Wir fordern eine europäische Strategie zur raschen und nachhaltigen Reduktion der COVID-19-Fallzahlen.

Unser gemeinsames europäisches Statement wird von mehr als 300 WissenschaftlerInnen unterstützt und ist heute bei The Lancet veröffentlicht:
thelancet.com/journals/lance…
Hier auf unserer Website gibt es Übersetzungen (deutsch und andere Sprachen) und Hintergrundinformation:
containcovid-pan.eu
Kurz gefasst: Wir empfehlen eine ZIEL von 10 Neuinfektionen oder weniger anzustreben – für ganz Europa – denn niedrige Fallzahlen haben nur Vorteile:
Das beinhaltet, die Grenze von 35 oder 50 sehr ernst zu nehmen. Andernfalls verspielt man den hart erkämpften Vorteil der niedrigen Fallzahlen. #ContainCovid
Niedrige Fallzahlen haben nur Vorteile: Sie retten Leben: Zudem müssen medizinische Ressourcen nicht von anderen Krankheiten abgezogen werden. Niedrige Fallzahlen sichern Arbeitsplätze und Unternehmen: Das Problem sind hohe Fallzahlen, nicht ein Lockdown.
Bei niedrigen Fallzahlen kann die Ausbreitung effektiver kontrolliert werden: Es gibt genug Tests und Rückverfolgung ist schnell und effizient.
Bei geringen Fallzahlen reichen AHA+L zusammen mit mittlere Kontaktbeschränkung, um Schulen und Betriebe offen zu halten.
Beschränkungen zu lockern und damit höhere Fallzahlen in Kauf zu nehmen, ist hingegen ein kurzsichtiger Ansatz, der zu weiteren Wellen und damit zu höheren Kosten für die Gesellschaft insgesamt führen wird. Es gilt, Fallzahlen deutlich unter 50 bzw 35 zu senken.
Kontaktnachverfolgung und Quarantäne sind bei hohen Fallzahlen nicht durchführbar: Angenommen, es gibt es täglich 300 neue Fälle pro Million Personen, 10 Kontakte pro Fall und 10 Tage Quarantäne – dann müssten ständig drei Prozent der Bevölkerung in Quarantäne sein.
Eine natürlich erworbene Immunität der Bevölkerung ist keine Option - siehe z.B. John Snow Memorandum.
Niedrige Fallzahlen erlauben Planbarkeit: Die Politik muss nicht überhastete, plötzliche Änderungen beschließen.
Sollten die Fallzahlen stark steigen, müssen präventive Maßnahmen entschlossen ergriffen werden, um diese wieder zu senken – je früher, desto besser.
Um den Umgang mit der COVID-19 Pandemie zu verbessern, schlagen wir daher eine gesamteuropäisches Strategie vor, die folgende drei Kernelemente enthalten sollte:
1.Rasch niedrige Fallzahlen von zehn neue COVID-19-Fälle pro Million Menschen pro Tag erreichen. Dieses Ziel wurde in vielen Ländern erreicht und kann in ganz Europa spätestens im Frühjahr wieder erreicht werden.
Solch eine Reduktion braucht entschlossenes Handeln. Tiefgreifende Interventionen wie Lockdowns haben sich als effizient erwiesen. Sie stellen das rasche Erreichen niedriger Fallzahlen bei kurzdauernder Belastung von Psyche und Volkswirtschaft sicher.
Um einen Ping-Pong-Effekt von Einschleppung der COVID-Infektionen zu vermeiden, sollte die Senkung der Fallzahlen in europäischen Ländern synchronisiert sein und baldmöglichst beginnen. Die Koordination der Maßnahmen erlaubt die europäischen Grenzen offen zu halten.
2. Fallzahlen niedrig halten
Sobald die Fallzahlen niedrig sind, können die Beschränkungen – sorgfältig – gelockert werden. Eindämmungsmaßnahmen und AHA+L + moderate Kontaktreduzierung, Tests und Kontaktnachverfolgung sollten fortgesetzt und verbessert werden.
Auch bei niedrigen Fallzahlen muss weiterhin ausreichend getestet werden, um Ausbrüche frühzeitig zu erkennen und lokal einzudämmen. Lokale Eindämmung braucht ggf. Reisebeschränkungen, gezielten Tests und evtl. regionalen Lockdowns. Im Sommer 2020 war das mehrfach erfolgreich.
3. Eine gemeinsame, langfristige Vision mit regional angepasste Aktionspläne, die sich nach den Fallzahlen richten, um das gemeinsame Ziele von niedrigen Fallzahlen zu erreichen.
Es ist entscheidend, das Ziel und den Vorteil von niedrigen Fallzahlen klar zu kommunizieren. Niedrige Fallzahlen sind in allen Bereichen von Vorteil: Gesundheit, Gesellschaft, Sozialleben, Wirtschaft
Die Kontrolle von COVID-19 wird einfacher werden: In naher Zukunft werden eine steigende Immunisierung, mehr Tests und ein verbessertes Verständnis der Eindämmungsstrategien die Kontrolle der Pandemie weiter erleichtern.
Der Aufruf wurde in Deutschland unterzeichnet von den PräsidentInnen der:
@ChariteBerlin @dfg_public @fraunhofer_inno, @Helmholtz_HZI , @LeibnizWGL @Leopoldina @maxplanckpress @rki_de
@Olli_Vapalahti @CzypionkaThomas, Daniel Gros @CEPS_thinktank @ThomasSzekeres @yaneerbaryam Alena Buyx, Sarah Cuschieri, Giulia Giordano, Claudia Hanson @HensNiel @shell_ki Mirjam Kretzschmar, @matjazperc, Francesco Sannino, Eva Schernhammer @astaines @ewa_szczurek […]

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10 Nov
@dgurdasani1
Unser Artikel wurde heute in the Lancet veröffentlicht - und von 79 führenden WissenschaftlerInnen unterschrieben. - Es geht um einen nachhaltigen Umgang mit COVID-19 in UK auf. Für Deutschland gilt ähnliches. Thread 👇

thelancet.com/journals/lance
In England und in vielen Ländern Europas befinden wir uns in der zweiten Welle. In England gibt es mehr als 20.000 COVID-19 Fälle/Tag und ~340 Todesfälle/Tag - größtenteils aufgrund des Zögerns der Regierungspolitik.
Lockdowns sind notwendig, wenn andere Strategien zur Eindämmung Epidemie versagt haben. Es ist wichtig, dass die Regierung aus dieser zweiten Welle lernt und die Zeit eines Lockdowns nun gut nutzt.
(Siehe auch arxiv.org/abs/2009.05732).
Read 21 tweets
29 Apr
Thread. #BreakTheChain: Adaptive Strategien aus der #Corona Krise. Ich habe mit Profs. @anitaschoebel, Iris Pigeot und Michael Meyer-Hermann ein Positionspapier entwickelt. Fazit: Jetzt die Chance nutzen, die Fallzahlen weiter senken und damit die Ausbreitung klar eindämmen.
@maxplanckpress, @helmholtz_en, @Fraunhofer und @LeibnizWGL Unsere Stellungnahme [1] wird von allen vier Präsidenten der Forschungseinrichtungen unterstützt [2] und schon ausführlich in Zeit und Spiegel besprochen.
[1] mpg.de/14760567/28-04…
[2] mpg.de/14760439/28-04…
Start der Zusammenfassung:
Unterschiedliche und voneinander unabhängige Modelle verschiedener Gruppen zur Ausbreitung von #SARS_COV_2 kommen zu konsistenten Ergebnissen. Die #Reproduktionszahl R lag seit Ende März leicht unter 1.
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