Der 09.01 ist jedes Jahr eine Reminder an alle Genozidüberlebenden, dass eine Entität auf Völkermord, Konzentrationslagern, Vertreibung und Vergewaltigung aufgebaut werden darf. Der 09.01 ist der Gründungstag der Republika Srpska (RS) in Bosnien.
Jedes Jahr zelebrieren serbische Faschisten an diesem Tag den Völkermord an unseren Familien und Freunden. Besingen die Verbrecher. Meine Familienmitglieder, die nach Srebrenica und Umgebung zurückgekehrt sind, werden heute noch mit dem Tode bedroht. Weil sie überlebt haben.
In der RS wird der Völkermord an den Bosniaken verschwiegen. Menschen wurden in Konzentrationslagern gefoltert und getötet. Die Kinder lernen nichts darüber in den Schulen. Verbrecher wie Karadzic u. Mladic werden von den bosnischen Serben als Volkshelden gefeiert.
Viele der Serben, die dort leben, haben selbst an den Verbrechen teilgenommen. Oder sie haben beim Vertuschen der Verbrechen geholfen. D.h. bei der Beseitigung der Leichen und bei der Ausgrabung von sekundär und tertiären Massengräbern.
Das ist ein offenes Geheimnis. Jeder von uns kennt einen der Verbrecher persönlich. Der Mann, der für die Ermordung meines Großvater mitverantwortlich war, war unser Nachbar. Er hat meinen Großvater meine Oma aus den Händen gerissen. Sie hat in angebettelt sie auch mitzunehmen.
Er ließ sie am leben. Sie konnte nur zuschauen wie mein Großvater in Potocari abgeführt wurde. Seine Überreste wurden in zwei Massengräbern gefunden. Der Schädel und der Körper waren getrennt. Einige Knochen fehlen immer noch.
Die meisten der Täter waren unsere Nachbar, Lehrer und Schulfreunde. Nur die wenigen von ihnen werden jemals vor Gericht landen. Sie bringen ihren Kindern bei genau so zu denken wie sie. Kinder die nichts mit den Balkankriegen zutun hatten, werden zu Faschisten erzogen.
Wir werden fast jedes Jahr am 11.07 in Srebrenica von serbischen Faschisten angegriffen. Wir werden mit Steinen beworfen, wir werden als Türken beschimpft und bedroht, dass sie uns auch umbringen werden. Jedes Jahr. Polizei lässt das zu, weil sie genau so sind.
Es gibt kein Gesetz, dass die Opfer schütz und die Verherrlichung dieser Verbrechen verhindert. Stell dir vor du musst dort leben? Du siehst jeden Tag die Menschen, die deine Familie umgebracht haben. Sie reden offen darüber. Haben Videomaterial. Während du..
Jeden Tag auf eine Nachricht wartest, dass man wenigstens einen Knochen deiner Angehörigen gefunden hat.
Das sind die Habseligkeiten, die mit den Knochen meines Großvaters gefunden wurden. Die Uhr hab ich mir schicken lassen. Und der Brief...den man vom Roten Kreuz bekommt.
Lasst bitte nicht zu, dass sich unsere Geschichte wiederholt. Keiner soll das durchmachen, was uns passiert ist und was wir noch durchmachen müssen.
Danke fürs Lesen.
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Ich erzähl euch heute als kleine Ablenkung etwas über Weihnachten bei mir in Bosnien vor und während des Krieges. Ich konnte mich vor kurzem wieder an einpaar Sachen erinnern, die mich zu Tränen bewegt haben.
Ich bin Muslimin und viele werden sich wundern, wieso ich Weihnachten feiere. Bei uns wird sowas wie Weihnachten am 31. Dezember gefeiert. Es wird ein Baum geschmückt und es gibt Geschenk. Aber nur für Kinder. Es ist kein religiöses Fest. Es ist mehr ein Brauch.
Wir haben Weihnachten eher als ein Kinderfest gefeiert. Sobald man älter wurde, haben wir es nicht mehr gefeiert. Es ist über ganz Ex-Jugoslawien bis heute weit verbreitet. Unabhängig welcher Religion man angehört.
Als wir im August 1995 aus Srebrenica nach Österreich kamen, war ich 7 Jahre alt mein Bruder 6. Wir wurden gleich eingeschult. Meine Mutter sprach kein Wort Deutsch. Mein Vater nur gebrochen. Wir kamen als zwei kriegstraumtisierte Kinder in die 1. Klasse Volksschule.
Meine Eltern haben mit allen Mitteln versucht, dass mein Bruder und ich zur Nachmittagsbetreung kommen um Deutsch zu lernen und Hausaufhaben zu machen. Wurde nicht erlaubt, weil meine Mama arbeitetslos war.
Meine Mama hat nur die Pflichtschule abgeschlossen mein Papa kam mit Matura nach Österreich. Beide hatten keine Ahnung von österreichischem Schulsystem. Wir hatten größere Probleme. Vor allem Geld für Essen, Miete und für die Verlängerung des Visums. Arbeit zu finden war schwer.
Many people have been asking me how I found the courage to share my story. I am not courageous in any way. I had to heal a little before I could talk about this event. Trauma is very personal. I did not even know that I was traumatized. I just could NOT talk about the war.
Writing everthing down helps me a lot. As a child I had no one to talk to about my experiences in Srebrenica. I was 7 years old when we arrived in Vienna in August 1995. In september I started grade school. My parents, my brother and I had to get used to living together again.
My father was mostly a stranger to us. We knew him only from photographs. My mother, like me, was severely traumatized. In Austria we had to live like nothing ever happend. We were still afraid. Afraid that the Austrian government would send us back to Srebrenica.
This photo was taken a year before the genocid in Srebrenica happend.I was 6 years old in this photo. An UNPROFOR soldier took it. He was later on dismissed from his position because he got to close to the people in our village.
The hills behind our backs is where the enemy troops were. We were in constant danger. The clothes I'm wearing are flicked together from old clothes that were too small. My shoes are made with belts that UNPROFOR used to tight their carriages. This photo was sent to my father.
He was separated from us at the beginning oft the war 1992. He fled to Austria and we hardly had any contact with him because of the circumstances. We didn't see him for 3 years. He never knew if he would ever see us alive again.