Von Falko Blumenthal bekam der WRKSHP den Hinweis auf Bildungsmaterial des DGB zur Anerkennung.* Hier würde ich gern gleich " " setzen. Gewerkschaftsnah aber sagen wir großgewerschaftskritisch, sehe ich "Anerkennung" als Begriff, der ein
*dgb-bildungswerk.de/anerkennung-se…
situiertes bürgerliches Rechtssubjekt reproduziert und bestenfalls danach erst die proletarische Position einnimmt. Dieser theoretische Brocken ist ein einer aber ein kleiner. Anerkennung wird da eingesetzt, wo der Preis für die Berufsqualifikation verhandelt wird. Dabei steht
nicht der "Mensch im Mittelpunkt", sondern die Ware Arbeitskraft gehalten als Vermögen von Menschen. Die Subjektivierung dieses pädagogischen Ansatzes - das abstrakte Arbeiten für Geld wird vermenschlicht und humanisiert am Subjekt - soll das angeblich Formale der Arbeit mit der
einzelnen Arbeiterin und ihren Lohnerwartungen mediatisieren. Was im Raster des operationistisch inspirierten Gewerkschafts-"Macht"-Gefüges nicht auftaucht, ist die Macht der Arbeiterposition selbst - der Streik, die Übernahme der Produktion, der Mehrprodukterzeugung. Die
mögliche Kombination in der Tabelle "Organisationsmacht" + "gerechtes Deutschland & Europa" erscheint wie die Farce einer hidden agenda. Denn warum sollte eine Berufsqualifikationsanerkennung migrantischer oder europäisch "nicht-deutscher" Arbeiter auf den LKW eine Gerechtigkeit
auslösen oder machen? Ist, so meine Frage, Lohnangleich in der EU+ gleich einem Europa gerechter Löhne? Warum nur Europa und nicht internationale Gerechtigkeit? Warum nicht Gleichheit und warum nur Lohnkampf und nicht politischer?
Wenn die "Mobilisierung zunächst in den Köpfen" (Werner Dreibus, PDL) zitiert wird, klingt das wie die den Großgewerkschaften übliche gegenüberbebrachte Kritik, eben doch nur Betriebsräte die Organisierten organisieren zu lassen. Die irgendwo im Text angesprochene
Selbsterkenntnis der "Betroffenen" wird buchstäblich tabellisiert und gerastert, ohne Absolutheitsanspruch, aber doch vorsystematisiert und vorgesetzt. Warum gelten als "verlässliche Quellen für Kritik von innen" (von wo, von welchem Standpunkt, aus welchem Betrieb?) das
'Forum Gewerkschaften' der Sozialismus . de, (...) express, junge Welt, ARBEIT, LabourNet, PROKLA, Soziale Welt etc.? Was ist mit den gewerkschaftskritischen oder "intellektuellen" Plattformen und Redaktionen, was mit der gewerkschaftskritischen oder aussergewerkschaftlichen
Linken? Wir wissen alle: Gewerkschaften sind Ordnungsmacht und sie verhandeln die Verstetigung des Kapitalismus mit dem Tarif gleich mit. Die auf Seite 30 von Oskar Negt zitierte Ambivalenz des Arbeiters ist doch nur die soziologische Beschreibung des Status des Arbeiters.
Wenn der DGB Klassenkampf aufruft und in den Rahmen der individuellen Sozialisierung stellt (s. Foto), macht sie dann den Status zum Klassenaspekt und den Antagonismus Arbeit:Kapital vergessen? "Es kommt aber darauf an" "zunächst" die Gewerkschaft in die Richtung des
Antagonismus zu drehen und zu "entfrieden". Das fängt mit der Ware Lohnarbeit an und nicht mit ihrer Fetischform "Qualifikation". Selbstpädagogisierung und das Politikum, dass der Ort des Lernens die Fabrik ist in Kopplung mit freien Lernräumen muss kommen oder es kommt nur die
"Einkommensfrage". Der in dieser Referent_innenhandreichung _Anerkennung:
Service – Transport – Logistik_ in der Literatur angegebene Hans-Jürgen Urban, der die Frage beantworter, ob "Gewerkschaften (noch) Klassenorganisationen" seien geht von der verkürzten Einkommensfrage
aus: "Alltägliche Interessenkämpfe um Einkommen, Arbeitsbedingungen und soziale Sicherheit bleiben die Basis einer zeitgemäßen Klassenpolitik der Gewerkschaften." Diese müssten aber, so Urban, ergänzt werden.
Ob "die Gewerkschaften mehr Mut zur Kapitalismuskritik aufbringen" würden ist dabei Urban implizit. Warum aber nur die Kritik des Kapitalismus? Warum nicht seine Aufhebung? Diese Frage nicht zu stellen, ist die meta-pädagogische
Aufgabe der Gewerkschaften. Aller Gewerkschaften? Urban führt Marx an und weist mit Marx Gewerkschaften die "systemüberwinden[de] Transformation" als "Perspektivenaufgabe" zu. Die endgültige "Abschaffung des Lohnsystems" (Marx) meint aber mehr als Kritik. Sie meint die
Abschaffung des Kapitals. Indem der DGB hier über eine Fussnote und einen link diese Abschaffung in Kritik umdeuten lässt, wird das Ende des Kapitalismus nur eine "Perspektive" unten im Programm.
Matze Schmidt

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