In den letzten Tagen musste ich immer wieder lesen, wie Muslime sich darüber aufregen, dass sie sich immer nach Anschlägen distanzieren müssen. Auf individueller Ebene kann man diese Frustration verstehen. Aber als Gemeinschaft können wir diese Passivität uns nicht leisten.
Die Zeit der zur Routine verkommenen Anteilnahme und Beileidsbekundungen ist vorbei. Wir müssen als muslimische Community offensiv den Kampf mit den ideologischen Milieus führen, die zu diesen Taten führen.
Diese Taten entstehen nicht im luftleeren Raum. Wo wir diesem Gedankengut begegnen, gilt es eine klare Haltung zu zeigen, und nicht zu beschwichtigen oder zu schweigen.
Jeder, der etwas Einblick in die Community hat, kennt die üblichen Relativierungen, die immer wieder reflexhaft kommen. Trotz der jahrelangen Konfrontation mit diesem Phänomen scheuen wir die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Frage, was wir als Community tun müssen.
Wir leben als Muslime seit Generationen in Deutschland, Österreich und vielen anderen europäischen Ländern. Wir leben hier nicht in einer 'Diaspora' oder in einer feindlichen Umgebung, wie manche Autokraten in Ankara immer wieder hinausposaunen. Hier ist unsere Heimat.
Und als deutsche, österreichische und französische Muslime ist es unsere Aufgabe alles erdenkliche zu tun, um jene Muslime in die Schranken zu weisen, die unsere Religion für die abscheulichsten Verbrechen missbrauchen.
Da gilt es vorallem in der Community die schmerzhafte Auseinandersetzung mit problematischen Religionsverständnissen und ideologischen Gruppierungen zu führen. Und vorallem auch den jungen Muslimen ein positives Verständnis der Religion zu vermitteln und ihnen klar zu machen,
dass wir hier in Deutschland, Österreich oder Frankreich nicht in der Fremde leben.
Jenseits der innermuslimischen Auseinandersetzung mit problematischen Denkschulen und Ideologien brauchen wir auch wirksamere öffentliche Aktionen. Keine Pressemitteilungen, in denen man nur den Namen des aktuellen Tatorts hinzufügt, aber sonst immer gleich klingen.
Wir brauchen Großdemonstrationen, die auch öffentlich klar machen, dass wir Muslime die Definitionshoheit nicht den Extremisten unter uns überlassen.
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Dieser Zeitgenosse fragt, für wieviel ich mich verkauft habe, um Erbas/Diyanet zu kritisieren. Solche Leute kommen natürlich nicht auf die Idee, dass man als Muslim in der Lage ist kritisch zu reflektieren. Es müssen immer dunkle Mächte sein, die einen 'kaufen'. Wie armselig.
Der Chef der türkischen Religionsbehörde #Diyanet Erbaş "verflucht die Veröffentlichungspolitik" von Charlie Hebdo. Was für eine Position vertritt die #Ditib zu diesem Thema? Immerhin ist Erbaş die 'religiöse Autorität', an der sich Ditib orientiert. diyanet.gov.tr/de-DE/institut…
Die Diyanet war und ist keine religiöse Autorität, sondern unter der Kontrolle des Staates. Die einzige Funktion, die ein Erbaş hat, ist die gegenwärtige Politik eines Erdogan pseudo-religiös zu flankieren. Daraus ergeben sich grundsätzliche Fragen für die #Ditib.
Haben sie eine andere Haltung zu diesem Thema? Wo kann man diese nachlesen? Und inwiefern hat diese aggressive Rhetorik eines Erbaş Auswirkungen auf die Imame der Diyanet hier bei uns?
"Die muslimische Gemeinschaft in Deutschland muss den Vereinnahmungsversuchen der Autokraten aus dem Ausland und radikaler Gruppen hierzulande eine klare Absage erteilen. Trauerbekundungen und das reflexhafte Beschwören von Demokratie und Toleranz reichen längst nicht mehr aus."
"Und nein, die Situation der Muslime in Europa heute hat gar nichts zu tun mit der staatlich organisierten, systematischen Entrechtung und Verfolgung der europäischen Juden in der Nazi-Zeit, die zur industriellen Vernichtung von sechs Millionen Menschen führte."
Eine Freundin in #Lyon schickt mir diese aktuellen Bilder: Ein armenisches Zentrum wurde über Nacht mit RTE (=Recep Tayyip Erdogan) und Loup Gris (Graue Wölfe) und ein Völkermorddenkmal mit "Nique Arméniens" (Fick die Armenier) beschmiert.
Das nationalistisch-identitäre Gedankengut, was Erdogan mit Hilfe von Institutionen wie z.B. #TRTdeutsch, #SETA, 'Diasporaarbeit' etc. den Türkeistämmigen in Europa einimpfen will, ist eine Realität, mit der wir uns mehr beschäftigen müssen. Denn diese Akteure arbeiten+
+ systematisch daran, dass Zusammenleben in Europa zu erschweren, Zwietracht und Hass zu säen. Es wird ein negatives Bild von Europa gezeichnet und massiv Ressentiments geschürt, was in Teilen der Community auf fruchtbaren Boden stößt.
Das Oberste Verwaltungsgericht hat heute - natürlich auf Bestellung - einen Erlass von 1934, nach dem die Hagia Sophia in ein Museum umgewandelt wurde, aufgehoben. #Erdogan spielt seit Jahren mit diesem Symbol. +
+ Immer wenn es vor Wahlen eng wird wie bei der letzten Bürgermeisterwahl in Istanbul, bedient er seine identitär-nationalistische Agenda, in dem er die erneute Umwandlung der Haghia Sophia in eine Moschee in Aussicht stellt. +
+ Jetzt, wo seine autoritäre Herrschaft aufgrund der tiefen ökonomischen und politischen Krise mehr denn je wackelt, kommt wie bestellt dieses Urteil. Das Ziel ist klar: die tiefe Krise seiner Ein-Mann-Autokratie mit einer noch nationalistischeren und populistischeren Rhetorik +
Ideologische Gruppierungen wie die #Hizbutahrir nutzen immer bestimmte Gelegenheiten,um mit Social-Media-Kampagnen an Reichweite zu gewinnen und im nächsten Schritt ihr ideologisches Weltbild und pervertiertes Islamauffassung an die Menschen und +
+ insbesondere an junge Muslime zu bringen. Ein aktuelles Beispiel ist eine für diesen Sonntag geplante Hashtag-Kampagne.
Der aktuelle Aufhänger für diese Kampagne ist die Debatte über ein Verbot von Kopftüchern in Kindergärten und Grundschulen, die seitens einiger Politiker +
+ angestoßen wurde. Auf Rückfragen antworteten diese Politiker, dass ihnen überhaupt keine Fallzahlen vorliegen. Wieder einmal schießt man mit Kanonen auf Spatzen. Eine vermeintliche Debatte über völlig marginales Problem suggeriert dem Otto-Normalbürger, dass es sich hier um +