Vorwarnung: wenn ihr Probleme mit Kraftausdrücken habt, lest bitte nicht weiter.
Wenn ihr keinen Bock auf viel Text habt oder euch meine Meinung nicht interessiert, lest bitte ebenfalls nicht weiter.
Und wenn ihr Corona-Leugner, Nazis oder sonstige Hohlbirnen seid:
(Thread)
lest bitte auf keinen Fall weiter. Ich bin nicht Teil eurer Bubble und möchte mit diesem Text von euch keinen Applaus bekommen.
Corona ist eine reale Bedrohung, die Menschen ihre Gesundheit und das Leben kostet, (leider auch in meinem familiären Umfeld und Freundeskreis).
Ich bin FÜR Einschränkungen, Abstand und Maskentragen.
Unabhängig davon hab ich die Fresse gestrichen voll - mir platzt der Arsch, aber so richtig! Und zwar wegen der aktuellen Ansage des Familienministeriums (wir leben in NRW). Sie lautet kurz zusammengefasst wie folgt:
Die Kitas sind geöffnet. Aber bitte bringen sie nicht hin. Es sei denn, eure Arbeit ist systemrelevant.
Als Witzbildmaler bin ich nicht systemrelevant - das ist mir klar, darüber habe hier bereits geschrieben: Respekt und Danke an alle, die in Pflegebereichen + Krankenhäusern
unfassbares leisten, täglich Pakete ausliefern, Supermarktregale füllen … you name it.
Kunst und Kultur sind nicht systemrelevant. Genauer gesagt: Kunst und Kultur sind der Politik völlig egal. Das haben wir Selbständige, die damit unser Geld verdienen, andere zu unterhalten
zum Lachen zu bringen und aus dem riesigen Haufen Scheiße, der „Alltag“ für viele Menschen oft bedeutet, ein bisschen rauszuholen, seit März 2020 deutlich zu spüren bekommen. Ich habe letztes Jahr auf einen Großteil meines Jahresverdienstes verzeichnet, als ich bereits im April
meine Herbst-Livetour abgesagt habe - ich tat das, um meinen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten.
Meine Frau und ich haben uns außerdem freiwillig dazu entschieden, unsere Zwillinge - wann immer es uns möglich war - nicht in die Kita zu geben und die Tatasche zu
nutzen, dass wir von zu hause aus arbeiten. Mein Job fand eh schon immer zu 80% im Homeoffice statt, daher war es für uns natürlich einfacher, zuhause zu sein und parallel auch noch die Kinder zu betreuen. Einfacher - auf KEINEN Fall einfach! Und trotzdem haben wir weiter
die Kita-Gebühr bezahlt, obwohl wir sie von 12 Monaten nur sechs genutzt haben.
Brächten wir sie in den Kindergarten (was wir in NRW dürften), könnten wir damit das infektionsgeschehen erhöhen. Außerdem setzen wir uns selbst gesundheitlichen Gefahren aus. Ein moralisches
Dilemma, das die Politik an uns Eltern abgibt, statt selbst eine klare Ansage zu machen oder ein konkretes Verbot auszusprechen.
Die Alternative ist, dass unsere Kinder weiter ohne soziale Kontakte zuhause sitzen - und das wir Eltern unsere Arbeit nicht machen können, weil das
mit zwei Vierjährigen am Bein ummöglich ist. Und über all das denke ich nach, während z. B. die CSU eine schicke Klausurtagung mit zig Teilnehmern im einem geschlossenen Raum abhalten will und in irgendeinem Großraumbüro grade hunderte Leute Kaffeetassen vertauschen, obwohl sie
auch von zuhause aus arbeiten könnten. Jede durchschnittliche Querdenker-Demo, auf der Vollidioten Polonäse-tanzend und ohne Maske halb Deutschland vollaerosolen wird von der Politik mit mehr Nachsicht behandelt als der Wunsch, seinem Kleinkind soziale Kontakte zu ermöglichen.
Weil Kinder noch kein Geld verdienen, wird ihre Bewegungsfreiheit als unwichtig eingestuft.
Wir KünstlerInnen sind es gewohnt, das wir keine Lobby haben. Aber Kinder können sich selbst nicht wehren, deshalb explodiert ich jetzt mal gepflegt und kotze mich hier aus. Ich lehne
irrsinnige Vorschläge ab, dass man alten Leuten und Menschen mit Vorerkrankungen verbieten soll, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, damit sich alle anderen, für die Corona (statistisch gesehen) weniger gefährlich ist, weiter frei bewegen dürfen. Eine menschenverachtende,
absurde Idee.
Warum zur Hölle wird aber ohne mit der Wimper zu zucken von Kindern verlangt, dass sie ihr Sozialleben auf Null runter fahren müssen, während jeden Tag hunderttausende für komplett nicht-systemrelevante Jobs in vollgestopften U-Bahnen, Zügen und Bussen in ihre
Büros fahren um sich dort mit zig anderen Menschen Toiletten und Konferenzräume zu teilen und sich gegenseitig in die Brotdose zu husten?
Warum darf in jeder Anwaltskanzlei, in jeder Lutfballonfabrik, in Wettbüros weiter gearbeitet werden? Wieso müssen nicht ALLE nach hause, die
eigentlich von zuhause aus arbeiten könnten oder nicht systemrelevant sind? Wie schnell wäre wohl der Inzidenzwert weit unter 50, wenn mal vier Wochen lang wirklich keine Post-It-Blöcke, keine Satellitenschüsseln, keine Waffeleisen und keine Cartoonbücher hergestellt würden?
Muss das alles sein? Nein, einen Scheiß muss das sein.
Wie viele Menschenleben hätten gerettet und Zeit gewonnen werden können, wenn einfach im Dezember alles dicht gemacht worden wäre, was Menschen nicht brauchen. Eine klare Ansage der Regierung im Stil von:
"Weihnachten fällt aus, Geschenke kaufen fällt aus - aber dafür sind die Zahlen im Januar dann super-niedrig, wir können in Ruhe impfen und ab Frühjahr haben wir die Pandemie komplett im Griff und wir genießen ab Sommer wieder alle Freiheiten." - ich bin mir sicher, die meisten
wären an Bord gewesen, mit so einem konkreten und erreichbaren Ziel vor Augen. Stattdessen dieser Stop-and-Go-Eiertanz auf Kosten von Kindern.
Chefs! Schickt bitte alle nach Hause, die nicht symstemrelevant sind. Die Produktion von Kartoffelchips (ich liebe Kartoffelchips), von
Staubsaugerrobotern (ich hätte gerne einen), von Parfüm und Make-Up sind nicht systemrelevant, ebenso von tausenden anderen Branchen - warum wird dann nicht dafür gesorgt, dass die Leute, die sich begegnen müssen, um sowas herzustellen, zuhause bleiben?
Liebe Bundesregierung, #MachtBuerosZu ! Dann hab ich auch 100% Verständnis dafür, dass Kinder ebenfalls zuhause bleiben müssen.
Ich möchte zwei Situationen schildern, zu denen ich dann am Ende eine Frage an euch habe. Vorweg: ich bin mir sicher, dass es Menschen gibt, für die es gesundheitlich nicht machbar oder sogar gefährlich ist, einen MNS zu tragen. Los gehts mit dem Thread.
Vor einigen Wochen, in einem Klamottengeschäft. Drei Verkäuferinnen, meine Frau, ich, ein weiterer Kunde: alle mit MNS. In der Ecke ein junges Mädchen (ca. 15) und ihre Mutter, beide ohne Maske. Sie diskutieren über eine Hose. Ich hab einen neuen MNS-5er Pack in der Jackentasche.
Nach zwei Minuten gehe ich zu den beiden hin, halte den noch ungeöffneten 5er-Pack in der Hand und sag so höflich wie möglich: "Entschuldigung, kann ich euch vielleicht mit einer Maske aushelfen?"
Beide stutzen, gucken mich leicht ertappt (nicht empört) an, dann sagt die Mutter:
Gerade fällt mir auf, dass mein Account Takeover durch die Zeitumstellung sogar 25 Stunden dauert! Aber auch die zusätzliche Stunde läuft langsam ab. Ich hoffe, ihr fandet es so nett mit mir wie ich mit euch und ich freue mich, wenn ihr mir auf @outerspace_girl folgen möchtet. /m
Ihr könnt mich auch auf meinem Blog robotinabox.de abonnieren und die neuen Texte über Autismus und Behinderung direkt in euer Postfach bekommen. Ich poste nicht sehr oft. Versprochen. /m
Wer mein Buch lesen möchte, erfährt noch mehr darüber, wie das Leben autistischer Menschen aussehen kann, welchen Problemen sie gegenüberstehen und mit welchen Schwierigkeiten sie konfrontiert werden. amzn.to/3kEWmtm /m
In der Serie werden Autist*innen auf Partnersuche begleitet. Und auch zwei langjährige Paare. Wie jede Serie hat Love on the Spectrum Stärken und Schwächen, sie ist für mich aber eines der besseren Beispiele für Autismus in Filmen und Serien. /m
Atypical war als Serie, die Autismus thematisiert, umstrittener. Teils zurecht, zum Beispiel weil kaum autistische Personen in Cast und Produktion vertreten waren. leidmedien.de/aktuelles/seri… /m
Autismus kann eine Behinderung sein, darauf bin ich schon eingegangen. Wenn ihr den Text über die Begriffe gelesen habt, wisst ihr bereits, dass Behinderung ein wertneutraler Begriff ist, der einen Zustand beschreibt. Kein Schimpfwort, nichts negatives. robotinabox.de/behindert-werd… /m
Über Behinderung habe ich viel bei @RolliFraeulein und @raulde gelernt und ich lerne immer noch. Ich habe @DieNeueNorm gelesen, @BIZEPS und @leidmedien. Diese Personen und Magazine sind eine Bereicherung für eure Timeline, versprochen. /m
Auch, wenn ich heute vor allem über Autismus schreibe, ist es sehr wichtig, auf alle Menschen mit Behinderung und auf alle Menschen am Rand der Gesellschaft zu schauen und sie zu inkludieren, sie gleichberechtigt Teil der Gesellschaft sein zu lassen. /m
Der Ausschluss und die Ablehnung, die autistische Menschen aufgrund ihres Andersseins jeden Tag erfahren, sowohl beruflich, als auch privat, hat übrigens schlimme Folgen: Ängste, Depressionen, Suizid. robotinabox.de/inklusion-ist-… /m
Das ist einer der Gründe, warum ich so viel über Autismus spreche, warum ich versuche, das autistische Sein zu erklären. Inklusion ist ein Menschenrecht, aber noch immer hält sich kaum ein Land in Gänze daran und setzt Inklusion ausreichend um. robotinabox.de/weltautismusta… /m
Etwa 1% der Menschen sind autistisch, das sind eine ganze Menge Personen. Es ist allerhöchste Zeit, sich mit ihnen zu beschäftigen. Lest autistische Autor*innen. Lernt. Seid offen. /m
Autismus wird nach bestimmten Kriterien diagnostiziert. Es müssen Auffälligkeiten in der Kommunikation und im Sozialverhalten vorhanden sein, ein Bedürfnis nach Ritualen und einiges mehr. Hier lest ihr, wie die Diagnostik in etwa abläuft: autismus-kultur.de/autismus/autis… /m
Für Mädchen und Frauen kann die Diagnostik schwieriger sein. Viele autistische Frauen werden nicht "erkannt" oder fehldiagnostiziert. Dafür gibt es neben Sexismus in der Medizin einige andere Gründe. Neugierig? Hier gibt es mehr Infos: robotinabox.de/mysterium-weib… /m
Warum eine Diagnose wichtig sein kann? Weil sie einerseits den Zugang zu Hilfen und Unterstützung ermöglicht, aber auch, um sich selbst zu akzeptieren, kennen zu lernen, die eigenen Bedürfnisse endlich zu validieren und das eigene Leben daran anzupassen. /m