Einige Menschen sollten sich dringend mal mit der aktuellen Forschung zum Thema "Predatory Publishing" befassen. So einfach, wie die sich das machen wollen, ist es nämlich nicht. Im Gegenteil. Leider stört das aber beim Polemisieren 🙄 Den Schaden hat am Ende die Wissenschaft.
"Das ist nicht Elsevier, das muss Predatory sein."
Wow, Sven-Torben, auf welcher Werbeveranstaltung hast Du Dir denn das so unreflektiert eintrichtern lassen?!
"Den Verlag kenne ich nicht, der muss Predatory sein."
Nein, Hans-Günter, nur weil ein Verlag keine Zeitschrift in Deinem Forschschubgsgebiet herausgibt, ist er nicht automatisch Predatory, aber Deinen Tellerrand siehst Du noch, ja?
"Jemand hat mal gesagt der wäre in Verdacht Predatory zu sein, also ist der Predatory."
Genau, Chantal, einfach blind reproduzieren wird die Sache schon richten. Nicht. Wusstest Du, dass es auch genug Leute gibt, die Elsevier als Predatory bezeichnen?
Das Schlimmste ist, dass diese Sven-Torbens, Hans-Günters und Chantals oft selbst Forschende sind. Aber anstatt sich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen - Ja, Frank-Martin, dazu wird geforscht und das sehr differenziert! - wird stumpf und unwissenschaftlich ... Ach!
Am meisten schmerzt es, wenn eigentlich kluge Menschen sowas sehr medienwirksam verbreiten. Da lacht sich ein Verlag wie Elsevier heimlich ins Fäustchen.
Angeregt durch diesem Tweet kommen nun ein paar Paper zum Einlesen in das Thema, für alle, die etwas tiefer einsteigen wollen.
Eine kritische Auseinandersetzung mit den formalen Kriterien, die Predatory definieren sollen, lieferte 2020 das Paper "Evaluation of untrustworthy journals: Transition from formal criteria to a complex view" doi.org/10.1002/leap.1…
Etwas abseits der Forschung gibt es auch aktuelle Literatur wie Bibliotheken sich dem Thema in der Publikationsberatung nähern können, z.B. im Sammelband von @chkaier das Kapitel "Qualitätssicherung und Predatory Publishing in der Publikationsberatung" doi.org/10.14361/97838…
Auch ganz interessant ist "Problematizing ‘predatory publishing’: A systematic review of factors shaping publishing motives, decisions, and experiences" aus 2020. doi.org/10.1002/leap.1…
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Mir ist gerade das erste Mal so wirklich bewusst klar geworden, was ich an der Auskunft und Beratung im Bereich Open Access (OA) als so anders und so viel anstrengender und frustrierender empfinde, als in anderen Bereichen.
Getriggert wurde diese Erkenntnis durch die folgende Nachfrage eines Unbeteiligten zu einem Beratungstelefonat, das ich eben hatte:
"Konntest Du den Wissenschaftler wenigstens glücklich machen?"
Meine ehrliche Antwort lautete:
"Ja. Also nein. Also ja, ich konnte ihm seine Fragen beantworten und ihm bei der Lösungsfindung helfen, aber nein, ich konnte ihn nicht glücklich machen, eher unglücklich, denn er hat jetzt mehr Arbeit."
Ja, ja, ich weiß, über Paywalls vor wissenschaftlichen Artikeln habe ich schon oft geredet und Ihr wisst alle wie scheiße das ist, gerade jetzt. Aber wisst Ihr auch schon was für einen Spaß man mit Büchern haben kann, wenn man in einer wissenschaftlichen Bibliothek arbeitet?
Ein Beispiel? Heute gab es den folgenden Dialog in meinem Postfach:
Nutzer: "Ich hätte gerne Buch X von Verlag Y als PDF/E-Book."
Ich: "Es tut uns leid, Verlag Y stellt Buch X nicht als PDF/E-Book für Bibliotheken bereit."
Ja, richtig gehört, denn wenn die von Verlag Y angebotene Lizenz es nicht hergibt, können wir es nicht kaufen und unseren Nutzern bereitstellen. Meist gibt es nur Einzelplatz-Lizenzen, also nur ein Mensch darf es lesen, d.h. wir dürfen es nicht zentral speichern und verlinken.