Wie sicher sind Schulen? Wie viele Schüler*innen stecken sich in Schulen an? Die ehrliche Antwort ist: das wissen wir nur sehr vage (Thread - 1/14).
Es gibt aber immerhin Hinweise. Zum Beispiel hier (2/14).
Die Grafik zeigt, am Beispiel Hamburg, die Inzidenz in den verschiedenen Altersgruppen. Also die Häufigkeit von Infektionen, bezogen auf die Gruppengröße. Etwa von den Sommerferien bis Mitte November. Daten aus der RKI-Datenbank "SurvStat" (3/14).
Man sieht: ziemlich genau nach den Herbstferien begann ein massiver Anstieg. Besonders bei den 14-19jährigen. Aber auch bei den 10-13jährigen. Also an weiterführenden Schulen. In beiden Gruppen steigt die Inzidenz schneller und höher an als bei den meisten Erwachsenen (4/14).
Und auch wenn es in der 46. KW allgemein etwas runtergeht (was eventuell mit den geänderten Test-Richtlinien zusammenhängt): die 14-19jährigen sind noch immer die Gruppe mit der höchsten Inzidenz (5/14).
Bei den Kita-Kindern (0-5) und den Grundschulen (6-9) sieht es etwas ruhiger aus. Aber bei den Grundschüler*innen stieg die Inzidenz zuletzt, gegen den allgemeinen Trend, immer noch an und holte die Erwachsenen ein (6/14).
Belegt das alles eine einzige Infektion in der Schule? Nein. Es widerlegt aber die Annahme, Kinder und Jugendliche hätten nur untergeordnet Anteil an der Pandemie (7/14).
Tatsächlich sind Jugendliche offenbar sogar überdurchschnittlich beteiligt (8/14).
Damit wäre eigentlich Anlass gegeben, an Schulen (und auf Schulwegen, in Schulbussen...) die Gelegenheit für eine Ansteckung möglichst zu verringern. So, wie wir das überall sonst in der Gesellschaft gerade auch machen (9/14).
Denn das wissen wir: das Virus springt da über, wo viele Menschen längere Zeit auf engem Raum zusammen sind. Wie in einer Schulklasse (10/14).
Masken und Lüften können das Risiko verringern. Ganz ausschließen können sie es nicht. Expert*innen raten deshalb immer wieder dazu, alle Elemente der AHA-L-Regeln zu kombinieren (11/14).
Was man in Schulen noch tun könnte: Abstand einführen. Durch kleinere Lerngruppen. Durch abwechselnden Unterricht. Durch Hybridunterricht mithilfe digitaler Medien (12/14).
Ja, das kostet Aufwand. Nein, das kann man nicht für alle Schulen und Altersstufen gleich machen. Aber viele Schulen haben Konzepte dafür in der Schublade. Die Kultusminister*innen müssten sie nur mal lassen (13/14).
Bis dahin können wir nur zugucken. Und hoffen. Dass der Abwärtstrend in der Grafik echt ist, nicht nur ein technischer. Und dass wir an den Schulen nicht verspielen, was wir im Rest der Gesellschaft mit großer Mühe erreichen (14/14). #BildungAberSichersichere-bildung-hamburg.de
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Tag 20 der Kontaktbeschränkungen: Quo vadis? Ein Thread. Wird etwas länger. (1/28)
Die Kurve scheint abgeflacht. Oder ist sie es nicht? Der Wert der Neuinfektionen erreicht heute einen neuen Höchststand mit 23.648. Den 7-Tages-Durchschnitt verändert das wenig, der bewegt sich nun seit dem 11.11.2020 in einem Seitwärtskorridor zwischen 18.300 und 18.500.(2/28)
Das Datum macht allerdings etwas hellhörig, denn am 11.11. wurde die Teststrategie in den Krisenmodus umgeschaltet. Wegen Überlastung der Labore und Gesundheitsämter. Seitdem gilt: mildere Symptome ohne nachgewiesenen Kontakt erfordern keinen Test mehr. (3/28)
Die Bilder aus Bergamo haben Sie aber schon noch im Kopf? Dass elf Menschen auf der Krebsstation des Hamburger Uniklinikums starben, manche über 70, eine 21? Dass Pathologen feststellten, die Toten der ersten Monate hätten im Schnitt noch zehn Jahre zu leben gehabt?
@Augstein Ja, die Abschirmung der Alten- und Pflegeheime war hart. Für Bewohner und Angehörige. Mit dem damaligen Wissen und der damaligen Risikoeinschätzung war sie aber richtig. Und bleibt es, nur dass wir inzwischen mehr Wege gefunden haben, Schutz und Kontakt zu verbinden.
@Augstein Im übrigen wurde da auch nicht "still hingenommen". Sondern breit, auch in den Medien, diskutiert. Im priv. Umfeld hatte ich ergreifende Schilderungen, wie Betroffene einander nur vom Balkon zum Parkplatz grüßen oder über Erlaubnisse zum Besuch verhandeln mussten.