Hey @ARTEde , ich weiß ja nicht, wer bei euch den Twitter-Account betreut, aber könnt ihr den französischen Kollegen vielleicht mal Feedback zu dieser "Doku" geben, die ihr vorgestern ausgestrahlt habt?

Ich habe selten so etwas schlechtes im ÖR gesehen.

graslutscher.de/arte-filmemach…
Wir kennen dieses Argumentationsmuster bereits, aber eigentlich eher von focus oder Welt. Dass ihr jetzt auch Sendungen produziert, in denen mit düsterer Musik und kontextlosen Interviewschnipseln Emotionen geweckt werden, für die es keine Faktenbasis gibt, ist echt schockierend.
Eure Filmemacher argumentieren gegen Solarkraft, Windkraft und E-Autos und erwecken über 89 Minuten den falschen Eindruck, dass Erneuerbare Energien deutlich mehr Rohstoffe benötigen als fossile Energieträger. Das ist nachweislich falsch.
Für die Behauptung, E-Autos seien "schmutziger", wird ein Bericht von 2009 herangezogen, der nirgends online einzusehen oder verlinkt ist. Es werden Leugner des menschgemachten Klimawandels interviewt, irgendwelche "Experten" befragt, deren Falschaussagen nicht korrigiert werden.
Der Film erweckt zudem den Eindruck, dass der Abbau von seltenen Erden in der inneren Mongolei nur für E-Autos und Windkraftanlagen betrieben wird. Zitat:
"[Die Bewohner von Baotou] sind die ersten Flüchtlinge der grünen Technologien.“
Dort werden seit 1958 seltene Erden abgebaut
Es wird ebenfalls behauptet, der Kupferabbau in Südamerika (seit 1915) sei nur für die Energiewende vonnöten sei, ebenso das Fördern von Graphit und Lithium.

Als Lösung für all diese Probleme schlägt der Film persönlichen Verzicht vor, was hoffnungslos naiv und irreführend ist.
Euer Film schlägt Maßnahmen vor, mit denen wir die Erwärmung weder auf 2 Grad noch auf 3 Grad Celsius begrenzen können, er ist anti-aufklärerisch und anti-wissenschaftlich und ich frage mich ernsthaft, ob eure Kollegen den menschgemachten Klimawandel überhaupt anerkennen.
Das ist alles grandios schlecht. Gerade als Teil des ÖR erwarte ich viel mehr von euch. Mindestens eine Redaktion und einen Faktencheck.

Der YouTube-Link liegt bei 270.000 Aufrufen.

Ihr agiert hier gerade massiv klimafeindlich.
Arte hat reagiert und stellt uns eine Antwort der verantwortlichen Redaktion in Aussicht 🖖

Nachtrag als Antwort auf die häufige Frage, warum ich denn will, dass jetzt alle E-Auto fahren:

Will ich nicht. Ich bin Verkehrswende-Aktivist und möchte viel weniger Autos. Deswegen engagiere ich mich für eine Straßenbahn, Radwege, sichere Schulwege und autofreie Bereiche.
Ich besitze kein Auto und lege meine Wege zu 98% mit Fahrrad und Beinen zurück. Es wäre ein großer Traum von mir, die Anzahl der Autos drastisch zu reduzieren. Aber bitte im Hinterkopf behalten: Nicht alle Menschen wohnen in Wiesbaden, HH oder Berlin, wo es ÖPNV und Radwege gibt.
Aber selbst die CO2-Emissionen einer viel kleineren fossilen PKW-Flotte wären immer noch viel zu hoch, um einen validen Beitrag zu einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad zu leisten. Ein Liter Diesel emittiert 2,6 kg CO2, ein deutscher PKW fährt 13.300 km im Jahr.
Selbst „nur noch“ 20 Mio. PKW lägen bei sparsamer Fahrweise mit 6 Liter / 100 km bei 41 Megatonnen CO2 im Jahr (so viel stößt ganz Dänemark im Jahr aus), und da sind die Emissionen für Produktion und Transport des Kraftstoffs noch nicht berücksichtigt.
Der Weg sollte daher sein: Weniger Autos und lieber im Sharing-Verbund, aber die eben unbedingt elektrisch, denn das geht potentiell komplett klimaneutral und wird mit jedem aufgestellten Windrad besser. Sieht meine Lieblings-Verkehrswendeaktivistin @kkklawitter übrigens ähnlich

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25 Nov
Kleiner Zwischenstand: Ich werde noch den ganzen Tag an der "Doku" von @ARTEde sitzen, habe aber gestern Abend mal die Kommentare gescannt. Interessant: Sowohl die Doku als auch ihre Befürworter scheinen nicht den Hauch einer Idee zu haben, wie wir unseren Energiebedarf (1/2)
... denn alternativ decken wollen wenn nicht mit Wind- und Solarkraft (die fallen laut Doku raus wegen des Ressourcenbedarfs).
Falls euch da mal ein ernstgemeinter Gegenvorschlag unterkommt, würde mich das echt interessieren. (2/2)
Gesucht ist also eine Form der Energieerzeugung, die ohne Ressourceneinsatz auskommt.
Read 4 tweets
20 Nov
Stehen 16 Ministerpräsident:innen vor einem brennenden Haus. Sagt der eine "Wollen wir die Feuerwehr rufen? Das Feuer könnte sich auf die anderen Häuser ausbreiten". "Nein", antwortet der andere, "die Sirenen könnten die Bevölkerung stören und dann werde ich nicht wiedergewählt".
Einer der Dachbalken löst sich und fällt splitternd zu Boden, Funken stieben in den Nachthimmel. "Wollen wir erst mal nach Hause und nächste Woche noch mal herkommen?". "Ja, gute Idee". Alle gehen nach Hause. Keine Pointe.
Es gibt nur wenige Dinge, die mich mehr beunruhigen, als diese wirklich absonderliche (, neumodische?) Angewohnheit in der Politik, mit Naturphänomenen verhandeln zu wollen. Ja, ich weiß, in Demokratien ist der Kompromiss oft das Mittel der Wahl, leuchtet mir auch ein.
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17 Nov
Ältere sind laut @faznet klimabewusster, weil sie sich für klimabewusster halten. Und laut einer Umfrage unter Leuten, die gerade ein Abo im Fitness-Studio abgeschlossen haben, sind die sportlicher als der Rest der Bevölkerung.

@Wupperinst, gibt es zur Studie einen Link? Image
Wer wählt eigentlich zum Großteil Parteien, die das 1,5-Grad Ziel nicht einzuhalten bereit sind, verfügen über deutlich mehr Kapital zum konsumieren und besitzen Firmen, die klimaschädliche Produkte herstellen und importieren?
Dazu kommt, dass über alle Altersgrenzen hinweg zu wenig Wissen darüber besteht, welches Verhalten welchen Klimaimpact hat. Ich kenne Leute, die sich für großartige Klimaschützer halten, weil sie den Müll trennen und einen "sauberen Diesel" anstatt eines Benziners fahren.
Read 4 tweets
16 Nov
Die knallige Meldung der @oekotest über mit Mineralöl verunreinigte Veggieburger verliert schon etwas an Dringlichkeit, wenn man feststellt, dass die einfach ihren "Test" von 2019 mit leichten Umformulierungen noch mal veröffentlicht haben, ohne auf die Kritik einzugehen. Image
Die Bewertungen sind exakt die gleichen, nur dass jetzt ein paar mehr Produkte aufgelistet werden. Abwertungen gibt es auch hier ab 2 mg MOSH-Bestandteil / kg - was laut Bayerischem Landesamt für Lebensmittelsicherheit schlicht de Bestimmungsgrenze für diese Verbindungen ist.
Das ist also die geringste Konzentration, die man überhaupt messen kann. Komisch, bei Brotaufstrichen finden die Ökotest das nicht weiter schlimm und wertet die Produkte nicht ab, obwohl geringe Spuren von Mineralölen gefunden worden sind. Image
Read 8 tweets
3 Nov
Okay, das ist so mit das Schrägste, was ich an Argumenten gegen E-Autos gesehen habe. Da können angeblich keine Handys mehr hergestellt werden, weil das Lithium knapp wird.

Bin ich einfach zu spät dran und ihr kennt das alle schon? @Elektro_Robin

😅
Die Protagonistin will heiraten, aber bei der Party am Vorabend ist plötzlich Stromausfall - weil die vielen Autos aufladen - und sie verletzt sich im dunkeln.

Öööh... ist das ernst gemeint? Hat die ganze Redaktion vorher an Giftfröschen geleckt? Wirkt wie von David Lynch
Für das Aufladen bräuchten wir angeblich 35.000 (!) zusätzliche Windkraftanlagen. Das wäre genug Strom für 250 Millionen E-Autos.

Ist da ein neuer Werbedeal mit BMW im Anflug oder was? Mir wird schlecht.
Read 6 tweets
28 Oct
Am kommenden Sonntag könnte es in Wiesbaden dank der @fdp eine Art BREXIT der Verkehrsplanung geben, wenn über den Bau einer Straßenbahn abgestimmt wird.

Eigentlich wollte ich euch diese Lokalposse ersparen, aber jetzt wird sogar überregional darüber berichtet, daher ein Thread:
Warum der Vergleich mit dem Brexit? Weil die Sache objektiv betrachtet recht klar ist. Alle anderen Städte dieser Größe haben längst ein schienengebundenes Verkehrsmittel, einzige Ausnahmen sind Münster und Mönchengladbach. (In Münster wird eben viel Rad gefahren).
In Wiesbaden werden für den ÖPNV hingegen nur Busse eingesetzt, was dazu führt, das hier unfassbare 48,5 Prozent des gesamten Verkehrsaufkommens auf PKW entfallen. Und dementsprechend sieht es hier aus: Früher Weltkurstadt, heute eher ein großer Parkplatz mit Häusern dazwischen.
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