1. Rhetorisch einen Widerspruch zu einem performativen Zustand erzeugen, um aus der kognitiven Dissonanz einen aufmerksamkeitsökonomischen Gewinn einzufahren. Darüber reden, dass man nicht reden darf. 1/6
2. Rhetorisch einen Widerspruch zu mehrheitlich und aus guten Gründen akzeptierten Sachverhalten ("Tatsachen") umschiffen, um trotz der kognitiven Dissonanz eine Durchsetzung von Interessen nicht zu gefährden. Probleme ignorieren und wegreden, statt sie anzusprechen. 2/6
3. Rhetorisch einen Widerspruch zur performativen Vorgeschichte wieder einfangen wollen, um trotz bewusst vollzogener Handlung die daraus folgenden Konsequenzen nicht tragen zu müssen. Sich rausreden ("entschuldigen"), statt vorher bereits verantwortungsvoll zu agieren. 3/6
4. Rhetorisch an Fragestellungen beteiligen lassen und trotzdem Entscheidungen fällen, die unberührt von der Partizipation zustande kommen und mitunter im direkten Widerspruch zu ihr stehen. Scheinbar mitreden lassen. Postdemokratie statt wirklicher Demokratie. 4/6
Vier Phänomene der »Paradox culture«. In ihr wird das Maß für noch akzeptable ("auszuhaltende") Widersprüche verschoben. Dem rationalen Streben nach Aufhebung von Widersprüchen ("alle mitnehmen") weicht eine zunehmende Legitimierung von Widersprüchen durch Gewöhnung. 5/6
In der Folge können Widersprüche bewusst und erfolgreich als Instrumente eingesetzt werden. Ein ernstes Problem ist, dass bislang auf der rationalen Ebene keine wirkungsvolle Antwort existiert. Die #ParadoxCulture hat einen bedenklichen Lauf. 6/6
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Habe jetzt auch eine Rede geschrieben. Eine Rede? Ja, wegen der Möglichkeit zum Elliptischen. Passt gut zu Twitter und liegt offenbar im Trend. Und wie bei Reden nicht unüblich handelt es sich nicht um einen sachlich gewichtigen Vortrag, sondern um einen Meinungsbeitrag. //1
Ich würde gern über Einhörner und Alpakas reden. Wir müssen darüber reden! (Richtig, das ist so ein Stilmittel, wenn man andere in die eigene Meinung hineinziehen möchte. Funktioniert zuverlässig!) Wir müssen über den tieferen Zusammenhang von Einhörnern und Alpakas reden. //2
Dieser Zusammenhang ist nicht gleich ersichtlich. Es handelt sich dabei nicht um das Verhältnis zweier Huftiere, sondern zweier Visionen, die ausgesprochen verschieden sind. Beide rangeln sie miteinander um das Grün der Bildungswiese, um die Frage, worum es bei Bildung geht. //3
Die Frage, ob Deutschland die Digitalisierung der Schulen verschlafen hat, würde wahrscheinlich einstimmig bejaht. Das Problem steckt in der Frage: Es war kein Verschlafen, sondern ein Ablehnen. Wer verschläft, den genügt es zu wecken. Wer ablehnt, den muss man überzeugen. /1
Diese pedantische Unterscheidung hat konkrete Folgen für die Weichen, die heute beim Schulgipfel im Bundeskanzleramt und auch zukünftig gestellt werden. Anhand der drei "großen Digital-Vorhaben" aus dem Artikel von @JMWiarda will ich dies erläutern. 2/
Die heutige Situation der Digitalisierung lässt sich historisch nicht anders erklären als durch Ablehnung. Bereits 1984 hieß es: “Computer in alle Schulen, alle Schüler an die Computer - dieses Programm wollen die Kultusminister zügig verwirklichen.” 3/ magazin.spiegel.de/EpubDelivery/s…