Let´s talk about...FAQs zu Schulabläufen

Ja, es läuft in allen Schulen anders. Hier mal ein paar mögliche Antworten, warum das so ist.

"Meine Kinder haben nur morgens kurz ein Meeting."
Vielleicht, weil die Lehrkraft verpflichtet ist, das Meeting von der Schule aus zu machen.
Vielleicht weil die Schulleitung das so vorgegeben hat.
Vielleicht weil nach vielen Versuchen sich zeigt, dass das bei der Menge der Kinder am besten funktioniert. (Ja, ist echt so! Dauerhafter Online-Unterrichtet ermüdet die Kids sehr)
Vielleicht weil die Lehrkraft faul ist.
"Meine Kinder müssen ihre Arbeitsblätter am Pausenhof abholen."
Vielleicht weil sehr viele SuS keinen Drucker haben.
Vielleicht weil eine hohe Kindswohlgefährdung vorliegt und die Lehrkraft die SuS ab und zu sehen möchte.
Vielleicht weil die Lehrkräfte auf Wäschekörbe steht.
"Wir kriegen viel zu viel Material."
Vielleicht um zu differenzieren.
Vielleicht arbeitet dein Kind zu langsam.
Vielleicht liebt es die Lehrkraft alle Kinder zu überfordern und genießt das Leid der Eltern.
"Wir kriegen zu wenig Material."
Vielleicht will die Lehrkraft die SuS entlasten.
Vielleicht arbeitet dein Kind sehr schnell.
Vielleicht hält sie gesunde Langeweile für erstrebenswert.
Vielleicht ist sie faul.
"Unsere Lehrkraft meldet sie nie!"
Vielleicht geht es auch ihr nicht gut. Meldet euch doch mal!
Vielleicht gibt es die Anweisung, das so zu handhaben.
Vielleicht steckt sie bis zum Hals in Arbeit.
Vielleicht ist die Lehrkraft eine dumme Nuss.
"Die Infos sind zu ungenau!"
Vielleicht will die Lehrkraft bewusst nicht so einschränken.
Vielleicht wurden die Infos auf anderem Wege verteilt.
Vielleicht könnte man ja noch mal nachfragen.
Vielleicht will die Lehrkraft tatsächlich die Eltern im Dunklen tappen lassen.
"Lehrkräfte arbeiten momentan doch nix."
Ja, und weil ich noch nie China gesehen habe, bezweifle ich, dass es existiert.
Vielleicht arbeitet die Lehrkraft an Dingen, die ihr nicht mitbekommt.
Vielleicht ist die Lehrkraft ne faule Wutz.
Ich könnte noch endlos so weitermachen. Auf jede Aussage gibt es x Antworten. Ein Pauschalisieren hilft momentan keinem Menschen weiter. Mir vergeht aufgrund des Lehrerbashings mittlerweile wirklich die Lust. Natürlich gibt es faule Lehrkräfte. So wie es eben faule Bäcker oder
faule Unternehmensberater gibt. Aber die meisten von uns stemmen momentan Unmengen, sind am End selbst Eltern und kämpfen auch da an allen Fronten. So verständlich der Frust auch ist, wenn man selbst nicht gerade Mr oder Mrs Universum als Lehrkraft des Kindes abbekommen hat,
die Pauschalurteile sind verletzend.
Vielleicht wäre es einfach sinnvoll, sich zu überlegen, ob das eigene Urteil nicht doch nur den eigenen Bezugsrahmen abbildet und man sich dann auch im Urteilen auf diesen beschränken sollte.
Ich verstehe die Unzufriedenheit wirklich und Manches, was ich lese, lässt mich sehr fassungslos zurück.
Aber es sind Einzelfälle, die man auch so betrachten darf.
Genauso wie man eben anschauen sollte, WER tatsächlich für einen Missstand verantwortlich ist.
Wir können nichts für technische Ausstattung der Schule oder der SuS.
Wir können nichts für politische Vorgaben.
Wir können nichts für Datenschutzverordnungen.
Und am allerwenigsten können wir etwas für das Verhalten eurer Kinder in dieser Zeit und wie sehr euch das nervt.
Wir entscheiden nicht über Schulschließungen und Schulöffnungen, sondern sind genauso überrascht wie ihr.
Wir können nichts für Informationspolitik.

Langsam reicht es mir in dieser Sündenbockrolle. Ich hatte wirklich gehofft, dass durch die Situation mehr Verständnis für
Lehrkräfte, Pflegende, Erzieher:innen usw. entsteht, aber stattdessen wird draufgeschlagen, wo es nur geht.

Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich den Hut ziehe vor ALLEN MENSCHEN, die gerade unendlich viel leisten, um den Laden am Laufen zu halten.
Ich treffe auf tolle Eltern, die mithelfen, wo es geht.
Tolle Kollegen, die euren Kids möglichst viel Normalität schenken.
Tolle Erzieher:innen, die neben den eigenen Kids auch noch eure Kids erziehen.

Ich hoffe einfach, dass Twitter hier nicht die Realität abbildet.

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More from @MelsGedanken

10 Jan
Let´s talk about...was Lehrkräfte verlangen und was sie verlangen dürfen

Ich lese immer wieder, dass Eltern von heute auf morgen diverses Zeug besorgen sollen (Springseile, Mappen der Größe xy, die es nur in Indien im Einzelhandel gibt, natürlich in der Farbe Veilchenblau,
kariert mit Rand vom glücklichen Elefanten, selbst gehäutet und zu Leder verarbeitet...) und sollte das Zeug nicht bis 07:38 Uhr in doppelter Ausführung in den Händen der Lehrkraft sein, werden die Folgen gar fürchterbar sein.

Nö.
Leute, das ist Schmarrn.
Es gibt eine Zumutbarkeitsgrenze und die ist erreicht, wenn ich während des Lockdowns irgendwas Ungewöhnliches (!) innerhalb kürzester Zeit besorgen soll.
Jetzt seid ihr natürlich tolle Eltern und häutet sofort den indischen Elefanten, damit euer Jona-Eliah
Read 10 tweets
21 Dec 20
Let´s talk about...Schulöffnungen

Natürlich wird jetzt schon wieder darüber diskutiert, ob und wann die Schulen wieder geöffnet werden und was die Alternativen wären.

Nicht falsch verstehen, mir wäre es am liebsten, alle blieben daheim und alles wär gut.

Aber.
Es sind zwei Aspekte. Einerseits die (fehlende) technische Ausstattung. Da ist der Punkt, an dem Bund und Ländern aufholen können und auch schon viel passiert ist.
Nicht überall gleich, viele Lücken, aber machbar.
Meiner Meinung nach ist das nicht mehr das Hauptproblem.
Der andere Aspekt ist aber die Gefährdung der Kinder, wenn sie daheim sind und nicht in der Schule. Ich hab ein Bild einer Studie der TU München angehängt, das zeigt, wie stark die häusliche Gewalt gegen Kinder während des Lockdowns und in Quarantäne angestiegen ist.
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20 Dec 20
Ich musste gerade so lachen.

Kennt ihr den Satz, dass aus allem Schlechten etwas Gutes erwächst?
Ich mag ihn nicht. Warum? Weil er stimmt und das ärgert mich.
Aber egal. Ich erzähl euch jetzt mal das seltsamste Gute, das dieses Jahr passiert ist.
Als ich hierher kam, wollte ich anonym bleiben. Selbst meine Nummer für Whatsapp hab ich nicht rausgegeben.

Dann wurde ich gedoxxt, mein Name, meine Adresse und meine Schule wurden durchs Netz getrieben. Ich war damals fix und fertig und wollte gehen. Nur noch weg.
@markmueller1979 meinte dazu recht lapidar: "Scheiß drauf, es kann dir egal sein."
Zusammen mit @Tra_v_eller, @Claudia73561220, @missterioes und @bamboo_ish hat er mich zurückgeholt. ❤️

Und dann gings los. Es wurde mir egal. Wenn mich jemand besuchen wollte, hab ich Ja gesagt.
Read 6 tweets
7 Dec 20
Let´s talk about...Konsequenzen

Ich hatte heute geschrieben, dass ein Schüler nicht zum Arzt durfte von seinem Vater aus, weil er selbst schuld hat an seiner Verletzung, wenn er zu blöd ist, einen Ball zu fangen.
Darauf erreichte mich eine DM, dass der Vater recht hat, immerhin
wisse der Bub nun um die Konsequenzen seines Verhaltens.

Dazu mag ich was sagen.
Nämlich: Fick dich. So ein Schmarrn.
Hier werden Ebenen verwechselt. Die Konsequenz aus dem falschen Fangen des Balls ist der Schmerz, das stimmt. Schlimm genug. Wir müssen nicht alles durch Erfahrung lernen. Genau genommen wären wir wohl ausgestorben, wenn wir tatsächlich jede Erfahrung selbst machen müssten.
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30 Nov 20
Heute hat ein Account getweetet: "So lange Ihr kritisierte Tweets kommentar- und erklärungslos löscht, werden andere von diesen Tweets vorsorglich Screenshots machen."
Und ich bin selten über eine Aussage so erschrocken.
Ist euch klar, was da eigentlich steht?
Hier wird Stalking und Nötigung gerechtfertigt.

Nämlich damit, dass man glaubt, dass man ein Recht darauf hätte, dass auf Kritik reagiert wird, dass eine Löschung gerechtfertigt wird.
Fremden Menschen gegenüber, in dem Fall sogar geblockten Menschen.
a) Ein Block sagt: Nein, ich möchte nicht, dass Du meine Sachen liest. Darüber wird hinweggegangen mit Zweitaccounts.
Das allein ist unglaublich übergriffig und anstandslos.

Es ist wie vor einer geschlossenen Tür zu stehen und zu versuchen, durch den Spion zu schauen.
Read 15 tweets
28 Nov 20
Mir ist heute aufgefallen, wie dankbar ich meinen Eltern bin. Also bin ich immer, aber heute hab ich sehr daran gedacht.

Ich hab meine Querflöte zur Generalüberholung gebracht. Sie ist 30 Jahre alt. Und dabei ist mir eingefallen, wie viel meine Eltern schon immer für mich
getan haben. Klavierstunden, Geige, Querflöte, Ballett...ich durfte alles machen, wozu ich Lust hatte und wurde immer unterstützt - sei es durch "Mama, fährst du mich?" bis hin zu diversen schiefen Konzerten, die sich meine Eltern anhören mussten oder Ballettauftritte, die den
Namen wirklich nicht verdienen. 🤦‍♀️

Gerade wenn ich hier lese, wieviele Leute ein schwieriges/kein Verhältnis zu ihren Eltern haben, merk ich, dass das sicher nicht selbstverständlich war. Und ist. Bis heute geh ich zu meinem Papa, wenn irgendwas ist, ich einen Rat brauche.
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