Thread by @A_G_White

Ich wage eine Prognose: Mit Joe #Biden wird die #US-amerikanische Religionspolitik ein neues Gesicht bekommen. Die "Zivilreligion" wird im Katholizismus Bidens einen Aufschwung - aber in einer neuen Gestalt - feiern, weil er sich von seinem Glauben nicht lösen lässt. #Thread

Biden hat seinen Glauben nie besonders zum Thema gemacht - er hat ihn einfach gelebt. Er besuchte vor der Inaugation Obamas immer zusätzlich einen katholischen Gottesdienst & suchte auch während des Wahlkampfes immer wieder Kirchen für die Eucharistiefeier auf. Ohne Kamerateams.

Biden trägt oftmals seinen Rosenkranz am Handgelenk, er zitiert die #Bibel in seinen Reden & schreckt nicht davor zurück, christliche Hymnen in seinen Reden zu zitieren. ncronline.org/news/people/bi…

Sein Glaube wurde weniger von ihm selbst, sondern vielmehr von der republikanischen Seite zum Thema gemacht, weil man meinte, dort sei Bidens Integrität am einfachsten anzuzweifeln - ist ihr gutes Recht, auch wenn es nicht funktioniert hat. Nach der Wahl scheint es nun so, dass

Biden diesen "Ahlkampfball" dankend annimmt und - anders als alle seine Vorgänger im Weißen Haus - Religiosität wieder explizit thematisiert. Niemand, nicht einmal Bush sen. oder jun. haben ihre persönliche Spiritualität so selbstbewusst gelebt wie Biden.

Die Demokraten haben davon seit Jimmy Carter Abstand genommen. Insofern stellt #Bidens Katholizismus durchaus für die Demokraten eine Herausforderung dar, weil es nicht der Linie eines Obama oder Clinton entspricht. Bidens Biografie lässt aber vermuten, dass er sich davon nicht

abhalten lässt. Ich gehe davon aus, dass er auch im Weißen Haus die sonntägliche Messe beibehalten wird.
Zu seinen Reden: Eine so offensive Integration von Bibel & Glaube habe ich seit Ronald Reagan in den USA nicht mehr gesehen - das kann man nun gut- oder schlecht finden.

Und dennoch passiert bei Biden etwas anderes: Er muss sich nämlich nicht mehr (wie JFK) von seinem Glauben distanzieren, sondern weil der Katholizismus in der Mitte der US-Politik angekommen ist & salonfähig wurde, kann er diesen leben. Sein Katholizismus macht (für manche

unerfreulich) deutlich, wie vielgestaltig der kath. Glaube in USA & weltweit ist. Dass Bidens Glaube am zentralen Punkt der Abtreibung seinem politischen Handeln scheinbar widerspricht, unterstreicht, dass es mehrere Strömungen im US-Katholizismus gibt: theglobalist.com/united-states-…

Dass in Biden ein liberaler, aber spirituell strenger, gebundener & authentischer Glaube sichtbar wird, mag vielen nicht gefallen. Darin werden aber umso mehr Parallelen zu Papst Franziskus deutlich: Die Klimapolitik oder die Förderung von Diversität in Personalentscheidungen

sind nur zwei Punkte. Das wird wohl in weiterer Folge dazu führen, dass die Bruchlinien im Katholizismus der USA noch weiter zutage treten - demgegenüber kann Biden aber in Richtung der republikanischen Kernwähler, die die Civil Religion in den letzten Jahrzehnten als zu wenig

repräsentiert ansahen, die Hand reichen. Bei Biden kann man sich nämlich ziemlich sicher sein, dass sein Bekenntnis keine Show oder politische Inszenierung ist, sondern dass es ihn von Kindheit begleitet und zutiefst geprägt hat. In Fragen der Abtreibung müssen die Wähler der GOP

eigentlich nicht befürchten: #Trump hat vor der Wahl die wichtigste Forderung (Besetzung von Amy Barrett) bereits vollzogen - damit auch seinen wichtigsten Trumpf aus der Hand gegeben. Biden wird da nicht viel ändern können. Aber Biden kann der Religiosität im Weißen Haus wieder

einen Schub verleihen, den sich auch gerade viele konservative Gruppen gewünscht haben. Zwar macht er das im Gewand eines liberalen Katholizismus, aber gerade das könnte aufgehen, weil er so auch die ständig wachsende Zahl der "Non-Religious" in den USA mitnehmen könnte.

Kurz: Die GOP/Trump haben Biden mit der religiösen Betonung im Wahlkampf möglicherweise einen Gefallen erwiesenen bzw. wichtige Zügel aus der Hand gegeben. Wenn sich die Partei nun "nach Trump" selbst zerfleischt (möglich), könnten Biden/Dems auf Dauer die lachenden Dritten sein.