Andreas Profile picture
Dec 23, 2020 18 tweets 3 min read Read on X
Das wird jetzt länger:

Dieses Video zeigt ganz deutlich, dass Kommunikation nicht verwendet wird um zu informieren, sondern um zu täuschen. Damit wird Kommunikation zur Propaganda.

Diese Praxis zerstört den politischen Diskurs, der in eine offenen Gesellschaft und liberalen Demokratie mit Argumenten, nicht mit Lügen, auf Basis unserer Gesetze und Regeln, faktenbasiert, ohne Angst geführt werden muss, um zu guten und breit akzeptierten Ergebnissen zu kommen.
In diesem kurzen Statement wird, nur wenn man die Hintergründe kennt, kann man das erkennen, mehrfach die Unwahrheit gesagt. So kann das nicht weitergehen. Wir Menschen sind leicht zu täuschen und zu manipulieren. Nur deshalb verweist die Ministerin zB auf ihre Mutterschaft.
Wenn uns aber die Entscheidungsgrundlage entzogen wird, weil hier davon gesprochen wird, dass die österreichische Bundesregierung Know-how zur Verfügung stellt, können wir nicht entscheiden, was wir persönlich für richtig halten.
Wir können uns kein eigenes Urteil bilden. In diesem Fall stimmt das in keiner Weise. Das kann man aber nur beurteilen, wenn die Fakten bekannt wären. Genau aus diesem Grund werden in Österreich seit langem Begutachtung eingeschränkt, um Kontrolle und Mitsprache einzuschränken.
Es gibt auch keinen anderen Grund warum den Volksvertreter*innen und damit uns Daten und Entscheidungsgrundlagen vorenthalten werden. Der Wissenschaft fehlen dadurch Daten, die Politik kann willkürlich entscheiden.
Ein Diskurs der Demokratien seit jeher auszeichnet wird unterbunden. Dabei sind offene Debatten und die freie Rede die Merkmale der Demokratie, wie sie zB in Athen auf dem Pnyx-Hügel Jahrhunderte gelebt worden ist.
In diesem Fall gibt das Regierungsmitglied die langjährige Arbeit griechischer Mitarbeiter einer global agierenden Hilfsorganisation auf Lesbos als ihre Leistung aus. Ein klarer Betrug an den Zuhörern und ein Betrug an der Hilfsorganisation.
Es geht um dringend benötigte Nothilfe für Kinder, die nicht notwendig wäre, wenn die Politik diese Elend nicht erzeugen würde. Das Elend in diesem Teil der EU ist politisch gewollt. Deshalb will man nicht helfen, das so kurz vor Weihnachten hier aber verheimlichen.
Verwendet wird ganz gezielt eine Hilfsorganisation, die in Österreich sehr bekannt ist und deren über mehr als sieben Jahrzehnte aufgebaut Reputation missbraucht wird.
Der Zuhörer soll denken, dass hier die Bundesregierung als Auftraggeber fungierte. Wahr ist, dass hier eine Hilfsorganisation angesprochen worden ist, um bei schwierigen Verhandlungen zu helfen.
Dass man sich aufgedrängt und anschließend einen Schaden für eine Organisation verursacht hat - die hier nach dem Krieg gegründet worden ist, mittlerweile aber eine in 136 Staaten arbeitende Organisation und damit eine echte und seltene Erfolgsstory ist - wird verschwiegen.
Dieses Lügen und Betrügen muss aufhören, nicht weil es nicht ok ist, sondern weil wir damit die Basis für die Zusammenarbeit in der Gesellschaft verlieren. Eine Ort, an dem man nicht sicher sein kann, ist eine Ort an dem man nicht konstruktiv Probleme lösen kann.
Der Betrug geht so weit, dass die Propagandisten Opfer ihrer eigenen Erzählungen werden. Die Ministerin tischt hier offensichtlich ohne es zu wissen Aspekte auf, die im Zuge der Kommunikation dazu gefügt worden sind. In nur drei Tagen ist eine irreale Legende erfunden worden.
Noch einmal, wir müssen Standards entwickeln, die so eine Kommunikation verhindern. Die Eigenverantwortung der handelnden Politiker*innen hat hier schon lange versagt. Ich erinnere an Haider. Jetzt wird sie aber von skrupellosen Handwerkern auf die Spitze getrieben.
Wir werden in der Politik, im Journalismus und in der Interessensvertretung Arbeitsweisen brauchen, die sicherstellen, dass eine offene Diskussion und ein fairer Wettbewerb der Ideen möglich ist. Dafür werden wir Wissenschafter*innen, Jurist*innen und Politiker*innen brauchen.
Die erste Schwierigkeit wird sein wesentliche Akteure davon zu überzeugen, dass wir wirklich in Gefahr sind und das kein normaler politischer Wettbewerb mehr ist. Viele Insidern werden das bisher nicht bemerkt haben -
so ähnlich wie die Frösche in einem Kopftopf.
Jahrzehntelang haben wir uns gefragt, was da wirklich in Europa vor 100 Jahren passiert ist und wie es dann innerhalb von einem Jahrzehnt zur Katastrophe kommen konnte. Ich denke, dass wir anfangen das zu erahnen. Wir sollten eine ähnliche Entwicklung abwenden.

• • •

Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh
 

Keep Current with Andreas

Andreas Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

PDF

Twitter may remove this content at anytime! Save it as PDF for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video
  1. Follow @ThreadReaderApp to mention us!

  2. From a Twitter thread mention us with a keyword "unroll"
@threadreaderapp unroll

Practice here first or read more on our help page!

More from @Andreas_Kovar

Jun 21, 2023
Im Unterschied zu Liberalen und Bürgerlichen geht es den Neo-Konservativen nicht um ein zurückhaltendes, aber gut funktionierendes und effektives demokratisches Gemeinwesen. Sie sind keine etwas extremeren Liberalen oder Konservativen. thehill.com/blogs/blog-bri…
Dieses Missverständnis führt dazu, dass sie sich bei liberalen und bürgerlichen Parteien einschleichen können. Dabei haben sie mit demokratischen Parteien in der Mitte und rechts davon eigentlich nichts gemein.
Das Ziel von Trump und seinen Kumpels in Europa sind Oligarchien und die Demontage der liberalen Demokratien, des Rechtsstaatlichkeit, sogar der Marktwirtschaft, die Monopolen im Weg steht.
Read 5 tweets
Mar 20, 2022
Soll niemand sagen können, das die #Probleme bei der #Trinkwasserversorgung im #Sommer überraschend aufgetreten sind.
Nur um es jetzt festzuhalten: Das Risiko, dass wir in Teilen Österreichs beim #Trinkwasser #Nutzungskonflikte zwischen Haushalten, Landwirtschaft, Tourismus und Industrie bekommen, ist seit Jahren bekannt.
Seit Jahren wird gefordert den Vorrang für die Trinkwasserversorgung gesetzlich zu regeln. Österreich lebt aber immer noch in dem lieblichen Wahn, dass bei uns überall liebliche Bächlein rauschen. Aus der Rausch.
Read 6 tweets
Dec 2, 2021
Und fehlen die Rollenmodelle guter Staatsfrauen und Staatsmänner. Das ist offensichtlich ein Problem für die meisten Politiker*innen, die versuchen durch „Persönlichkeit“ wett zu machen, was sich gute Leader in privaten Organisationen als Set von Eigenschaften aneignen.
Das Fehlen einer gemeinsamen Vorstellung was eine solche Persönlichkeit ausmacht und der Mangel an Vorbildern an denen die Qualität von Politiker*innen gemessen werden kann ist aber auch ein Problem für uns, für Politikbeobachter*innen und Journalist*innen.
Bei Receptionist*innen wissen Reisende was sie erwarten, bei Politiker*innen wissen wir Bürger*innen das nicht. Schleißige Leistung wird nicht zurückgewiesen, seltsamen Attitüden wird applaudiert. Wenn dann mal jemand seinen Job ordentlich macht, wird das nicht honoriert.
Read 7 tweets
Oct 9, 2021
Um eine Koalition oder Allianz zu bilden braucht es eigentlich keinen Konsens bei der Sicht der Probleme, überraschenderweise nicht einmal bei den Zielsetzungen. Die Partner wollen ja nicht fusionieren und auch nicht verliebt Hand in Hand durchs Leben hüpfen.
Bein einer Koalition muss sich nur auf zwei Dinge einigen, eine Liste von Maßnahmen und Respekt. Die Motive für das Engagement sind eigentlich nebensächlich.
Taktische Überlegungen, ob man die Partner am Erfolg beteiligen will, haben zu viel Gewicht. Über die Aufteilung des Bärenfells sollte man nicht zu sehr streiten.
Read 15 tweets
Oct 7, 2021
Was man halt so schreibt: Korruption in politischen Parteien muss ja nicht sein.
Fast schon historisch aus 2013. Gabi Moser hat damals nach einer gemeinsamen PK zum Thema "Korruptionsbekämpfung" gefragt, ob Parteien auch Compliance-Management brauchen.
kovarpartners.com/post/korruptio…
Warum gerade Parteien regelmäßig mit Regeln gegen Korruption und den allgemeinen Vorstellungen von Anstand in Konflikt kommen, ist nicht zu verstehen. Entweder man hat in den Führungsetagen echt keine Ahnung von Compliance-Management oder man will es nicht.
Ersteres ist beunruhigend, Zweiteres würde bedeuten, wir haben es mit organisierter Kriminalität oder kollektiver Rüpelhaftigkeit zu tun. Wie man da wieder Vertrauen schaffen will, ist mir da ein Rätsel.
Read 4 tweets
Jun 12, 2021
Die Reaktionen auf den Vorschlag der SPÖ für eine Novellierung des Staatsbürgerschaftsrechts sind in mehrfacher Hinsicht vollkommen unverständlich. Dabei geht es nicht um die Frage, ob man den Vorschlägen 100%ig zustimmt oder sie ablehnt und ob sie einem zu weit oder nicht.
Es sind Vorschläge für ein gesellschaftliches, soziales und demokratiepolitisches Problem. Dass von vielen im Bereich des Staatsbürgerschaftsrechts und des damit im Zusammenhang stehenden Wahlrechts Diskussions- und Handlungsbedarf haben, ist keine Neuigkeit.
Wenn Menschen mit vergleichbaren Vorsaussetzungen unterschiedliche Rechte zugestanden werden, ist das eine Ungleichheit, mit der man sich politisch auseinandersetzen muss.
Read 16 tweets

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3/month or $30/year) and get exclusive features!

Become Premium

Don't want to be a Premium member but still want to support us?

Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal

Or Donate anonymously using crypto!

Ethereum

0xfe58350B80634f60Fa6Dc149a72b4DFbc17D341E copy

Bitcoin

3ATGMxNzCUFzxpMCHL5sWSt4DVtS8UqXpi copy

Thank you for your support!

Follow Us!

:(