Man kann die Strategien der verschiedenen Länder so klassifieren: 1) Länder, die es in der ersten Welle haben laufen lassen und dann doch zum Teil harte Maßnahmen ergreifen mussten: z.B. UK, USA, Schweden, Brasilien
2) Länder, die die erste Welle mit einem Lockdown halbwegs unter Kontrolle gebracht und dann fühzeitig Maßnahmen zurückgefahren und die Grenzen geöffnet haben: z.B. die meisten europäischen Länder
3) Länder, die die erste Welle mit einem Lockdown gut unter Kontrolle gebracht haben und dann weiter gut aufgepasst haben, etwa China, Neuseeland, Australien, Taiwan und Südkorea
Länder unter 1) haben viele Todesfälle zu beklagen und in der 2. Welle Neuinfektionsraten, die sich von den Ländern unter 2) nicht wesentlich unterscheiden
Länder unter 3) hatten kaum Todesfälle und haben Inzidenzen unter 2 Infektionen/Mio. Einwohner, die dazu überwiegend Leute sind, die aus dem Ausland kommend quarantänisiert wurden und praktisch niemanden, der wegen Corona im Krankenhaus liegt.
Länder unter 3) sind die einzige Gruppe, die auch wirtschaftlich am besten dasteht. Länder unter 1), die ihre Wirtschaft schützen wollten, sind ähnlich stark eingebrochen wie Länder unter 2), die einen eher frühen und einschneidenden Lockdown hatten und schnell gelockert haben.
Am schlimmsten stehen wirtschaftlich und epidemiologisch die Länder da, die die erste Welle spät aber dann massiv angegangen sind und viel zu früh gelockert haben, um den Tourismus zu beleben.
Interessanterweise haben Wissenschaft und Politik beide frühzeitig davor kapituliert, Covid19 ausrotten zu wollen, jedenfalls nicht ohne Impfstoff. Null Fälle war bei uns nie das Ziel und ist es auch noch immer nicht, weil es irgendwie als unerreichbare Utopie dargestellt wurde.
Tatsächlich hat man wohl nur den vermeintlichen Aufwand gescheut und hält es weiterhin für so unökonomisch, dass man es als unmöglich darstellt. Wieso haben es dann so verschiedene Länder wie unter 3) hinbekommen?
Unsere Strategie ist jedenfalls gescheitert, so, wie die Strategie der Länder unter 1) bei der ersten Welle gescheitert ist, scheitern wir gerade an der zweiten Welle und lassen Leute sterben, die nicht hätten sterben müssen.
Die aktuelle Zahlen sind auch ganz klar ein Scheitern der Gesundheitsämter, Infektionen nachzuverfolgen und Infektionsketten zu unterbrechen. Nicht, dass die Maßnahmen unwirksam waren, sie waren aber unzureichend.
Eine unzureichende Aufklärung des Infektionsgeschehen, unzureichende technische und personelle Ausstattung, unzureichende und zu langsame Prozesse und eine unzureichende Anpassungs- und Modernisierungsfähigkeit, die zu wenig Fortschritte gemacht hat.
Die Politik hat jedenfalls über den Sommer praktisch nur auf die Gesundheitsämter gesetzt und nicht reagiert, als vor Monaten klar wurde, dass das nicht ausreichen wird und die Zahlen nicht mehr sinken, sondern wieder ansteigen. Das war in KW29 oder Mitte Juli.
Seit Mitte Juli hat das ganze Land dabei zugesehen, wie sich die Zahlen allmählich wieder nach oben bewegen, aber halt langsam. Trotz "Pause" in KW35 (Ende August) waren die Zahlen nie mehr so niedrig wie Mitte Juli, und irgendwie haben alle verdrängt, dass ein Herbst kommt.
Vielleicht nicht das ganze Land und nicht alle, aber es war der Tenor. Nicht nur in Deutschland, sondern ganz Europa hat aufgemacht und steigende Infektionen in Kauf genommen, zu einem Zeitpunkt, wo die Zahlen noch zu hoch waren, um sie allein mit Testen und Nachspüren zu senken.
Und nun? Wie oft wollen wir das Spiel noch wiederholen? Ich persönlich habe mich jedenfalls, wie vermutlich viele, auch in der Zwischenzeit nicht unbeschwert mit Fremden in Innenräumen aufhalten können, habe Feste nicht gefeiert und Reisen und Kontakte stark eingeschränkt.
Die neuen Maßnahmen werden an meinem Verhalten nicht viel ändern, denn sicher war es in Berlin seit Februar nicht mehr. Was jetzt dazukommt ist Winter, und Winter in Berlin war noch nie so der Hit, aber vor diesem Winter graut es mir.
Nicht nur kommt mit einem Verzicht auf viele Aktivitäten in Innenräumen daher, keine Kneipen- und Restaurantbesuche, keine Konzerte, kein Kino, kein Theater, kein Schwimmen, kein Skifahren und vor allem keine Flucht in sonnige Gefilde.
Gut, dass es wenigstens das Internet gibt, auch, wenn es kein vollwertiger Ersatz ist, hilft es doch Kontakt zu halten, zu Kommunizieren, sich zu informieren, zu Lernen, zu Arbeiten und sich zu amüsieren oder abzulenken.
Man stelle sich vor, diesen Pandemiewinter medial mit 3 Fernsehprogrammen, einer Tageszeitung, Wählscheibentelefon, Briefeschreiben und den eigenen Büchern zu begegnen. Gut, Motorradschrauben wäre auch damals gegangen, oder andere handwerkliche Tätigkeiten oder Schreiben.
Was macht ihr eigentlich so, und wie habt ihr vor, diesen Corona-Lockdown-Winter vielleicht mehr als nur zu überleben?
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Dass Flecktarn und Kampfstiefel am Schreibtisch albern ist und aussieht, geschenkt. Aber wie zusammengepfercht arbeiten die Leute da? Am Computer sitzend mit Maske, um zu telefonieren?Zusammen in einem Raum? Sind die nicht ganz dicht? Gesundheitsamt?! bz-berlin.de/berlin/mitte/l…
Schaut euch das Bild an. Mindestens einer von den Leuten auf dem Bild ist infiziert - oder wird es fast sicher in den nächsten zwei Wochen sein. Ich würde es ablehnen, unter solchen Bedingungen zu arbeiten, aber das sind ja Beamte und Soldaten, die kann man verheizen.
Die Masken bringen bestenfalls Faktor 10 - statt nach 1 Stunde ohne Maske steckt man sich mit Maske dann nach 10 Stunden an. Und überhaupt, das sind doch überwiegend Tätigkeiten, die man alleine aus dem Home-Office machen kann - wieso hocken die alle aufeinander?
Vor drei Wochen, Anfang Oktober, warnte die Bundeskanzlerin davor, dass es so nicht weitergehen kann und prognostizierte 19.000 neue Infektionen pro Tag bis Weihnachten, wenn sie Zahlen so weiter steigen. Heute hatten wir 18.681. t-online.de/nachrichten/pa…
Im Artikel wurden die Zahlen für zu hoch gehalten, die Verdoppelungsrate sei langsamer, aber alles dennoch bedrohlich. Merkel erwähnte nicht oder glaubte nicht, dass die Zahlen sehr viel schneller und stärker steigen könnten, wobei sie es eigentlich wissen musste.
Sie hat nämlich in dieser Rede von Mitte August darauf hingewiesen, dass die Gesundheitsämter einen wichtigen Beitrag leisten, aber nicht erwähnt, was passiert, wenn diese nicht mehr mitkommen, was jetzt eingetreten ist. bundesregierung.de/breg-de/themen…
Corona-Zahlen-Update Deutschland 30.10.2020: Neuinfektionen auf Rekordhoch, Todesfälle steigen, 7-Tages-R bei 1,4, keine Anzeichen für Verlangsamung des Anstiegs.
Im Ländervergleich auf pavelmayer.de/covid/risks/ jetzt Bremen, NRW und Hessen vor Berlin und Hamburg. Nur noch Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern unter 50 Neuinfektionen/100.000 Einwohner.
In den Top 30 dominiert jetzt NRW mit 11 Landkreisen vor Bayern mit 8. Schaut man sich die Städte an, so steht quasi das ganze Ruhrgebiet in "Flammen". Berlin nur noch mit Friedrichshain-Kreuzberg auf Platz 13 vertreten.
Die Berliner Corona-Ampel zeigt weiterhin grün. Von einem Senat, der es seit Monaten nicht schafft, dieses einfach zu lösende Problem zu beseitigen, kann man auch keine effektive Politik zur Eindämmung des Infektionsgeschehens erwarten.
Es ist für mich ein klares Zeichen, dass die Verantwortlichen nicht verstehen, was vor sich geht und auch nicht lernfähig sind.
Dabei ist es gar nicht so schwierig; im Grunde genommen sogar trivial. Man braucht nur zwei Dinge zu wissen und zu verstehen und eine Regel zu befolgen:
Corona Update 23.10.20: Rekordwerte bei gemeldeten Neuinfektionen in DE, 7-Tage-Schnitt (blaue Treppe) höher als bei 1. Welle, aber Zahlen sind nicht vergleichbar. Dunkelziffer bei 1. Welle war 2-4 mal höher.
Bei der Inzidenz nach Altergruppen und Meldedatum ist weiter die Gruppe 20-24 und 25-29 führend. Die Daten für KW43 aus dem RKI survstat sind noch unvollständig, es werden noch Fälle dazukommen.
Hier die täglichen Fälle nach Altergruppen aus dem NPGEO-Datensatz nach Veröffentlichungsdatum; hier zeigt sich aktuell ein überproportionaler Anstieg in der Altergruppe 80+. AG 35-59 jetzt wieder mit den absolut meisten Fällen (ist auch grösste Gruppe), AG 60-79 auch im Kommen.
Corona-Zahlen Update Deutscgland 15.10.2020:
- Höchster Tageswert an Neuinfizierten ever: 6638
- Fast 4500 Neuinfizierte im 7-Tage-Mittel (blau)
- 7-Tage-R 1,3-1,4 (bunt)
- Leicht steigende Zahl an Todesfällen (schwarz)
Ja, die Dunkelziffer war im April vermutlich 2-4 x so hoch, insofern die aktuellen Neuinfiziertenzahlen gedanklich halbieren bis vierteln. Oder einen Blick auf covid19.dunkelzifferradar.de werfen, wo versucht wird, die Dunkelziffer dynamisch miteinzurechen.
- 70 deutsche Landkreise jetzt Risikogebiete mit über 50 Fällen/100.000 Einwohner in 7 Tagen
- Top 30 von pavelmayer.de/covid/risks/: NRW 7, Bayern 5, Berlin 5, Niedersachsen 3, Saarland 2, Sachsen 2, Hessen 2, Bawü 2, Thüringen 1, Rheinland-Pfalz 1