Let´s talk about...was Lehrkräfte verlangen und was sie verlangen dürfen
Ich lese immer wieder, dass Eltern von heute auf morgen diverses Zeug besorgen sollen (Springseile, Mappen der Größe xy, die es nur in Indien im Einzelhandel gibt, natürlich in der Farbe Veilchenblau,
kariert mit Rand vom glücklichen Elefanten, selbst gehäutet und zu Leder verarbeitet...) und sollte das Zeug nicht bis 07:38 Uhr in doppelter Ausführung in den Händen der Lehrkraft sein, werden die Folgen gar fürchterbar sein.
Nö.
Leute, das ist Schmarrn.
Es gibt eine Zumutbarkeitsgrenze und die ist erreicht, wenn ich während des Lockdowns irgendwas Ungewöhnliches (!) innerhalb kürzester Zeit besorgen soll.
Jetzt seid ihr natürlich tolle Eltern und häutet sofort den indischen Elefanten, damit euer Jona-Eliah
oder die kleine Lisa-Lara-NochwasmitL nicht in einen Konflikt mit der Lehrkraft gerät.
Is süß.
Aber halt auch doof.
Gewöhnt uns sowas ab. Es ist Sonntag und ihr habt kein mundgeklöppeltes Springseil von der Haut der Palmenschlange? Gut. Sagt uns das. Deutlich und freundlich.
Aber bitte nicht am Sonntag. Sagt es uns am Montag Vormittag. Es ist nämlich Sonntag und niemand braucht sich mit so einem Schlatz beschäftigen. Weder ihr noch wir.
Stellen wir uns dann dumm und drohen wild mit fürchterlichen Folgen für euren Schratz -
dann sagt es der Schulleitung. Niemand kriegt eine 6, wenn die Bedingungen unzumutbar waren. Einfach Käse. Ist rechtlich auch überhaupt nicht drin.
So ein Verhalten ist einfach nicht drin unsererseits. Eskaliert doch mal.
Niemand kann und darf das verlangen.
Bildet doch bitte einen Schulterschluss und niemand häutet am Sonntag Nachmittag einen Elefanten, damit die veilchenblaue Mappe am Montag vorliegt. Sprecht euch ab und gebt uns eins auf den Deckel. Dann lernen wir schnell und effektiv, dass wir anders planen müssen.
Verlangen kann ich das übliche Schulzeug - Heft voll, neues Heft. Aber das wars. Verbrauchsmaterial eben. Alles, was darüber hinausgeht, braucht für das Besorgen Zeit und/oder Geld. Auch das muss im Rahmen bleiben.
Wenn die Sportlehrerin euren Liebling hopsen sehen möchte,
soll sie ein Seil vorbeibringen. Will sie nicht? Ach.
Überraschung. Dann wird sie sich wohl in Zukunft früher überlegen, wie ihr Sportunterricht am Montag aussehen soll. Will sie die Elefantenmappe, braucht ihr Zeit und zu teuer darf es auch nicht sein.
Und zack wird aus der Elefantenmappe der durchschnittliche Schnellhefter vom ALDI. DER ist tatsächlich zumutbar - also dass er am Montag besorgt wird, so dass er am Dienstag da ist. Auch das ist sonntags nicht drin.
Herrgott, lasst euch doch bitte nicht verarschen.
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Natürlich wird jetzt schon wieder darüber diskutiert, ob und wann die Schulen wieder geöffnet werden und was die Alternativen wären.
Nicht falsch verstehen, mir wäre es am liebsten, alle blieben daheim und alles wär gut.
Aber.
Es sind zwei Aspekte. Einerseits die (fehlende) technische Ausstattung. Da ist der Punkt, an dem Bund und Ländern aufholen können und auch schon viel passiert ist.
Nicht überall gleich, viele Lücken, aber machbar.
Meiner Meinung nach ist das nicht mehr das Hauptproblem.
Der andere Aspekt ist aber die Gefährdung der Kinder, wenn sie daheim sind und nicht in der Schule. Ich hab ein Bild einer Studie der TU München angehängt, das zeigt, wie stark die häusliche Gewalt gegen Kinder während des Lockdowns und in Quarantäne angestiegen ist.
Kennt ihr den Satz, dass aus allem Schlechten etwas Gutes erwächst?
Ich mag ihn nicht. Warum? Weil er stimmt und das ärgert mich.
Aber egal. Ich erzähl euch jetzt mal das seltsamste Gute, das dieses Jahr passiert ist.
Als ich hierher kam, wollte ich anonym bleiben. Selbst meine Nummer für Whatsapp hab ich nicht rausgegeben.
Dann wurde ich gedoxxt, mein Name, meine Adresse und meine Schule wurden durchs Netz getrieben. Ich war damals fix und fertig und wollte gehen. Nur noch weg.
Ich hatte heute geschrieben, dass ein Schüler nicht zum Arzt durfte von seinem Vater aus, weil er selbst schuld hat an seiner Verletzung, wenn er zu blöd ist, einen Ball zu fangen.
Darauf erreichte mich eine DM, dass der Vater recht hat, immerhin
wisse der Bub nun um die Konsequenzen seines Verhaltens.
Dazu mag ich was sagen.
Nämlich: Fick dich. So ein Schmarrn.
Hier werden Ebenen verwechselt. Die Konsequenz aus dem falschen Fangen des Balls ist der Schmerz, das stimmt. Schlimm genug. Wir müssen nicht alles durch Erfahrung lernen. Genau genommen wären wir wohl ausgestorben, wenn wir tatsächlich jede Erfahrung selbst machen müssten.
Heute hat ein Account getweetet: "So lange Ihr kritisierte Tweets kommentar- und erklärungslos löscht, werden andere von diesen Tweets vorsorglich Screenshots machen."
Und ich bin selten über eine Aussage so erschrocken.
Ist euch klar, was da eigentlich steht?
Hier wird Stalking und Nötigung gerechtfertigt.
Nämlich damit, dass man glaubt, dass man ein Recht darauf hätte, dass auf Kritik reagiert wird, dass eine Löschung gerechtfertigt wird.
Fremden Menschen gegenüber, in dem Fall sogar geblockten Menschen.
a) Ein Block sagt: Nein, ich möchte nicht, dass Du meine Sachen liest. Darüber wird hinweggegangen mit Zweitaccounts.
Das allein ist unglaublich übergriffig und anstandslos.
Es ist wie vor einer geschlossenen Tür zu stehen und zu versuchen, durch den Spion zu schauen.
Mir ist heute aufgefallen, wie dankbar ich meinen Eltern bin. Also bin ich immer, aber heute hab ich sehr daran gedacht.
Ich hab meine Querflöte zur Generalüberholung gebracht. Sie ist 30 Jahre alt. Und dabei ist mir eingefallen, wie viel meine Eltern schon immer für mich
getan haben. Klavierstunden, Geige, Querflöte, Ballett...ich durfte alles machen, wozu ich Lust hatte und wurde immer unterstützt - sei es durch "Mama, fährst du mich?" bis hin zu diversen schiefen Konzerten, die sich meine Eltern anhören mussten oder Ballettauftritte, die den
Namen wirklich nicht verdienen. 🤦♀️
Gerade wenn ich hier lese, wieviele Leute ein schwieriges/kein Verhältnis zu ihren Eltern haben, merk ich, dass das sicher nicht selbstverständlich war. Und ist. Bis heute geh ich zu meinem Papa, wenn irgendwas ist, ich einen Rat brauche.