgemeine Schul-, Betriebs- und Grenzschliessungen ausgeschlossen.
Am 21. Okt. wurden dann doch alle Schulen, Bars, Gastronomie, Hotels und Einzelhandel außer Lebensmittel dicht gemacht, nächtliche Ausgangssperre und Maskenpflicht im Freien und auch in PKWs verhängt; am 28. Okt. war dann der Höhepunkt erreicht, seitdem stagnieren Neuinfektionen.
Vor drei Wochen, Anfang Oktober, warnte die Bundeskanzlerin davor, dass es so nicht weitergehen kann und prognostizierte 19.000 neue Infektionen pro Tag bis Weihnachten, wenn sie Zahlen so weiter steigen. Heute hatten wir 18.681. t-online.de/nachrichten/pa…
Im Artikel wurden die Zahlen für zu hoch gehalten, die Verdoppelungsrate sei langsamer, aber alles dennoch bedrohlich. Merkel erwähnte nicht oder glaubte nicht, dass die Zahlen sehr viel schneller und stärker steigen könnten, wobei sie es eigentlich wissen musste.
Sie hat nämlich in dieser Rede von Mitte August darauf hingewiesen, dass die Gesundheitsämter einen wichtigen Beitrag leisten, aber nicht erwähnt, was passiert, wenn diese nicht mehr mitkommen, was jetzt eingetreten ist. bundesregierung.de/breg-de/themen…
Corona-Zahlen-Update Deutschland 30.10.2020: Neuinfektionen auf Rekordhoch, Todesfälle steigen, 7-Tages-R bei 1,4, keine Anzeichen für Verlangsamung des Anstiegs.
Im Ländervergleich auf pavelmayer.de/covid/risks/ jetzt Bremen, NRW und Hessen vor Berlin und Hamburg. Nur noch Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern unter 50 Neuinfektionen/100.000 Einwohner.
In den Top 30 dominiert jetzt NRW mit 11 Landkreisen vor Bayern mit 8. Schaut man sich die Städte an, so steht quasi das ganze Ruhrgebiet in "Flammen". Berlin nur noch mit Friedrichshain-Kreuzberg auf Platz 13 vertreten.
Man kann die Strategien der verschiedenen Länder so klassifieren: 1) Länder, die es in der ersten Welle haben laufen lassen und dann doch zum Teil harte Maßnahmen ergreifen mussten: z.B. UK, USA, Schweden, Brasilien
2) Länder, die die erste Welle mit einem Lockdown halbwegs unter Kontrolle gebracht und dann fühzeitig Maßnahmen zurückgefahren und die Grenzen geöffnet haben: z.B. die meisten europäischen Länder
3) Länder, die die erste Welle mit einem Lockdown gut unter Kontrolle gebracht haben und dann weiter gut aufgepasst haben, etwa China, Neuseeland, Australien, Taiwan und Südkorea
Die Berliner Corona-Ampel zeigt weiterhin grün. Von einem Senat, der es seit Monaten nicht schafft, dieses einfach zu lösende Problem zu beseitigen, kann man auch keine effektive Politik zur Eindämmung des Infektionsgeschehens erwarten.
Es ist für mich ein klares Zeichen, dass die Verantwortlichen nicht verstehen, was vor sich geht und auch nicht lernfähig sind.
Dabei ist es gar nicht so schwierig; im Grunde genommen sogar trivial. Man braucht nur zwei Dinge zu wissen und zu verstehen und eine Regel zu befolgen: